Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
Vom Netzwerk:
überwältigend, dass es schon lächerlich war.
    Â»Jamie ist total durcheinander.«
    Das war zwar keineAntwort, machte Maes Fragen aber völlig bedeutungslos, und sie vergaß sie augenblicklich alle, während sie den Raum nach ihrem Bruder absuchte.
    Er war nicht schwer zu finden.
    Er war der Einzige, der in dieser Bar tanzte. Die Leute starrten ihn an, weil er viel zu heftig herumsprang, sich drehte und mittendrin taumelte und mit denArmen wedelte. Er war so schmal, und seine Haare standen in alle Richtungen ab, sodass er aussah wie ein Strichmännchen mit einemAnfall.
    Â»Hat er getrunken?«
    Â»Nicht so viel.«
    Â»Nicht so viel für dich?«, fragte Mae gefährlich leise, »oder nicht so viel für jemanden, der nur halb so groß ist wie du und der nach einem Sherry amWeihnachtsabend angefangen hat, Lieder zu singen, und danach umgefallen ist?«
    Â»Er hat gesagt, er würde sich dann besser fühlen!«, sagte Nick. »Woher soll ich denn wissen, dass er nichts verträgt?«
    Mae machte schon den Mund auf, um etwas zu erwidern, als Sebs Stimme durch die Musik an ihr Ohr drang und sie unwillkürlich den Kopf wandte, weil er so ruhig und vernünftig klang.
    Â»Vielleicht sollten wir lieber Jamie holen. Ihr zwei könnt ja später weiterstreiten.«
    Â»Sei kein Idiot!«, fuhr sie ihn an, sodass Seb sie überrascht ansah. Mae holte tief Luft. »Wenn ich ihn jetzt einfach weghole, fühlt er sich morgen früh total miserabel.«
    Sie machte auf demAbsatz kehrt und ging auf dieTanzfläche.
    Die Sohlen ihrer Stiefel klebten ein wenig am Boden und lösten sich bei jedem Schritt nur zögernd. Es machte sie etwas langsamer, zumindest so viel langsamer, dass sie daran denken konnte, ein Lächeln aufzusetzen, bevor sie Jamie erreichte.
    Â»Hi!«, sagte sie laut genug, um die unglaublich schlechte Funk-Musik zu übertönen, und Jamie wirbelte herum.
    Verwirrt und ein wenig misstrauisch starrte er sie an, doch dann nahm sie seine Hände und trat zu ihm heran. SeineAugen wurden größer.
    Â»Hi«, sagte sie noch einmal und begann ihr Spiel. »Wo haben Sie denn tanzen gelernt?«
    Jamie lachte und musste mittendrin hicksen. Dann begann er, mit ihr zu tanzen.
    Â»Ich habe dasTanzen auf dem Schlachtfeld gelernt«, entgegnete er. »Ich war der einzige Soldat, der denTretminen graziös aus demWeg gehen konnte.«
    Mae lachte und Jamie drehte sie im Kreis, und als er zögerte, drehte sie sich von selbst zu ihm zurück, legte dieArme um seinen Hals und lächelte, bis er zurücklächelte. Das Lächeln ließ sein erhitztes Gesicht aufleuchten, und plötzlich war es, als seien sie allein. Und ob sie ihr Spiel im Schein des Kronleuchters in einem leeren Haus spielten oder unter den roten Lichtern in einem Club – es spielte keine Rolle mehr.
    Jamie setzte einen Fuß vor und Mae ihren zurück, ihre Beine bewegten sich synchron vor und zurück, er und sie gemeinsam gegen dieWelt.
    Jamie erinnerte sich an seinen Part und rief ihr atemlos zu: »Und Sie?Wo haben Sie tanzen gelernt?«
    Â»Ich war in einem spanischen Kloster und hörte die Rumbakugeln vor meinem Fenster. Da bin ich hinausgesprungen, um mich denTänzern anzuschließen«, berichtete Mae. »Ich bin im Gemüsegarten der Schwestern gelandet und losgelaufen, ohne mich noch einmal umzusehen.«
    Sie drehte sich, als Jamie es tat, und stützte seinen Ellbogen, als er stolperte. Es wurde ein neues Lied gespielt und ein paar andere Leute kamen zu ihnen auf dieTanzfläche. Es war keine Show mehr, sondern nur noch einTanz und darin waren sie gut.
    Ãœber Jamies Schulter hinweg sah sie Nick und Seb abwartend am Geländer stehen. Nick stand lässig da, elegant und gänzlich unbeteiligt, doch Seb lächelte in ihre Richtung. Sein ganzes Gesicht leuchtete auf eine besondereArt undWeise. Mae zwinkerte ihm zu.
    Dann wandte sie sich wieder Jamie zu und tanzte weiter mit ihm. Er stützte sich ein wenig zu sehr auf sie, hatte dieAugen weit aufgerissen und lächelte sein zögerndes, schiefes Lächeln, das nicht halb so überzeugend war wie er selbst glaubte.
    Seufzend legte Mae kurz die Stirn an die seine. SeineVerliebtheit war also wesentlich stärker, als sie angenommen hatte.
    Das zweite Lied wurde langsamer und sie hob die Hände, die immer noch die von Jamie hielten, in einer Siegesgeste hoch.
    Â»Hey«, sagte sie, die

Weitere Kostenlose Bücher