Der verletzte Mensch (German Edition)

Umfeld Kinder am besten gedeihen, statt ihren Kindern ihre eigenen Erfahrungen einfach überzustülpen. So blicken viele Erwachsene sehr zufrieden auf ihre Zeit in Internaten zurück, während es für andere die Hölle auf Erden war. Und auch heute sind manche Kinder sehr glücklich in Internaten, während andere darunter leiden. Dasselbe trifft auf die Entscheidung zu, sein Kind in eine sehr traditionelle Schule mit klarer Leistungsorientierung zu geben oder eher in eine Schule mit alternativer Pädagogik. Ganz gefährlich wird es, wenn Eltern glauben, die eigenen Talente auch in den Kindern zu entdecken. Bei der Diagnose der tatsächlichen Begabungen ihrer Kinder lässt man Eltern heute noch immer allein, obwohl alle Instrumente dazu längst bekannt sind.
    Eine der großen Herausforderungen, um eine Welt zu schaffen, in der mehr Menschen glücklich sind, wird darin liegen, unsere Institutionen wie Kindergärten, Schulen, Kirchen, Vereine und Unternehmen so zu gestalten, dass möglichst viele Menschen die Gelegenheit erhalten, ihre Tugenden und Stärken auch anwenden zu können.
    Zusammenfassung: Das sagt die Wissenschaft
    1. Schlechte soziale Startbedingungen und tiefe psychische Verletzungen führen nicht zwangsläufig zum Scheitern im Leben.
     
    Die Resilienzforschung und viele verwandte Konzepte räumen mit dem Dogma auf, dass Menschen mit schwierigen familiären Startbedingungen oder mit frühen Traumata fast zwangsläufig dazu verurteilt sind, im Leben zu scheitern. Und das hat nichts mit Sozialromantik zu tun, sondern wurde in der Zwischenzeit durch eine Vielzahl von Langzeitstudien bewiesen.
     
    2. Es gibt Schutzfaktoren, die uns helfen, unsere Verletzungen zu bewältigen.
     
    Eine zentrale Erkenntnis der zahlreichen Studien zum Thema Resilienz ist die Tatsache, dass die Faktoren, die für Risikokinder entscheidend waren, sich auch als äußert hilfreich für die Entwicklung von Kindern, die in stabilen und sicheren Elternhäusern aufwuchsen, erwiesen. Kinder brauchen zumindest einen Mentor, sie sollen schon früh lernen, Verantwortung zu übernehmen, und es ist gut, wenn sie in einer religiösen oder anderen idealistischen Gemeinschaft Halt finden.
     
    3. Psychische Widerstandsfähigkeit und eine positive Lebenseinstellung sind zu einem bestimmten Teil genetisch bedingt – Emotionale Intelligenz kann man steigern.
     
    Jeder Mensch verfügt über eine angeborene Glücksfähigkeit und über psychische Widerstandskraft, sie sind aber sehr unterschiedlich ausgeprägt. Es handelt sich um keine unveränderbaren Fixgrößen, sondern sie können positiv und negativ beeinflusst werden. Auch wichtige Persönlichkeitsmerkmale sind zu einem bestimmten Ausmaß genetisch bedingt, aber Temperament ist kein Schicksal, wie Daniel Golemans Forschungen zur Emotionalen Intelligenz zeigen. Selbstwahrnehmung, der gezielte Einsatz von Emotionen und Empathie lassen sich durch Training entscheidend steigern.
     
    4. Widerstandsfähigkeit gegen die Verletzungen des Lebens kann man lernen – und das sollte möglichst früh passieren.
     
    Eltern, Schulen, Kirchen, Musikgruppen, soziale Organisationen könnten eine viel wichtigere Rolle dabei spielen, um Kinder auf den Umgang mit Verletzungen besser vorzubereiten. Manche Menschen sind in der Lage, diese Kompetenzen aus sich selbst zu entwickeln, andere benötigen Anleitung und Unterstützung von außen. Je mehr Eltern über die natürlichen Talente ihrer Kinder wissen, umso eher können sie Letztere dabei anleiten, ihre Anstrengungen auf Bereiche zu richten, in denen sie tatsächlich gute oder sogar außergewöhnliche Leistungen erbringen können. Die positiven Gefühle, die Kinder bei diesen Erfolgen erleben, stärken wieder ihr Selbstwertgefühl und machen sie so widerstandsfähiger gegenüber Verletzungen.
     
    5. Die Erkenntnisse der Positiven Psychologie helfen Menschen, ihre eigenen Stärken zu erkennen und ihre Anstrengungen darauf zu konzentrieren.
     
    Die Positive Psychologie steht für einen Paradigmenwechsel von der Konzentration auf die Defizite der Psyche hin zu einer genauen Forschung über die Stärken des Menschen. Sowohl die von Martin Seligman erforschten 24 menschlichen Stärken als auch die 34 Felder beruflicher Talente des Gallup-Instituts sind taugliche Instrumente, um Stärken besser zu beschreiben und zu identifizieren. Diese können Menschen dabei helfen, ihre Anstrengungen auf Gebiete zu lenken, in denen sie dann auch erfolgreich sein können. Die