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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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zögerlich.
    »Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen«, erwiderte Tom.
    »Mag sein.«
    »Also, was wollen Sie?«
    Rose beschränkte sich auf die allernotwendigsten Erklärungen. Ein Mord war geschehen. Tom hatte wahrscheinlich davon gehört. Ein Gentleman, ermordet in den Abwasserkanälen. Tom zuckte die Achseln, aber in seinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken. Als Rose mit seiner Geschichte fertig war, hatte Tom regelrecht Magenkrämpfe. Der Anwalt hatte den Captain mit keinem Wort erwähnt. Doch es gab eine Chance, dass der Captain nicht ungeschoren davonkam, und zwar wenn der Verrückte freigesprochen wurde. Die Vorstellung, den Captain in Schwierigkeiten zu bringen, war so verlockend wie der Geruch von Roastbeef. Aber ihm waren die Hände gebunden. Der Anwalt hier, der wusste, wie er, Tom, aussah und wo er wohnte – das war zu gefährlich. Viel zu gefährlich.
    »Ich glaub, ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte Tom achselzuckend. »Ich geh nämlich nicht mehr in die Tunnel. Schon seit Jahren nicht mehr. Is ja verboten heutzutage.«
    »Aber es muss doch Mittel und Wege geben, um hinunterzukommen. Legal oder nicht. Ich bezahle Sie dafür.«
    Tom schüttelte entschieden den Kopf. »Unmöglich, nicht jetzt, wo sie die Flussschleusen zugemacht haben.«
    »Dann …«
    »Tja, so isses. Da is nix zu machen.«
    Rose sah den alten Mann einen kurzen Moment flehentlich an. Dann stieß er Luft aus – geräuschvoll wie der Ballon in Cremorne, wenn er heruntergelassen wurde – und starrte unglücklich vor sich auf den Tisch.
    Tom nahm ungeduldig einen Schluck Bier. »Aber Sie könnten was für mich tun«, sagte er schnell. »Wo Sie schon mal hier sind.« Er tastete nach seinem Jackensaum. »Hab hier ein rechtliches Dokument. ’nen Vertrag. Weiß nur nicht genau, wie ich kriegen kann, was mir zusteht.«
    Rose ließ seine Finger niedergeschlagen über ein Astloch in der Tischplatte gleiten.
    »Hier.« Tom entfaltete das Schriftstück und schob es ihm hin.
    Rose presste die Finger auf die Augen. Kopfweh kündigte sich an, und der Schmerz zog den Nacken hinunter bis zu den Schultern. Als er die Augen schließlich wieder aufschlug, blickte er gleichgültig auf das Dokument vor ihm.
    »Was zum …?« Rose starrte das Schriftstück mit offenem Mund an. »Wo um alles in der Welt haben Sie das her?«
    »Es ist nicht mehr als das, was mir zusteht«, gab Tom rechtfertigend zurück. »Ich hab jemand ’nen Hund verkauft, das is alles. Und jetzt will er nicht zahlen, was hier in dem Vertrag steht, also will ich meinen Hund zurück. Mehr nicht.«
    Rose runzelte die Stirn. »Das ist ein Vertrag für die Lieferung von Sand.«
    »Nein, es geht um ’nen Hund. Dafür hab ich ’nen Zeugen. Hier, sehen Sie …«
    »Fünf Tonnen Sand zur Herstellung von Zement. An das Amt für öffentliche Bauvorhaben, datiert vom 12 . Dezember 1858 . Bezeugt von einem Mr. Badger.«
    Rose deutete auf die Stelle mit Brasseys Unterschrift.
    »Aber … Brassey – mein Gott, dieses verlogene Schwein …«
    Rose hörte ihm jedoch gar nicht zu. Er kramte in seinen Manteltaschen und holte ein anderes Schriftstück heraus, das er neben Toms Dokument auf den Tisch legte.
    »Das ist er. Derselbe Briefkopf, sehen Sie? Und dieselbe Unterschrift, hier. Die Namen sind verschieden, aber …« Rose sah Tom eindringlich an. »Wem, sagen Sie, haben Sie Ihren Hund verkauft?«
    »Hier nennen ihn alle den Captain. Wie er wirklich heißt, weiß ich nicht.« Tom räusperte sich. »Ich kenn ihn ja kaum.«
    Rose legte die Papiere so übereinander, dass sich die Unterschriften fast überlappten. Seine Augen leuchteten. »Er hat mit dem Namen Smith unterschrieben. Aber die Handschrift ist dieselbe, unverkennbar.« Rose deutete auf das Blatt. »Wie die Buchstaben nach hinten kippen, die Schnörkel beim ›m‹ hier und hier beim ›w‹. Er hat Sie um Ihren Hund betrogen, er und dieser Mr. Badger.«
    »Hab ich doch gesagt, oder nicht?«
    »Nun«, meinte Rose triumphierend und packte den alten Mann am Ärmel. »Sie wollen Ihr Geld, nicht wahr?«
    »Hätt lieber meinen Hund zurück«, murmelte Tom.
    »Tatsächlich?«
    Tom runzelte die Stirn angesichts der überraschten Miene seines Gegenübers und entwand sich seinem Griff.
    »Nun gut«, sagte Rose hastig. »Dann eben den Hund. Aber wenn ich Ihnen helfen soll, muss ich alles wissen. Sie müssen mir alles erzählen, was Sie über den Mann wissen, den Sie Captain nennen. Sein richtiger Name ist übrigens nicht

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