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Der Vermesser

Der Vermesser

Titel: Der Vermesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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die Treppe hinun-
    ter in den Schankraum, wo Brassey an einem kleinen Tisch saß
    und an seinem Bleistiftstummel leckte. Als er den Captain kom-
    men sah, verscheuchte er die Straßenhändler, die sich um ihn ge-
    schart hatten, zog mit großer Gebärde einen Stuhl heraus und
    wischte die Sitzfläche mit seinem Taschentuch ab.
    »Schon u
    g t«, murmelte der Captain. »Also, Brassey , jet t
    z zu
    dieser Wette.«
    »Ja, ja, die Wette«, pflichtete Brassey dienstbeflissen bei. »Wir
    müssen die Wette regeln.«
    »Einhundert Guineen, Tom, ist eine beträchtliche Summe.
    Eine Summe, die, wie ich schon oben zu Mr. Brassey sagte, zu

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    groß ist, als dass ich sie in einer Taverne wie dieser mit mir he-
    rumtragen könnte.« Der Captain entblößte die Zähne. »Ich habe
    mich bemüht darzulegen, nicht wahr, Mr. Brassey, dass ange-
    sichts der beklagenswerten Lage Ihres Lokals und der verbreche-
    rischen Gelüste Ihrer Gäste eine sichere Übergabe von Wertge-
    genständen egal welcher Art nicht zu gewährleisten ist.«
    »Ganz recht, ganz recht«, nickte Brassey , als hätte der Captain
    ihm soeben ein großes Kompliment gemacht.
    »Und außerdem, wer hat je gehört, dass ein Wetteinsatz dieser
    Größenordnung in einer einzigen Summe ausgezahlt wurde?«
    Der Captain zuckte die Schultern. »Deshalb schlage ich vor, wir
    regeln die Sache, wie es in nobleren Etablissements als diesem
    hier üblich ist. Ich habe vierzig Guineen bei mir. Vierzig Gui-
    neern, wiederholte der Captain, als wolle er Tom und Brassey
    die Größe dieser Summe verdeutlichen, und beklopfte seine
    Manteltaschen. »Ais Anzahlung ist es ein hübsches Sümmchen,
    da werden Sie mir sicher zustimmen. Tom erhält dieses Geld so-
    fort, und ich nehme den Hund mit. Den restlichen Betrag werde
    ich in zwei Raten zu jeweils dreißig Guineen bezahlen, die erste
    nächste Woche, die zweite eine Woche später. Ich hoffe, du bist
    mit einer solchen Regelung einverstanden?«
    Er tippte sich an den Hut und sah dabei Tom an, der argwöh-
    nisch die Stirn runzelte.
    »Nein«, sagte Tom entschieden. »Ohne Geld keinen Hund. So
    hab ich es mein Leben lang gehalten, und ich hab nicht die Ab-
    sicht, das jetzt zu ändern. Wenn ich meine hundert Guineen hab,
    kriegen Sie die Hündin. Keinen Tag früher.«
    »Tom, Tom, jetzt hör mir mal zu«, mischte sich Brassey ein.
    »Der Captain ist schließlich nicht einer dieser Rüpel, mit denen
    du sonst zu tun hast. Er ist ein Gentleman, mit der Ehre eines
    Gentlemans. Hab ich Recht, Sir?«
    »Aber natürlich.«

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    Tom straffte die Schultern, und seine Miene verdüsterte sich.
    »Wenn ich mein Geld hab, kriegen Sie den Hund.«
    »Tom«, sagte der Captain schmeichlerisch. »Mr. Brassey hat
    Recht. Ein Gentleman bricht niemals sein Wort. Dennoch bin
    ich zuversichtlich, Tom, dass wir uns einig werden. Es ist schließ-
    lich nicht das erste Mal, dass wir geschäftlich miteinander zu tun
    haben. Mein Freund war wirklich dankbar dafür, dass du seine...
    seine Hinterlassenschaft, wollen wir es so nennen, beseitigt hast.
    Und daher wäre mein Freund ausgesprochen ungehalten mit
    mir, wenn ich dir auch nur den geringsten Anlass zur Unzufrie-
    denheit geben würde. Du besitzt intime Kenntnis sehr persön-
    licher Angelegenheiten, die er geheim zu halten wünscht. Wenn
    ich dich betrügen würde, Tom, so würde ich in noch viel größe-
    rem Maße e nen Man
    i
    n betrügen, den ich mein Lebtag kenne.«
    Der Captain sah Tom forschend ins Gesicht.
    »Du bist misstrauisch«, fuhr er fort. »Das verstehe ich. Es
    wäre unbillig von mir zu erwarten, dass ein Mann wie du in ge-
    schäftlichen Angelegenheiten wie ein Gentleman handelt.« Er
    betastete die Taschen seines Mantels und holte ein zusammen-
    gefaltetes Blatt Papier heraus. »Daher habe ich ein Dokument
    vorbereitet, das die Zahlung regelt, aufgesetzt und unterzeichnet
    von einem Anwalt. Damit ist es eine Sache mit Brief und Siegel.
    Es ist ganz einfach. Ich unterschreibe hier, und du, Tom« – er
    zeigte auf das l
    B att –, »du unterschreibst da. Mr. Brassey wird
    unsere Unterschriften bezeugen.«
    Brassey nickte heftig und wackelte mit dem Kopf wie eine ge-
    ölte Kugel im Lager.
    »Es ist nichts weniger als eine schriftliche Verpflichtung, dass
    ich dir die volle Summe zahle«, versicherte der Captain. »Ein-
    hundert Guineen, wie hier aufgeführt. Und wenn du das Geld
    nicht bekommst, kannst du natürlich den Hund zurückfordern.
    Das ist in dem Vertrag ganz klar

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