Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Hotel waren, fing mein Bauch an, sich ein bisschen verkrampft anzufühlen. Wie wenn man Blähungen hat, weißt du? Ich dachte, es käme von dem vielen Zeug, das ich gegessen hatte. Seit ungefähr sechs Wochen habe ich Verdauungsstörungen und dachte, es wäre das Gleiche. Aber es sind keine Blähungen, Steph.« Sie atmete schwer.
    »Bist du in einem Krankenhaus hier angemeldet?«, fragte ich.
    »Natürlich nicht. Ich bin im St. Mary’s in Paddington angemeldet. Wo Prinzessin Diana ihre Jungs kriegte.«
    Ich konnte nicht anders als kichern. »Du bist so ein Profi, Scarlett. Immer ein Auge auf die Schlagzeilen.«
    »Was? Du meinst, ich hab das gemacht, weil hirnlose Häschen so was tun? Da irrst du dich aber.«. Sie stöhnte. »Ich dachte, sie würden Diana nur in die beste Einrichtung gehen lassen. Deshalb hab ich es gewählt. Wenn irgendwas schiefgeht, will ich nämlich dort sein.«
    »Wen soll ich also anrufen?«
    »Unten drin im Einbauschrank in meinem Schlafzimmer ist eine Louis-Vuitton-Tasche. Hol sie bitte runter, ja? Da ist ein Faltblatt drin mit allen Angaben. Aua!« Diesmal schrie sie auf wie ein verwundeter Pirat. Nach meiner Uhr waren es etwas weniger als drei Minuten seit der vorherigen Wehe. Ich fand, das hörte sich nicht gut an.
    Fünfzehn Minuten später stieß ich in Joshus lächerlichem Golf rückwärts aus der Garage. Nachdem ich der Hebamme, die Dienst hatte, die Situation erklärt hatte, sagte sie, ich solle Scarlett gleich bringen. Ich versuchte, einen Wagen zu bekommen, aber bei der Firma, die Scarlett sonst beauftragte, war mindestens eine Stunde niemand frei. Eine Taxe wollte ich nicht rufen, weil das wie ein Anruf direkt bei den Boulevardblättern gewesen wäre. Ich versuchte es mit Joshu, aber sein Handy schaltete auf Voicemail. Also hing alles von mir ab. Um drei Uhr morgens würde nicht viel Verkehr sein. Und ich hatte seit etwa sechs Stunden keinen Alkohol mehr getrunken. Wahrscheinlich würde ich kein Problem haben. Aber für Scarlett war das in dem kleinen Schalensitz des Wagens nicht ganz so unproblematisch.
    Ich achtete nicht besonders auf das Tempolimit, was angesichts des Wagens, den ich fuhr, ziemlich dämlich war. Ich war gerade auf die A13 aufgefahren, als in meinem Rückspiegel Blaulicht aufblitzte. Ehrlich gesagt, war ich tatsächlich ziemlich erleichtert. Scarletts Wehen schienen in kürzeren Abständen zu kommen und stärker zu werden. Ich machte mir allmählich Sorgen.
    Der Verkehrspolizist, der auf das Fenster auf der Fahrerseite zugeschlendert kam, war sichtlich bestürzt beim Anblick einer Frau in den Dreißigern am Steuerrad der Zuhälterkarre. Noch verdutzter war er, als Scarlett vom Rücksitz aus rief: »Geben Sie uns Geleitschutz, verdammt noch mal.«
    »Ihre Wehen haben eingesetzt«, sagte ich, was ziemlich unnötig war, wie ich fand.
    »Heißt das …«
    »Ja«, sagte ich ungeduldig. »Und wenn wir nicht bald das Krankenhaus erreichen, werden Sie vielleicht in die Schlagzeilen kommen, weil Ihnen eine Entbindung am Straßenrand gelungen ist.«
    Ich sah, wie sich bei ihm die Rädchen zu drehen begannen. »Okay. Folgen Sie mir.« Er machte kehrt und ging zu seinem Wagen zurück.
    »Warten Sie«, rief ich. »Sie wissen ja gar nicht, wo wir hinwollen.«
    Lachend drehte er sich um. »Sie wollen zum nächsten Krankenhaus. Für irgendwas anderes bleibt ihr keine Zeit.«
    Von mir hatte er kein Gegenargument zu erwarten, obwohl Scarlett schimpfte, als sei Fluchen eine olympische Disziplin. Ich wusste nicht genau, ob es wegen der Schmerzen war oder weil all ihre sorgfältig eingefädelten Pläne gescheitert waren.
    Bis wir das Krankenhaus erreichten, heulte Scarlett die meiste Zeit wie ein Wolf oder winselte wie ein angeketteter junger Hund. Zum Teufel mit dem Mitleid. Ich wollte einfach nur, dass es aufhörte. Und bald erfüllte sich mein Wunsch. Als wir ankamen, wurde Scarlett sofort auf einer Trage weggefahren, und ich wurde an den Anmeldungsschalter verwiesen, um sie eintragen zu lassen. Ich bedankte mich bei dem Polizisten, der schon stolz am Tresen stand. »Ich habe schon mal angerufen«, sagte er. »Deshalb wurde sie erwartet.«
    »Ich bin sicher, sie wird Ihnen dankbar sein, wenn sie das erst mal hinter sich hat«, sagte ich.
    »Sind Sie ihre Sekretärin?«
    »Nein, ich bin ihre Freundin.« Ich bemerkte seinen skeptischen Blick und blickte an mir hinunter. Eine von Scarletts Jogginghosen, etwa zehn Zentimeter zu kurz für meine längeren Beine. Ein schlabberiges

Weitere Kostenlose Bücher