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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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zuzuflüstern: »Nick Ryves hat große Macht.«
    Das Summen wurde lauter, es war jetzt wieder mehr ein Pfeifen als ein Summen. Matthias wirbelte Mae imArm herum, und sie sah, wie die anderenTänzer sich choreografiegleich mit ihr drehten, selbst ihre Haare leuchteten alle zur gleichen Zeit auf.
    Er hielt lange genug inne, um zu sagen: »Scheint mir eineWahl zwischen Hölle und Sintflut.«
    Mae hatte sich eigentlich nur einenAugenblick lang der Musik hingeben wollen, aber jetzt wusste sie nicht mehr, wie sie sich dem Rhythmus entziehen konnte und den Schritten, die alle im Einklang mit ihren gingen. Sie schloss dieAugen. Zwischen denWimpern drang das rote Licht herein und bildete roteTentakeln auf ihren geschlossenen Lidern. Sie musste an die Geschichten von Menschen denken, die in rot glühenden Schuhen tanzten bis sie tot umfielen.
    Melodisch erklang die Stimme des Rattenfängers an ihrem Ohr: »Ich würde lieber verbrennen als ertrinken.«
    Die magischen Klänge erstarben und Matthias blieb breit grinsend noch einen Moment vor ihr stehen. »Und? Gibt es einen Plan?«
    Â»Es wird einen geben«, versprach Mae.
    Â»Wenn es so weit ist, würde ich mich freuen, davon zu hören«, sagte Matthias. Dann trat er aus dem roten Licht zurück ins Dunkle. »Und wenn er gut genug ist, spiele ich vielleicht sogar alle deine bösenTräume fort.«
    Er war fort, noch bevor Mae ihn fragen konnte, woher er von denTräumen wusste, und nur ein leises Summen blieb zurück, das immer weiter im Dunkeln verschwand. DieTänzer um sie herum begannen, einer nach dem anderen, diesem Klang zu folgen.
    Mae holte tief Luft. Ihr taten alle Knochen weh und sie fühlte sich plötzlich sehr erschöpft. Ihre Kehle war so trocken, dass es brannte.
    Als Seb zurückkam, holten sie sichWassergläser und gingen nach draußen, wo man dieAußenheizung eingeschaltet hatte und rote Bänder Feuer imitierten. Das schwache Licht beleuchtete die verschiedenen Gruppen, die dort draußen zusammenstanden, und verlieh den Grabsteinen an der Mauer eine roteAureole. Mae wählte einen mit der Inschrift Im Gedenken an unsere geliebte To chter und setzte sich mit gekreuzten Beinen darauf.
    Seb sah verlegen auf sie herunter, und Mae begann sich zu fragen, ob er vielleicht gar nicht so furchtbar wählerisch war, wie immer alle dachten, sondern nur extrem schüchtern.Vielleicht sollte sie das Mädchen sein, das ihn vorsichtig streichelte und sagte: »Schon gut, Sebastian, ich weiß, du bist einTier!«
    Â»MaeWest war ein Filmstar aus den dreißiger Jahren«, sagte sie stattdessen. »Sie hatTheaterstücke und jede Menge eigene Sachen geschrieben, und sie war ein vierzigjähriges Sex-Symbol und hatte einen Freund, der dreißig Jahre jünger war als sie selbst.«
    Seb sah sie schockiert an. »Sie hatte einen Freund, der zehn Jahre alt war?«
    Â»Nein, nein«, lachte Mae. »Ich glaube, als sie diesen Freund hatte, da war sie schon sechzig.Auf jeden Fall war sie klasse! Salvador Dalí hat ein Sofa entworfen, das aussieht wie ihr Mund.«
    Â»Ein ganz winziges Sofa?«, erkundigte sich Seb.
    Mae schaute ihn an, und als sie sein Grinsen sah, wurde ihr klar, dass er sich nur lustig über sie machte.
    Sie war sowieso kein guter Engel, und auch wenn sie müde war, wollte sie gerne tanzen. Deshalb setzte sie das Glas ab, sprang vom Grabstein und nahm ihn an der Hand. »Also auf einen Meter Entfernung kannst du ja prima flirten. Jetzt lass uns mal sehen, wie du dich auf derTanzfläche machst.«
    Mae führte ihn nach drinnen und zur oberen Bar, in der man meist die besten Chancen auf ein wenig Bewegungsfreiraum hatte.
    Â»Das wird doch gut gehen, oder?«, fragte Seb oben an derTreppe.
    Â»Das werden wir gleich sehen«, erwiderte Mae amüsiert. Doch als sie die Bar erreichten, wurde ihr das Lächeln förmlich aus dem Gesicht gewischt.
    Nick stand an dieWand gelehnt, halb von den roten Lichtern beleuchtet und halb im Dunkeln. Er stieß sich von derWand ab und kam direkt auf sie zu.
    Â»Wo warst du?«, fragte er scharf.
    Mae wurde wütend. »Wo ich war?«, fragte sie zurück, ließ Sebs Hand los und ballte die Faust. »Was machst dueigentlich hier?Warum musst du überall aufkreuzen?Warum kann ich dir nicht mal einen Abend entkommen?«
    Nick sah mit ruhigem Gesicht auf sie herunter, und der Drang, ihn zu schlagen war so

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