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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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hätte Nick diese harmlose Nachricht lesen müssen. Nur für alle Fälle.
    Diese hier war von einem Ressortleiter, der sich beklagte, dass heute früh seine Firmenkreditkarte an der Tankstelle nicht akzeptiert wurde. Nick seufzte, verschob sie in den Ordner »überprüft« und klickte auf die nächste. Als sein Telefon klingelte, war ihm das so willkommen wie ein Aufschub seiner Hinrichtung. Ein Blick auf das Display zeigte ihm eine unbekannte Nummer. Aber es war eine amerikanische. Und es gab einen guten Grund, an diesem Morgen einen Anruf aus den USA anzunehmen.
    »Hallo?«, sagte er, immer auf der Hut, um nicht zu viel preiszugeben.
    »Spreche ich mit Detective Sergeant Nick Nicolaides?« Die Stimme klang amerikanisch. Das hatte er nicht erwartet. Die Angst durchzuckte ihn wie ein Stich in die Brust.
    »Ja. Mit wem spreche ich?«
    »Hier ist Special Agent Vivian McKuras vom FBI. Ich arbeite im Büro am O’Hare Airport.«
    »Ist Stephanie etwas passiert?« Er konnte es nicht unterdrücken.
    »Sergeant, ich muss zuerst Ihre Identität bestätigen lassen, bevor ich Weiteres sagen kann. Könnten Sie mir eine Festnetznummer der Polizeistation geben, wo Sie arbeiten, damit ich das tun kann?«
    Jetzt war er ernsthaft besorgt. In was, um Himmels willen, war Stephanie da reingeraten? Er leierte die Nummer der Einsatzgruppe herunter, zu der er offiziell gehörte. »Sie werden mein Handy zurückrufen müssen, ich arbeite im Moment nicht im Büro.« Die Verbindung brach ab.
    Nick sprang auf und hastete aus der Tür. Niemand rief ihm protestierend hinterher. Er hatte Anweisung, die Zivilisten nicht unbewacht allein zu lassen. Aber er musste sich bewegen. Seine langen Beine ließen den Flur hinter sich, und der Gegenwind wehte ihm die struppigen Haare aus dem Gesicht. Draußen auf dem Parkplatz ging er auf und ab, ohne auf den feinen Regen zu achten, der um ihn herum tröpfelte. Drahtig und rastlos, sah er in seiner schwarzen Jeans und dem darüberhängenden Jeanshemd fast verwildert aus. Ohne eine Gitarre in den Händen wusste er nichts mit sich anzufangen.
    Als es wieder klingelte, hockte er sich in eine Ecke zwischen zwei Mauern und kauerte dort über das Handy gebeugt. »Also, sagen Sie doch, Agent McKuras. Was ist los, dass Sie mich brauchen?«
    »Ich glaube, Sie sind mit Stephanie Harker bekannt?«
    »Stimmt. Was soll sie denn getan haben?«
    »Interessant, Sie ziehen gleich die Schlussfolgerung, dass sie etwas getan hat, statt dass ihr etwas getan wurde.«
    Nick verfluchte sich wegen seines Ungestüms. »Es war eine harmlose Redewendung, das ist alles. Stephanie ist keine Kriminelle. Können wir bitte noch mal von vorn anfangen, und Sie sagen mir, warum Sie mich anrufen?« Im persönlichen Gespräch war er viel besser. Welchen Charme er auch haben mochte, über das Telefon kam er nie rüber.
    »Mein Anruf hat zu tun mit Ermittlungen wegen der mutmaßlichen Entführung von Jimmy Higgins …«
    »Jimmy ist entführt worden? Wo? Wie? Was ist passiert?« Es ergab keinen Sinn. Doch nicht in Amerika.
    »Sie wurden im Sicherheitsbereich getrennt, damit Ms Harker sich einer Fluggastkontrolle unterziehen konnte. Ein Mann kam auf Jimmy zu und ging mit ihm weg. Bis dem Sicherheitspersonal klarwurde, was geschehen war, waren sie verschwunden.«
    Es klang nicht nach einem vollständigen Bericht. Aber Nick wusste, dass es besser war, jetzt nicht auf mehr zu bestehen. Wenn alles andere nichts brachte, würde er noch früh genug Stephanies Version bekommen. »Verschwunden? An einem der weltweit am sorgfältigsten bewachten Orte? Wie ist das möglich?«
    »Wir ermitteln noch«, sagte sie streng. »Aber weil Jimmy und Ms Harker beide britische Staatsbürger sind, ist es schwierig, hier drüben glaubhafte Verdächtige oder Spuren zu erarbeiten. Sie scheint nun zu meinen, dass Sie uns in dieser Hinsicht helfen könnten, da Sie den Jungen schon kennen.«
    Nicks Gedanken rasten. Es gab eine offensichtliche Antwort auf diese Frage. Aber was er nicht verstehen konnte, war, warum Stephanie das nicht selbst angesprochen hatte. Er konnte sich nur einen einzigen Grund vorstellen, nämlich dass sie, selbst nach allem, was sie durchgemacht hatte, von Pete Matthews immer noch das Beste halten wollte. Während es Nick wütend machte, dass sie auch nur einen Funken positiver Gefühle auf dieses Stück Dreck verschwenden konnte, musste er zugeben, dass es für ihre Loyalität sprach. Aber trotzdem. Sie hätte selbst etwas über Matthews herausrücken

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