Der Vermesser
eigentlich,
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was aus uns wird, wenn du dich hinlegst und erfrierst? Wenn du
so weitermachst ... wenn du ... wenn du dir weiterhin so etwas
antust?« Ihre Stimme versagte, sie hob den Kopf und sah aus
dem Fenster. »Meinst du vielleicht, deine innig geliebte Baube-
hörde schert sich darum, ob wir ein Dach über dem Kopf oder
etwas zu essen haben? Oder was aus Di oder dem Baby wird,
wenn es geboren ist? Es gibt Hunderte, die nur darauf warten,
deinen Posten zu übernehmen. Sie sind längst dort und schmei-
ßen sich an deinen Mr. Lovage heran, während du hier winselnd
im Bett liegst. Mach dir das mal klar.«
Sie drehte sich um und sah ihn an. Gram zerfurchte ihre Stirn,
und sie knetete aufgeregt ihre Schürze. William entdeckte Trä-
nen in ihren Augen. Die harten, goldenen Flecken zerflossen
zum hellen Kupferton wässrigen Tees. Ihm krampfte sich der
Magen zusammen.
»Warum nur, William?«, fragte sie. Ihre Wut war plötzlich er-
loschen, ihre Stimme leise und kraftlos. Eine dicke Träne lief
ihr die Wange hinunter. »Wir sind doch glücklich? Oder etwa
nicht?«
William sah sie verzweifelt an. Er hätte sie gern getröstet, aber
sein Herz war hohl und leer. Er hatte nicht den geringsten Trost
für sie. Auch seine Knochen waren hohl, so brüchig, dass sie je-
den Augenblick entzweigehen konnten. Wie eine Maus, die hin-
ter
der Fußbodenleiste herumscharrt,
t
reg e sich tief in seinem
Schädel das brennende Verlangen, sich zu schneiden.
Polly wischte sich mit der Schürze über die feuchten Wangen,
nahm die Schüssel mit dem schmutzigen Wasser und zwang sich
zu einem Lächeln. »Du hast schon wieder ein bisschen Farbe im
Gesicht, das freut mich. Anscheinend bist du auf dem Weg der
Besserung. Ich bring dir etwas Suppe, und dann wird es Zeit,
dass du aufstehst. Ich habe deine Hose geflickt und gebügelt,
aber sie hat wohl sehr gelitten. Trotzdem, am Montag möchtest
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du bestimmt wieder zur Arbeit gehen. Wie sagt Mr. Lovage im-
mer: Wir dürfen keine Zeit verlieren. Nicht wahr? Und abends
wollen wir dich für uns haben. Für Di und mich war es ganz
schön langweilig ohne dich.«
Ohne eine Reaktion abzuwarten, eilte sie aus dem Zimmer.
Mit geschlossenen Augen hörte William, wie sie vom Treppen-
absatz aus nach dem Kind rief und kurz darauf dessen gedämpft
heraufklingende Antwort und das Ächzen der Stufen, als Polly
zur Küche hinunterging. Er empfand nichts. Die harschen Worte
seiner Frau hatten ihn nur schwach berührt und nicht über-
zeugt. Sie verflüchtigten sich wie Rauch, während die düstere
Begierde, sich zu schneiden, übermächtig wurde, ihm in Brust
und Kehle drang und die brüchigen, leer geschabten Knochen
mit einem alles verschlingenden schwarzen Feuer überzog. Die
Glut versengte ihm die Fußsohlen und setzte seine Haarwurzeln
in Flammen. Seine Haut brannte.
Zitternd schob William die Bettdecke zurück. Als er sich auf-
zusetzen versuchte, schwankte das Zimmer, und er musste sich
auf die Matratze stützen, um nicht zurückzusinken. Ans eiserne
Bettgestell geklammert, schwang er die Füße auf den Boden und
stellte sich mit schlotternden Knien auf. Das Verlangen nach dem
Messer jagte ihm durch den Körper wie ein loderndes Feuer. Sein
ganzer Leib stand in Flammen und schrie nach Erlösung. Der
grobe Verbandsmull scheuerte auf der wunden Haut. Er riss ihn
herunter, während er durchs Zimmer taumelte. Die Küche. In
der Küche gab es Messer. Und dann trat aus dem Nebel der Er-
innerungen plötzlich ein gestochen scharfes Bild hervor. Der
dunkle Tunnel. Der tote Körper. Das Geräusch von Schritten im
Wasser. Seine Hand, die das Messer in der Hosentasche umklam-
merte. Er wirbelte herum. Doch seine Hose hing nicht wie ge-
wöhnlich über der Stuhllehne. Er musste sie finden. Er musste
das Messer finden. Er riss die Schlafzimmertür auf und torkelte
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den schmalen Flur entlang. Die Treppe verschwamm vor seinen
Augen, wich vor ihm zurück und stürzte gefährlich in die Tiefe.
Die Beine knickten ihm ein. Die Gier schnürte ihm die Kehle zu.
Das wackelige Geländer mit beiden Händen umklammernd,
tastete er sich die Stufen hinunter. Am Fuß der Treppe stolperte
er und schlug mit dem Kopf an eine scharfe Mauerkante. Ein
Sonnenstrahl drang durch die Buntglasscheibe der Haustür und
warf rote und purpurne Flecken auf den blank gescheuerten
Fliesenboden und auf seine Hände. Er spürte, wie ihm das Blut
aus der Kopfwunde
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