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Der Vermesser

Der Vermesser

Titel: Der Vermesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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sie solle zu ihm kommen. Er
    hatte nicht anders gekonnt. Und auch als sie längst verschwun-
    den war, hatte er noch gerufen, so laut, dass er davon aufwachte.
    Als er, nach Luft ringend, die Knie an die Brust drückte, schnitt
    ihm der Schmerz scharf wie ein Messer in die Kehle.
    Jetzt, in der Dunkelheit der Abwasserkanäle, schluckte Tom.
    Er hatte sich nicht getäuscht. Hier unten sah er alles ganz klar. Er

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    zog den Kopf ein, als der Tunnel anstieg und ihm die Decke bis
    zu den Schultern reichte, bevor sie wieder höher wurde. Das
    Päckchen befand sich immer noch hier hinter dem Steinblock,
    genau an der Stelle, wo er es hingelegt hatte. Einen Kerl wie die-
    sen Captain musste man mit seinen eigenen Waffen schlagen.
    Man musste alles gegen ihn einsetzen, alles, was man in Händen
    hatte, selbst wenn man gar nicht genau wusste, was es war, und
    hoffen, dass es ihn traf. Ihn so tief in seine eigene Scheiße tau-
    chen, dass er erstickte, bevor er recht begriff, was los war. Und
    dann weglaufen, so schnell man konnte.
    Rose hatte gesagt, Tom könne in einem kleinen Kaffeehaus
    unweit des Temple-Bezirks eine Mitteilung hinterlassen, falls
    ihm noch etwas einfiele. Zuerst hatte er seine Kanzlei, wie noble
    Anwälte offensichtlich ihr Büro nannten, als Treffpunkt vorge-
    schlagen, aber etwas an Toms Gesichtsausdruck hatte ihn bewo-
    gen, sich rasch einen anderen Treffpunkt einfallen zu lassen: das
    Kaffeehaus, das wegen des ständigen Verkehrs auf dem Fluss
    rund um die Uhr geöffnet war. Tom konnte dort hinterlassen,
    wo und wann immer er sich mit Rose treffen wolle. Zu jeder Ta-
    ges- und Nachtzeit.
    Er schickte Joe, um dem Anwalt die Schriftstücke zu über-
    bringen, eingeschlagen in ein altes Stück Stoff und verschnürt
    mit einem Bindfaden. Zuerst hatte Tom sich überlegt, sie dem
    Anwalt heimlich zukommen zu lassen, sie ihm einfach vor die
    Tür zu legen, so dass er sie am nächsten Morgen finden würde –
    ein Geschenk von einem wohlmeinenden Gönner, der anonym
    zu bleiben wünschte. Aber diese Unterlagen waren alles, was er
    besaß. Er konnte sie nicht einfach so hergeben, selbst wenn sich
    herausstellen sollte, dass es nur Schneiderrechnungen waren.
    Doch Tom hatte auch nicht die Absicht, sich dem Gericht gewis-
    sermaßen als Beilage zum Hauptgang zu präsentieren. Und so
    bestand er darauf, dass Joe sich das kupferrote Haar mit Ruß

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    schwarz färbte und sich bis zu den Ohren einmummelte, damit
    ihn der Anwalt nicht erkannte; aber seine Augen unter dem
    schmutzigen Schal funkelten, und er scheuchte Toms wieder-
    holte Ermahnungen wie einen Schwarm lästiger Fliegen beiseite.
    »Ich hab̕s kapiert, du Blödmann,« grinste er. »Is ja wirklich
    nicht so schwer. Ich zeig also diesem Rose die Schriftstücke.
    Wenn er Interesse hat, sag ich ihm, dass er sie kriegt, sobald du
    deinen Hund wiederhast.«

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XXX

    D ie Daumen des Fremden hoben sich schwarz von dem creme-
    farbenen Brief ab. Obwohl er auf offiziellem Papier geschrieben
    und der Name der Firma als Briefkopf in hübschen schwarzen
    Lettern eingraviert war, hätte ein Schulmeister keine Freude da-
    ran gehabt. Die krakeligen Buchstaben waren verschmiert und
    so hastig aufs Papier geworfen, dass verschiedentlich die Wörter
    durch Tintenkringel ineinander flossen. An ein, zwei Stellen hat-
    te die Feder gekleckst. Einen Umschlag gab es nicht. Die Rück-
    seite wies rostbraune Streifen auf und war übersät mit bläulich
    schwarzen Flecken, die auf Schimmel hinwiesen. Zweifellos
    hatte man den Brief oft angefasst. Die Faltkanten waren tief und
    faserig und schimmerten im rußigen Schein der Öllampe grau.
    Das Tuch, in das der Brief und die anderen Schriftstücke einge-
    wickelt waren, starrte vor Schmutz und r c
    o h unangenehm nach
    Exkrementen.
    Der Junge aus dem Kaffeehaus hatte kurz nach ein Uhr
    nachts an die Tür geklopft. An jenem Abend hatte Rose den
    Wirt gebeten, ihn unverzüglich zu benachrichtigen, falls eine
    Botschaft, egal welcher Art, für ihn eintreffen sollte. Aber er
    wusste, dass er ohnehin keinen Schlaf finden würde. Doch bis
    er wieder zu Hause war, hatte sich seine Aufregung gelegt. Ge-
    wiss, es war ein unglaublicher Zufall. Aber Rose war dadurch
    keinen Schritt weitergekommen. Hawke hatte sich durch Be-
    trug einen Hund angeeignet. Das jedenfalls behauptete der Ka-
    naljäger, und offen gesagt war Rose skeptisch, ob der Mann mit
    der Wahrheit auf gutem Fuß stand. Dieses Gesicht mit dem

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    verschlagenen

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