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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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interessant.«
    »Interessant«, entgegnete Billings ungläubig. »Die wollen Sie auf dem Scheiterhaufen verbrennen – und alles, was Sie dazu zu sagen haben, ist interessant.«
    Kennedys rechter Mundwinkel hob sich in der Andeutung eines Lächelns. »Ich glaube nicht, dass wegen dieser Sache irgendjemand auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.«
    »Vier Senatoren haben mich heute Morgen schon angerufen«, wandte Billings ein.
    »Und ich habe mit zwei gesprochen«, fügte Workman hinzu.
    Kennedy blickte zu Juarez hinüber.
    »Ich habe aufgehört mitzuzählen.«
    »Und was haben Sie ihnen gesagt?«, fragte Kennedy alle drei. Keiner von ihnen war geneigt zu antworten. Kennedy richtete ihren Blick auf Workman, der für gewöhnlich der Gesprächigste von ihnen war. »Chuck, was haben Sie den Leuten gesagt?«
    Er zappelte nervös auf seinem Sessel hin und her. »Ich habe ihnen die Wahrheit gesagt«, antwortete er schließlich.
    »Die Wahrheit kann etwas sehr Subjektives sein, habe ich festgestellt.«
    »Nicht in diesem Fall, Irene.«
    »Dann lassen Sie mal hören. Sagen Sie mir, was ich wissen muss.«
    »Ich weiß, dass Sie und Mitch sich nahestehen, aber ich habe Sie schon öfter gewarnt, dass er uns früher oder später in die Bredouille bringen wird.«
    Juarez lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah seinen Kollegen von der Intelligence-Abteilung stirnrunzelnd an. »Ich bin sicher, Sie finden einen Weg, wie Sie Ihren Arsch retten können, Chuck.«
    »Wollen Sie ihn auch noch verteidigen, José? Wissen Sie nicht mehr, wie oft Sie sich schon über ihn beklagt haben?«
    »Es ist ein großer Unterschied, ob man seine Unstimmigkeiten untereinander austrägt oder ob man das gegenüber irgendeinem Journalisten tut.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie sind der Intel-Experte, Chuck. Sie haben es nicht nötig, dass Ihnen ein Gorilla wie ich die Dinge erklärt.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass ich mit diesem Journalisten von der Times gesprochen habe?«
    José nahm sein Exemplar der Times zur Hand und las: »Laut einem anonymen hochrangigen CIA-Vertreter geben Mitch Rapps Methoden und sein eigenmächtiges Vorgehen schon seit Längerem Anlass zur Beunruhigung.« Juarez knallte die Zeitung auf den Tisch und fügte hinzu: »Das klingt, als hätten Sie es selbst geschrieben.«
    Workmans blasses Gesicht rötete sich zusehends. »Wie kommen Sie dazu, mich zu beschuldigen, dass ich irgendwas damit zu tun habe!«
    Kennedy verfolgte den Wortwechsel zwischen Juarez und Workman mit kritischem Blick. Sie hatte sich auch schon gefragt, wer dieser hochrangige CIA-Vertreter sein mochte. Sie wollte schon eingreifen und den Streit beenden, als unerwartet die Tür aufging. Juarez und Workman warfen einander weiter ihre Vorwürfe an den Kopf und bemerkten gar nicht, dass jemand in das Allerheiligste der Agency eingedrungen war. Kennedys Gesicht verriet absolut nichts, doch innerlich kochte sie, dass dieser Mann in ihr Büro platzte, ohne vorher anzurufen oder auch nur anzuklopfen.
    Der designierte Vizepräsident Ross schritt durch den Raum und blieb am gegenüberliegenden Ende des Konferenztisches stehen. Er trug einen dunkelgrauen Anzug, ein weißes Hemd und eine silber-blau gestreifte Krawatte. In seiner manikürten rechten Hand hielt er ein Exemplar der New York Times. Er warf die Zeitung auf den Konferenztisch, knöpfte sein Anzugjackett auf und stemmte die Hände in die Hüfte.
    »Mir ist durchaus bewusst, wie schwierig dieses Geschäft ist, aber so kann es nicht weitergehen. Ich bemühe mich gerade, Ihre Jobs zu retten.« Ross zeigte auf jeden Einzelnen der Anwesenden. »Ich habe Josh erklärt, dass wir ein gutes Team in Langley haben. Ich bin nicht mit allem, was Sie tun, hundertprozentig einverstanden, aber ich habe ihm versichert, dass Sie kompetente Leute sind. Und jetzt muss ich das hier lesen. Da fragt mich der kommende Präsident der Vereinigten Staaten natürlich, ob ich den Verstand verloren habe.«
    Ross hielt inne und sah Irene Kennedy an. Da saß sie nun am Kopfende des Tisches mit diesem verdammten Gesichtsausdruck, aus dem man absolut nichts herauslesen konnte. »Ich habe ihm erklärt, dass das ein Geschäft ist, in dem man manchmal nicht lange fackeln darf. Selbst wenn diese Anschuldigungen stimmen sollten, muss man sie gegen Rapps Erfolge abwägen. Er sieht das doch etwas anders. Wenn auch nur die Hälfte von dem, was in diesem Artikel steht, stimmt, dann erwartet er von mir, dass ich hier ordentlich aufräume.«

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