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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Schlafzimmer durch und ging dann, ohne mir auch nur das Gesicht zu waschen, hinüber ins Studio. So nannte ich großspurig diesen Raum, der sowohl zum Arbeiten als auch zum Spielen gedacht war. Ich wollte mir eine Überdosis Inkakultur verpassen.
    »Ruf Jabba an«, befahl ich dem Computer noch im Flur. Und als ich gleich darauf das Studio betrat, begrüßte mich Jabba bereits geschäftsmäßig.
    »Bist du unten?« Ich ließ mich auf meinen Drehstuhl fallen und griff nach einer Büroklammer, die ich zwischen den Fingern verbog.
    »Wo sonst?«
    »Ich brauche deine und Proxis Hilfe.«
    »Ist etwas passiert?« fragte er erschrocken. »Wie geht es Daniel?«
    »Unverändert heute morgen.« Meine offenen und ungekämmten Haare störten mich. Ich drehte sie am Hinterkopf zu einem Knoten und stülpte eine alte Kappe der Barcelona Dragons darüber. Seit einem Monat hatte ich Karten für das Spiel am nächsten Samstag im Olympiastadion auf dem Montjuic. Gegen die Rhein Fire aus Düsseldorf. Wie es aussah, würde ich mir das abschminken müssen. »Ich wollte euch um einen Gefallen bitten.«
    »Dann tu’s.«
    »Ich habe hier einen Haufen Bücher, die ich mir ansehen muß, bevor ich ins Krankenhaus fahre.«
    »Sag bloß, ich soll sie für dich lesen.«
    »Sei nicht albern. Darum geht es nicht.«
    »Dann komm zur Sache, ich hab zu tun.«
    »Hast du nicht. Ich geb dir den Nachmittag frei, und Proxi auch.«
    »Wunderbar. Das trifft sich prima. Wir wollten sowieso los, uns endlich ein Sofa kaufen. Also, tschüs dann.«
    »Halt, warte, du Spinner!« Ich mußte grinsen. »Du kannst jetzt nicht weg.«
    »Ach, nein? Wozu gibst du mir dann den Nachmittag frei?«
    »Damit du etwas für mich recherchierst. Ich muß alles wissen, was Proxi und du im Internet über eine Inkasprache herausfinden könnt, die Aymara heißt.«
    Ein Schweigen tief wie ein Kanalschacht breitete sich im Studio aus. Als hörbares Zeichen meiner Ungeduld begann ich, mit den Fingern auf die Tischplatte zu trommeln, bekam aber noch immer keine Antwort.
    Schließlich war ich es leid. »Bist du noch da, Herzchen?«
    »Nein.«
    »Jetzt komm schon! So kompliziert ist das nun auch wieder nicht.«
    »Ach, nein?« grollte er. »Ich habe ja nicht einmal kapiert, was du gesagt hast! Wieso, zum Teufel, glaubst du, ich könnte etwas darüber herausfinden?«
    »Weil du es draufhast. Das wissen doch alle.«
    »Hör auf zu sülzen, klar?« »Du mußt das einfach für mich recherchieren, Marc, ehrlich.«
    Wieder Stille. Aber ich wußte, daß ich die Schlacht gewonnen hatte.
    Aus dem Lautsprecher drang ein langer Seufzer. »Erklär mir noch mal, wonach wir suchen sollen.«
    »Die Inka, die Bewohner des Inkareichs ...«
    »Aha, die Inka in Lateinamerika.«
    »Genau. Also, die haben dort zwei verschiedene Sprachen gesprochen. Die offizielle Sprache des Reichs, die von den meisten Einwohnern gesprochen wurde, ist Quechua, und die andere ist Aymara. Das wurde im Südosten gesprochen.«
    »Im Südosten von was?«
    »Was weiß denn ich!« Glaubte Jabba etwa, ich würde mich da auskennen? Für mich waren das doch auch böhmische Dörfer! »Im Südosten des Inkareichs vermutlich.«
    »Okay, dann willst du also alles über das Aymara wissen, das im Südosten des Inkareichs gesprochen wurde.«
    »Genau.«
    »Gut. Ich hoffe, du hast gute Gründe dafür, daß Proxi und ich den Nachmittag damit verbringen, etwas über das Aymara herauszufinden, das im Südosten des Inkareichs gesprochen wurde, denn andernfalls lege ich dein Unternehmen in Schutt und Asche und sorge dafür, daß du im Knast landest.«
    Die Worte eines Hackers sollte man nie auf die leichte Schulter nehmen. »Ich habe gute Gründe.« Hatte ich die .?
    »In Ordnung. Ich hole Proxi ab, und wir setzen uns zum Arbeiten in den >100<.«
    »Einverstanden. Ruft mich an, wenn ihr fertig seid.«
    »Ach, und du hast nicht gefragt, was aus der Kampagne gegen die TraxSG geworden ist.«
    Das hatte ich vollkommen vergessen! Seit Montag war die Festplatte in meinem Kopf neu formatiert. »Wie läuft es?« fragte ich verlegen.
    »Super. Heute steht es in allen Zeitungen. Die von der TraxSG werden Blut und Wasser schwitzen, um einigermaßen glimpflich aus der Sache rauszukommen. Und sie haben keinen Schimmer, woher der Boykottaufruf kommt.«
    Ich lachte. »Freut mich. Laß sie nur suchen. Also, du meldest dich dann.«
    »Aber sicher. Tschüs.«
    Ich war wieder allein in meinem stillen Studio ... Also, nicht vollkommen allein, denn wie immer leistete

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