Der verletzte Mensch (German Edition)
diesem Buch aufgelistet. Die Psychologie hat sich seit Freud über ein Jahrhundert lang fast ausschließlich auf die dunkle Seite der menschlichen Seele konzentriert, daher herrschte dringender Aufholbedarf, meinten die Pioniere der Positiven Psychologie.
Die Mitbegründer der Positiven Psychologie, Martin Seligman und Mihaly Csikszentmihalyi, arbeiten an einer neuen, aufregenden These: Der Mensch ist nicht mit der Erbsünde belastet, die ihn von vornherein mit dem Defekt des Unglücks beschwert, sondern im Laufe seiner Evolution mindestens ebenso stark mit einer Art Glücksprogrammierung ausgestattet worden.
Die ein, zwei, drei … vierundzwanzig Stärken des Menschen
Die erste Aufgabe, die sich die Positive Psychologie gestellt hatte, war, gleichsam ein Anti-DSM 4 zu entwickeln, das alle positiven Faktoren und Potenziale des Menschen aufschlüsselt. Dieses Handbuch listet 24 „Stärken“ auf, die von allen Kulturen anerkannt werden. Sie reichen von der Neugier bis zur Originalität und dienen der Orientierung, welche Lebensbereiche in einem selbst zu entwickeln sind.
Martin Seligman, der Direktor des Zentrums für Positive Psychologie an der Universität von Pennsylvania, hat dazu einen Online-Test entwickelt. Dieser Test war so attraktiv, dass innerhalb weniger Monate fast 700.000 Menschen daran teilnahmen. Wenn Sie selbst Ihre 24 Stärken herausfinden wollen, dann können Sie das kostenlos tun. Ich kann Ihnen eine sehr bereichernde Erfahrung versprechen, wenn Sie das bisschen Zeit investieren: www.authentichappiness.sas.upenn.edu/
Die Vielzahl dieser Daten ermöglichte Seligman, genauere Rückschlüsse über zuvor kaum erforschte Begriffe wie Mut oder Großzügigkeit zu ziehen und so wichtige Grundlagen der Positiven Psychologie zu erarbeiten. Dieses Wissen über die positiven Kerntugenden des Menschen und unter welchen Bedingungen diese wirken, kann sehr hilfreich für Eltern und Schulen sein. Wie schon mehrmals betont, ist die Frage, in welchem Ausmaß unsere Stärken und Tugenden angeboren sind, noch nicht ausreichend beantwortet. Trotzdem ist es sehr hilfreich, zu wissen, welche Stärken ein Mensch hat. Wenn wir zum Beispiel wissen, dass jemand sehr kooperativ ist, dann hat es wenig Sinn, ihn in ein sehr wettbewerbsorientiertes Umfeld zu setzen. Wir können also Veranlagungen nicht wesentlich verändern, wir können aber für jeden Bedingungen schaffen, die erlauben, seine Stärken zu nutzen. Je mehr wir über Tugenden wie Dankbarkeit oder Kreativität wissen, umso leichter werden wir in der Zukunft Institutionen mit entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen.
Was das Gallup-Institut in 25 Jahren über berufliche Stärken herausgefunden hat
Marcus Buckingham und Donald O. Clifton haben auf der Grundlage einer breit angelegten Befragung 34 Leitmotive des menschlichen Talents ermittelt, mit denen die berufliche Begabung eines jeden Menschen beschrieben werden kann. Das Gallup-Institut hat 198.000 Mitarbeitern aus 36 Unternehmen die Frage gestellt: „Haben Sie bei Ihrer Arbeit die Gelegenheit, jeden Tag das zu tun, was Sie am besten können?“ Nur 20 Prozent bejahen diese Frage. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass Unternehmen bei der Entdeckung und Förderung der natürlichen Talente von Menschen nicht besser abschneiden als die Schule, obwohl sie aus ökonomischer Sicht alle Gründe dafür hätten.
Buckingham und Clifton deklarieren sich eindeutig als Vertreter der Positiven Psychologie und leisten einen wertvollen Beitrag, menschliche Talente präziser zu beschreiben, Instrumente für ihre Identifizierung anzubieten und konkrete Empfehlungen für ihren Einsatz in Organisationen zu geben.
Talent ist laut ihrer Definition jedes nachhaltige Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster, das produktiv eingesetzt werden kann. Talente sind beständig, einzigartig und dauerhaft. Um die Stärken von Menschen zu nutzen, sind drei Werkzeuge erforderlich:
• das Verständnis, wie man die eigenen Talente von den Dingen unterscheiden kann, die sich lernen lassen,
• ein System zum Erkennen der eigenen dominierenden Talente,
• eine gemeinsame Sprache zur Beschreibung der eigenen Talente.
Mit dem von ihnen entwickelten Strength-Finder-Profil kann jeder Mensch herausfinden, wo er das größte Potenzial für eine Stärke hat. Das Profil misst 34 Talent-Leitmotive:
Analytik, Anpassungsfähigkeit, Arrangement, Autorität, Bedeutsamkeit, Behutsamkeit, Bindungsfähigkeit, Disziplin, Einfühlungsvermögen,
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