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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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würden ihn bezahlen.«
    »Natürlich. Ich bezahle Sie auch, wenn Sie mich zu ihm bringen.«
    Tom dachte einen Augenblick nach. »In welcher Branche arbeiten Sie?«, fragte er.
    »Ich … ich bin Anwalt.«
    Selbst in dem fahlen Licht bemerkte Rose das Misstrauen in den Augen des alten Mannes.
    »Ihr Freund ist nicht in Schwierigkeiten«, wiederholte er. »Das schwöre ich. Der Fall, den ich vertrete, hat nicht das Geringste mit ihm zu tun. Man hat mir gesagt, er könne mir helfen, das ist alles.«
    Tom musterte ihn genauer, taxierte ihn. Ein Anwalt. Ob das stimmte? Der Vertrag mit dem Captain wog schwer wie ein Backstein in seinem Jackensaum.
    »Sie sehen gar nicht aus wie ein Anwalt.«
    »Aber ich bin einer, und zwar in einer hoch angesehenen Kanzlei.«
    »Sind Sie allein hier?«
    Rose wurde unbehaglich zumute. Er nickte.
    »Ganz allein«, meinte Tom nachdenklich und schüttelte den Kopf. »Wie kann sich ein so feiner Herr wie Sie nur auf eigene Faust in dieses Viertel wagen? Manch einer, der hier rumspazierte, ist nie wieder rausgekommen. Ein Mann von Ihrem Beruf sollte es eigentlich besser wissen. Trotzdem, für mich ist es ein Glücksfall, könnte man sagen. Sie sind also Anwalt? Wer hätte das gedacht?«
    Tom lächelte in sich hinein und entblößte dabei seine schwarzen Zahnstummel. Das Weiße in seinen Augen glänzte in der hereinbrechenden Dämmerung.
    In den Schatten ringsum lauerte Gefahr. Rose schluckte den bitteren Speichel hinunter. »Danke.« Seine Stimme klang schrill, als er eine halbe Krone aus der Tasche zog. Er könnte sich umdrehen und losrennen, ging es ihm durch den Kopf, aber es war inzwischen so dunkel, dass die Gassen sich wie Schorf auf einer Wunde geschlossen halten. Er saß in der Falle. Vor Angst war ihm ganz schwindelig. »Sie haben mir sehr geholfen. Wenn Sie mich jetzt vorbeilassen …«
    Der alte Mann wich keinen Schritt zur Seite. Er spuckte auf die Münze und rieb sie dann kräftig an seinem zerschlissenen Jackenärmel ab. Zufrieden ließ er sie in seine Tasche gleiten.
    »Ich dachte, Sie wollten zu Tom?«
    »Ich …«
    »Sonst hätten Sie die halbe Krone doch umsonst hergegeben.«
    Es war dieses Augenzwinkern, das Rose beruhigte. Jemand konnte einem doch nicht so fröhlich zuzwinkern und im nächsten Moment den Hals umdrehen. Das jedenfalls war die Erklärung, die Rose später fand. In dem Moment aber war er schier besinnungslos vor Angst, als er Tom durch ein Gewirr von Gassen auf eine breitere Straße folgte, wo die rote rußende Flamme einer alten Talglampe eine schäbige Pension erleuchtete. Auf einer Decke vor dem Haus, in Schmutz und Lumpen gehüllt, kauerte eine Familie um eine Ansammlung staubiger Flaschen und Eisenketten. Eltern und Kinder starrten Rose mit trübem Blick an, als er über sie hinwegstieg. Eines der jüngeren Kinder wimmerte und streckte die Hand nach Roses Mantelsaum aus, zog aber den Kopf ein, als Tom knurrte und ausholte, als wollte er ihm mit seiner gebogenen Stiefelspitze einen Fußtritt verpassen. Nach ein paar Schritten duckte sich Tom unter einen niedrigen Eingang, dessen schwere Holztür von einem Lederriemen offen gehalten wurde. Nach kurzem Zögern folgte ihm Rose. Die Taverne war düster und still, und auf dem mit Sägemehl bestreuten Boden standen nur wenige einfache Tische und Bänke. Über die Decke zog sich ein Netz aus graugrünem Schimmel. Tom schwang ein Bein über einen niedrigen Schemel in einer Ecke und machte eine Geste zu Rose, sich ebenfalls zu setzen. Aber Rose blieb stehen, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
    »Ich nehme an, wir werden Tom hier treffen«, sagte er grimmig.
    »Richtig.«
    Rose sah sich um. In der Taverne saßen nur ein paar Männer, die meisten allein. Sie hatten aufgeblickt, als er eingetreten war, wie Kühe, die einen Fremden auf einer Wiese anglotzen, aber jetzt senkten sie den Kopf erneut über ihr Glas und tranken, während sie in dumpfer Starre vor sich hin brüteten.
    »Also. Wer von denen ist es?«
    »Er sitzt vor Ihnen.«
    »Aber …«
    »Man kann nie vorsichtig genug sein.«
    Rose stutzte. Er hatte keine Ahnung, ob der alte Mann die Wahrheit sagte. Aber vielleicht spielte das gar keine Rolle. Das Einzige, was zählte, war, dass er in die Tunnel gelangte. Eine Frau mit einem kantigen, geröteten Gesicht und einer schmuddeligen Schürze brachte Krüge mit Porterbier. Tom nickte Rose zu, der ein paar Münzen in die ausgestreckte Hand der Frau fallen ließ.
    »Nun gut«, meinte Rose

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