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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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hereinkam. Rapps Vater hatte das Sandsteinhaus, in dem insgesamt acht Wohnungen untergebracht waren, wenige Jahre vor seinem Tod als Investition gekauft. Rapp war damals erst acht Jahre alt, doch er erinnerte sich noch, wie er mit seinem Vater an den Wochenenden in die Wohnung fuhr, um das Treppenhaus und die Waschküche zu putzen.
    Das Haus stand etwa eineinhalb Kilometer nördlich des Weißen Hauses im Columbia-Heights-Viertel, nur ein paar Blocks vom bunten Adams-Morgan-Viertel entfernt. Columbia Heights war eines der vielen Viertel in der Stadt, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren zunehmend verfielen. Rapps Vater, ein Immobilienanwalt, hatte das Haus für wenig Geld gekauft. Das stattliche Gebäude mit seinen je vier Wohnungen in jedem Stockwerk strahlte durchaus eine gewisse Atmosphäre aus. Rapps Mutter hätte es zweimal fast verkauft, nachdem sein Vater an einem Herzinfarkt gestorben war, aber Steven hatte darauf bestanden, es zu behalten. Steven, der eineinhalb Jahre jünger als Mitch war, hatte damals schon die Fähigkeit besessen, gewisse Trends vorherzusehen. Damals hatte sich das Haus inmitten einer heruntergekommenen Gegend befunden, die von Drogenhandel und Prostitution geprägt war – ja, sogar ein Mord wurde direkt vor dem Haus begangen. Es gab jede Menge Klagen von Seiten der Mieter, die Miete wurde oft mit Verspätung gezahlt, und es mussten mehr Zwangsräumungen durchgeführt werden, als sie zählen konnten. Alles in allem eine nervenaufreibende Angelegenheit, die sich eine alleinstehende Mutter mit zwei Kindern nicht unbedingt gerne aufbürdete.
    Steven gab jedoch nicht nach – immer wieder wies er darauf hin, dass ihr Vater gemeint hatte, das Haus sei eine wahre Goldgrube. Das Viertel würde sich bald verändern, sodass sie ein Vermögen mit dem Haus verdienen konnten. Steven ging sogar so weit, eine Anzeige in der Zeitung aufzugeben, um einen neuen Hausverwalter zu suchen. Er schleppte seine Mutter an einem Sonntagvormittag zum Haus und half ihr, einen netten alten Mann auszusuchen, dessen Haus von der Stadt abgerissen werden sollte, um einer neuen Wohnanlage Platz zu machen. Der Mann arbeitete für freies Wohnen. Er nahm die Sache in die Hand und sorgte dafür, dass verlässliche Mieter im Haus einzogen. In den Achtzigerjahren begann sich das Viertel schließlich zu verändern, und als der Hausverwalter 1991 starb, beschlossen sie, die einzelnen Wohnungen zu verkaufen. Ihr Vater hatte recht gehabt. Innerhalb von drei Jahren verkauften sie alle acht Wohnungen und machten ein kleines Vermögen damit. Eine der Wohnungen wurde von einer Kapitalgesellschaft auf den Bahamas gekauft.
    Die CIA hatte Rapp beigebracht, stets vorsichtig zu sein. Er hatte jahrelang ohne offizielle Unterstützung in einigen äußerst gefährlichen Gegenden operiert. Seine Vorgesetzten hatten ihn angewiesen, Dinge zu tun, von denen er wusste, dass sie gegen das Gesetz verstießen. Die Tatsache, dass diese Wohnung in den Augen der CIA illegal war, kümmerte ihn nicht im Geringsten. Er war dazu ausgebildet, gewisse Dinge heimlich zu tun und heikle Missionen auszuführen, ohne sich erwischen zu lassen. Diese Wohnung war ganz im Sinne dessen, was sie ihm beigebracht hatten.
    Rapp ging ins Schlafzimmer. Es war genauso sparsam möbliert wie der Rest der Wohnung. Das Queen-Size-Bett hatte ein hölzernes Kopfbrett, das zu den Nachttischen und der Kommode passte. Rapp warf das Badetuch aufs Bett und nahm sich Boxershorts, ein weißes T-Shirt und schwarze Socken aus der Kommode. Er zog die Kleidungsstücke an und öffnete den Wandschrank. Darin befanden sich ein halbes Dutzend Hemden und zwei Anzüge – alles in Plastikfolie gehüllt. Rapp zog ein hellblaues Hemd und den blauen Anzug an. Er wählte eine silber-hellblaue Krawatte aus und hielt sie hoch, um sie im Spiegel an der Innenseite der Schranktür zu betrachten. Sie passte. Er band die Krawatte und ging zur Kommode hinüber.
    Auf dem Möbelstück lag eine Rolex-Submariner-Uhr, sein Führerschein, ein Bündel Hundertdollarscheine, eine 9-mm-Kahr-Pistole, ein kleines, versteckt zu tragendes Halfter, eine SIM-Karte und ein neues Handy, das teilweise auseinandergenommen war. Rapp steckte die Pistole in das Halfter, das er im Hosenbund am Rücken verbarg. Sein neues Handy steckte er in die linke Brusttasche und den Akku in die rechte Brusttasche seines Anzugjacketts. Dann ging er ins Wohnzimmer zurück, schaltete den Fernseher aus und blickte aus dem Fenster. Es war Montag

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