Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
müssen Drogentests machen. Ich muss es vermerken.«
    Ross runzelte die Stirn. Er malte sich schon aus, wie die Medien auf dieses Detail reagieren würden.
    »Keine Sorge, Sir. Das ist eine interne Sache. Wir behalten unsere Geheimnisse für uns.«
    Die Secret-Service-Agenten und der designierte Vizepräsident traten durch die Eingangstür auf den Bürgersteig hinaus. Draußen wurden sie von zwei weiteren hünenhaften Sicherheitsleuten erwartet. Ross war mit einem relativ kleinen Sicherheitsteam unterwegs, was ebenfalls zu Browns schlechter Stimmung beitrug. In dem idyllischen Dorf Zermatt waren keine Motorfahrzeuge erlaubt. Brown wollte bei den Schweizer Behörden um eine Ausnahmegenehmigung anfragen, doch Ross ließ es nicht zu. Schließlich war man hier auf einer Umweltkonferenz. Ross würde mit dem Elektrobus fahren, so wie jeder andere auch.
    Für den Secret Service war das Ganze der reinste Albtraum. Es gab weder einen Schutz gegen einen Bombenanschlag noch gegen ein Attentat mit Schusswaffen. Um die entsprechende Ausrüstung über die teilweise steilen Hänge zu transportieren, hätte es PS-starker Fahrzeuge bedurft. Somit war Ross das ganze Wochenende auf allen Wegen von und zu den verschiedenen Veranstaltungsorten nahezu ungeschützt. Angesichts des jüngsten Anschlags auf die Wagenkolonne gefiel das den Leuten vom Secret Service überhaupt nicht, aber Ross ließ nicht mit sich handeln.
    Das andere Problem war, dass Ross diese Reise ganz spontan eingeschoben hatte. Das kleine Sicherheitsteam, das vorausgeschickt wurde, hatte deshalb nur einen Tag Zeit gehabt, um vor Ort alles vorzubereiten. Sie beschafften sich einen Elektrobus für das Wochenende, und zwei Agenten lernten mit dem großen schwachbrüstigen Fahrzeug umzugehen. Als Brown am nächsten Tag eintraf, musste er erfahren, dass seine Jungs mit dem Bus bereits einen Unfall verursacht hatten. Für jemanden, der sich nicht damit auskannte, war es schwer, auf den schmalen Straßen des Ortes zurechtzukommen. Schließlich sahen sie sich gezwungen, einen Zivilisten als Chauffeur zu engagieren, und sie verfügten nicht einmal über einen zweiten Bus zur eventuellen Ablenkung oder über ein Ersatzfahrzeug, falls ihr Bus ausfiel. Die Secret-Service-Leute mussten so gut wie alle Prinzipien über Bord werfen, nach denen sie normalerweise vorgingen. Nachdem Ross es nicht zuließ, wenigstens einen Geländewagen oder eine von den Limousinen beizuziehen, die sie in Mailand in Bereitschaft hatten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich mit der alles andere als idealen Situation abzufinden.
    Rund um den gelb-grünen Elektrobus hatten sie einen Sicherheitsring gebildet. Außerdem hatten sie die großen Fenster der hinteren Hälfte mit schwarzem Papier überklebt. Brown führte Ross in den Bus und weiter in den hinteren Bereich des Fahrzeugs, wo er den Politiker zwischen zwei schwarz gekleideten, schwer bewaffneten Männern vom Counter Assault Team Platz nehmen ließ. Einige weitere Agenten stiegen in den Bus ein, und sie fuhren los. Leichte Schneeflocken tanzten um den Bus herum, der durch die engen Straßen summte. Sie brauchten nicht weit zu fahren. Das war das Gute an Zermatt: der Ort war ziemlich klein. Speyers Haus war knapp eineinhalb Kilometer entfernt, die jedoch großteils bergauf verliefen. Zwei Agenten waren vorausgeschickt worden. Brown hatte eigentlich sechs Leute hinschicken wollen, um das Haus zu überprüfen und die anderen Gäste unter die Lupe zu nehmen – doch als Ross davon Wind bekam, ging er an die Decke. Ross las ihm ordentlich die Leviten, und Brown musste es schlucken. Er hielt das Hauptquartier über jeden seiner Schritte auf dem Laufenden und hinterließ eine beträchtliche E-Mail-Spur, indem er seinen Vorgesetzten erklärte, dass Ross jede Maßnahme, die er treffen wollte, unterband. Wenn etwas passierte, würde sich Brown nicht die Schuld zuschieben lassen. Er hatte mitbekommen, wie es Special Agent Rivera nach dem Anschlag ergangen war. Sie war bis zum Abschluss der Ermittlungen in irgendein Büro abgeschoben worden – und selbst wenn man keine Schuld bei ihr feststellte, würde man sie doch nie wieder auch nur in die Nähe eines Sicherheitskommandos des Präsidenten lassen.
    Als sie wenige hundert Meter vor dem Ziel eine Haarnadelkurve nahmen, kam der Bus plötzlich zum Stillstand. Der Fahrer drehte sich zu Brown um und sagte in einwandfreiem Englisch: »Zu schwer. Zu viel Gewicht.«
    »Na toll«, brummte Brown. »Was für eine

Weitere Kostenlose Bücher