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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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war, um sie alle vor den Magiern zu beschützen, der Mann, von demAlan gesagt hatte, er würde wollen, dass sie Menschen in Not halfen. Der heilige Daniel vom Orden für Frauen mit leicht dämonischen Kindern.
    Mae konnte sich nicht vorstellen, was er geschrieben hatte, das Nick so aufregte.
    Â»Na ja«, begann sie. DieVorderseite des grauen Heftes fühlte sich rau unter ihren Fingern an, wie abgenutzte Pappe. »Also … klar.«
    Sie schlug die erste Seite auf und begann zu lesen.
    Ich schreibe dies für meinen Sohn, er soll es lesen, wenn ich tot bin.
    Diese Möglichkeit muss ich in Betracht ziehen.
    Ich habe uns ein gefährliches Leben gewählt. Vo r vier Jahren hätte ich so etwas noch für unmöglich gehalten. Vo r vier Jahren hatte ich geglaubt, dass mir mehr widerfahren war, als je jemand ertragen konnte, und dass ich auch niemals noch mehr ertragen könnte.
    Vo r vier Jahren war ich ein Narr gewesen. Jetzt habe ich gesehen, wie Magie mit Buchstaben aus Feuer in die Luft geschrieben wurde, habe meine Feinde mit einem verzauberten Schwert erschlagen und einem Dämon in die Au gen geblickt. Ich bin nicht sicher, ob ich lang genug leben werde, um Al an zu erklären, warum ich ihn so gründlich verraten habe.
    Ich weiß auch nicht, wie ich es überhaupt erklären kann, doch ich möchte es gerne versuchen, damit er weiß, dass in der Stunde meines To des meine letzten Gedanken ihm galten: dass ich ihn liebe und dass es mir entsetzlich leidtut.
    Ich lasse mein Kind inmitten eines Al btraums aufwachsen.
    Es geschah so:
    Seine Mutter starb, und ich glaube, da bin ich ein wenig verrückt geworden. Marie starb weder schnell noch ohne Komplikationen. Al s sie regelmäßig ins Krankenhaus musste, war Al an noch ein Baby. Wä hrend sie ihre Haare verlor, begann er zu sprechen.
    Ich hoffte immer, dass es ihr wieder besser gehen würde, und als sie tot war, hatte ich das Gefühl, es sei meine Schuld.
    Ich war schon einmal verheiratet gewesen. Ich war damals sehr jung und meine erste Frau ebenfalls. Olivia war wunderschön und wild und eigentlich nie wirklich nett. Wi r waren nicht glücklich, aber ich war fasziniert, wie verzaubert. Ich hatte das Gefühl, sie könne Magie wirken.
    Damit hatte ich natürlich recht. Nur wusste ich das damals noch nicht.
    Al s sie mich verließ, vermisste ich sie. Selbst als ich Marie heiratete, und obwohl ich Marie liebte und wir glücklich waren, träumte ich manchmal noch davon, dass Olivia zu mir zurückkehrte.
    Marie starb, und ich hatte das Gefühl, ich hätte sie mit diesen Tr äumen betrogen, als hätte ich mir ihren To d gewünscht.
    Vo r Kummer und Tr auer war ich halb verrückt. Das ist die einzige Erklärung für das, was ich getan habe.
    An einem Wi nterabend vor vier Jahren saß ich vor dem Feuer. Draußen heulte ein Sturm, der die Fenster im Haus klappern ließ, und aus dem Inneren des Feuers schienen mich höhnische Gesichter zu verspotten. Al an saß neben dem Kamin, spielte mit seinen Dinosaurierkarten und versuchte, mit mir zu reden. Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. Marie war noch kaum einen Monat tot.
    Zuerst hielt ich das Hämmern an der Tü r für den Sturm, doch es hielt an, hartnäckig und fordernd, sodass ich schließlich öffnete.
    Ich hatte nicht einmal die Gelegenheit, sie hereinzubitten. Olivia kam aus dem Sturm und aus meinen Tr äumen und rannte ins Zimmer auf das Feuer zu, als sei es die erste Wä rme und das erste Licht, das sie seit Jahren gesehen hatte.
    Sie sah viel älter aus, und so wild und voller An gst, dass ich kaum das Bündel wahrnahm, das sie hatte zu Boden fallen lassen. Ich hielt es für ihr Hab und Gut, vielleicht war es auch nur ein Bündel Lumpen. Ich wusste nicht, was es war, und ich glaubte nicht, dass es eine Rolle spielte. Ich glaubte nicht, dass es wichtig war, jetzt, wo Olivia zu mir zurückgekehrt war und solche An gst hatte. Ich hielt ihre Hände, die wie Klauen zusammengezogen waren. Sie redete von Magie und Dämonen und Dunkelheit, während ich versuchte, sie zu wärmen und ihren Händen wieder eine menschlichere Form zu geben. Ich dachte, sie wäre einfach nur durchgedreht.
    Ich achtete nicht darauf, was sie sagte. Ich schäme mich, es jetzt aufzuschreiben, aber ich war … ich glaube, ich war glücklich. Meine Tr äume waren in Erfüllung gegangen. Sie war zurück und

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