Der verkaufte Patient
seinem beruflichen Ethos verbunden und seinen Patienten verpflichtet ist, wird abgelöst von der Vorstellung eines Angestellten der öffentlich-rechtlichen Krankenkassen, die – gedeckt vom Gesetzgeber – das Gesundheitssystem Schritt für Schritt verstaatlichen sollen. Für freiberufliche, eigenverantwortlich im Dienst der Patienten handelnde Ärzte ist in diesem System kein Platz mehr. Das Gleiche gilt für die private Krankenversicherung. Dagegen müssen sich die Betroffenen zur Wehr setzen … Ihr Protest und die massenweise Rückgabe der Kassenzulassung könnte eine der letzten Chancen sein, die Politik zum Umdenken zu zwingen …« (aus einem Schreiben vom 26. 2. 2008).
Krampfadern und Goldadern
Friedrich Merz formuliert mit solcher Präzision, dass ich Partien seines Briefes Ärzten und Bürgern zum Auswendiglernen empfehle. Besser kann man es nicht sagen. Nur in einem entscheidenden Punkt widerspreche ich Friedrich Merz: Der Zug fährt nicht in Richtung Pankow. Er fährt nach Amerika. Der Zugriff der Politik und ihrer Helfershelfer auf unser Gesundheitswesen will nicht die Restauration der DDR-Staatsmedizin – er will die Macht über
alles
, damit
alles
verkauft werden kann. Das Endziel der »sog. Gesundheitsreformen« ist nicht die Herrschaft der Bürokraten über die Krampfadern,sondern die Herrschaft der Fondsgesellschaften über die Goldadern.
Weder die Ärzte noch die Bürger haben bis heute wirklich verstanden, was sich vollzieht. Die Damen und Herren in Weiß gehen derzeit auf die Straße, weil sie den Fressnapf weggenommen bekommen. Ihr Widerstand wird zusammenbrechen wie ein Kartenhaus, wenn sie zwischenzeitlich mit ein paar politisch-strategischen Fleischbröckchen ruhiggestellt werden. Und die Bürger verstehen genau dies: Den Ärzten, denken sie, geht es um ein bisschen mehr Geld, eine etwas angemessenere Honorierung, dann löst sich die Revolte in Luft auf. Sie wollen mindestens AUDI fahren, wenn es denn kein Porsche mehr sein kann.
Wofür ich kämpfe
Um keinerlei Missverständnisse aufkommen zu lassen: Vor diesen Karren werde ich mich nicht spannen lassen. Ich kämpfe nur dann für unsere Ärzte, wenn und solange es ihnen um das Ganze geht, die Rettung des Sozialauftrags vor den Zähnen der Haie. Ich kämpfe nicht für ein einträglicheres Punktesystem, nicht für die Aufbesserung der Saläre, nicht für die Geltendmachung ärztlicher Lobbyinteressen und nicht für die Bewahrung von Erbhöfen. Ich kämpfe für die Erhaltung unseres Sozialstaates, der gerade in seiner Grundstruktur zerstört wird. Ich kämpfe gegen den neuen Totalitarismus der Weltmacht Geld. Ich greife die Politik und ihre Kumpane an, die sich aus Dummheit oder Geldgier (oder einem Mix aus beidem) korrumpieren lassen und uns Patienten verraten und verkaufen, indem sie unser Geld, für das wir Gesundheit wollen und sonst nichts, veruntreuen. Ich kämpfe gegen die Handlanger, die uns Patienten – unsere Daten, unsere ökonomischen Ressourcen, unsere Freiheit – an die Plünderer aus Amerika und anderen Ländern ausliefern, Konzerne, dieuns künstlich krank machen, damit sie uns mit Pseudoleistungen ausnehmen können, während die wirklich Kranken draufgehen.
Und nur weil es die freien, niedergelassenen Ärzte sind, bei denen das Krebsgeschwür namens Gesundheitsreform hässlich und stinkend aufplatzt, bin ich an ihrer Seite und gieße Essig in die Wunde.
Gehen wir ins Detail!
Wer die Vision versteht, versteht die Arroganz der Macht
Lassen Sie mich zunächst beschreiben, welcher Vision die politisch handelnden Kräfte folgen. Dann werden Sie eine ganze Reihe von Dingen auf einen Schlag verstehen. Ihnen wird es einleuchten …
warum die freien, niedergelassenen Ärzte das Letzte sind, »was das System« gebrauchen kann,
warum die Ärzte aussteigen
müssen
, wenn sie ihre berufliche Existenz retten wollen,
warum durch den Ausstieg der Ärzte der antidemokratische, die Freiheit im Ganzen bedrohende Charakter unseres Gesundheitssystems demaskiert wird und die Beiträger und Profiteure der »Reform« bloßgestellt werden,
warum der Ausstieg der Ärzte die Lunte an der Zerstörung der »sog. Gesundheitsreform« ist und deshalb von den Politikern und Funktionären mit aller Gewalt verhindert werden soll,
warum der Schulterschluss der Patienten mit den freien, niedergelassenen Ärzten mehr als ein Akt der Solidarität und der demokratischen Zivilcourage, vielmehr auch ein Beitrag zur Rettung unseres
Weitere Kostenlose Bücher