Der Verrat
lächelte.Toby lachte, entweder über das Messer oder das Lächeln. »Er erinnert mich an Nick in diesemAlter«, fuhrAlan sanft fort und strich dem Kind mit seiner freien Hand übers Haar.
»War er niedlich?«, fragte Mae zweifelnd.
Sie glaubte schon,Alan sei beleidigt, doch er lachte nur.
»Nein, wahrscheinlich nicht.Aber er gehörte mir.«
Toby warf sich heftig auf das Messer undAlan wehrte ihn ab.
»Nein, ich lasse nicht zu, dass du dich verletzt«, erklärte er ihm, steckte das Messer weg und drehte das Kind in seinemArm zu sich um.Toby betrachtete ihn einen Moment lang ernst und streckte dann ein dickes Fäustchen nach einem vonAlans Brillengläsern aus. »Und da wir gerade von gehören sprechen, ich sollte dich wohl wieder zu den Leuten bringen, zu denen du gehörst. Das wird lustig!«
Er nahm das Kind wieder hoch und stand auf, indem er sich an einer zerfallenenWand abstützte. Sein Blick wandte sich Mae zu.
»Willst du dieTänze sehen?«, fragte er mit einem kleinen, leicht amüsierten Lächeln, das ihr und nicht dem Kind galt. »Ich komme nach.«
»Na ja«, begann Mae, denn es schien ihr taktlos, zu sagen, dass sie am liebsten so schnell wie möglich zu denTänzen gerannt wäre.
Alans amüsiertes Grinsen wurde noch breiter, als wüsste er genau, wie sehr sie sich zusammenreiÃen musste. »Viel SpaÃ!«, wünschte er ihr und humpelte mitToby auf demArm davon, mit dem er immer noch über die Freigabe seiner Brille verhandelte. Mae sah ihm lächelnd hinterher.
Dann drehte sie sich um und lief durch die schönen Ruinen zu einemTeil des Schlosses, der für dieTouristen mit Steinen gepflastert war, die so glatt und modern waren wie eine ZiegelpflasterstraÃe.Auch hier glänzte das Licht aus den Koboldlaternen und machte die StraÃe zu einem wie vom Mond gezeichnetenWeg zur Magie.
Sie wusste, wohin sie ging. Sie hörte den Gesang, der das Rauschen des Meeres übertönte.
Mae folgte der Musik und kam an einen Ort, wo die Ruinen von einer Felsspalte, durch die ein Fluss ins Meer stürzte und an den Felsen unter ihr zu Schaum wurde, fast in zwei Hälften geteilt wurden.
Ãber diese Spalte zog sich eine zu beiden Seiten an den Ruinen befestigte und mit Lichtern behängte Brücke aus Seilen, die aussah wie ein glitzerndes Spinnennetz, das jeden Moment zerreiÃen konnte.
Auf den hellen Fäden über den Felsen tanzten vier Paare.
Mae sah das Mädchen sofort.
Ohne Zweifel war sie wieder dieAnführerin und trug auch diesmal eine Krone aus roten Blüten im Haar. Das letzte Mal war sie wie eine leuchtende Kreatur desWaldes gewesen, und jetzt schien sie wie etwas, das aus dem Schaum des Meeres geboren war.
Sie trug weiÃe Kleidung, die das Mondlicht widerspiegelte und aus einem Material bestand, das der nächtlicheWind um ihren Körper spielen lieÃ, und das so zart war, dass man fast meinte, ihre dunkle, weiche Haut darunter sehen zu können. Silberne Fäden waren in ihr Haar geflochten und auch ihr Rock war mit silbernen Bändern geschmückt, die sich um ihre Beine wanden, während sie tanzte. Ihre FüÃe waren federleicht und balancierten perfekt über das seltsame Netz über demWasser.
Die Seile erbebten jedes Mal, wenn ein Fuà sie berührte, und schwankten über demAbgrund. Die Jungen waren alle schwarz gekleidet, wie Schatten, die den bunten Mädchengestalten folgten. Doch keiner von ihnen war so fesselnd, wie Nick es gewesen war. Die Mädchen in Rot und Blau und Gelb sahen neben der weià gekleideten Gestalt ebenfalls fast wie Schatten aus.
Ãber Maes Kopf schaukelten Laternen.Als sie nach oben blickte, sah sie das dünneAufblitzen der Drähte, an denen sie hingen, und unter ihr erkannte sie die Klippen, die das Licht enthüllte. Sie waren schartig und sahen grausam aus, meilenweit zogen sich messerscharfe Steine hin, und sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, obwohl sie gleichzeitig voller Freude war.
Das Meer unter ihr hatte im Licht der Laternen eine merkwürdig türkise Farbe. Mae fragte sich, ob auch das Magie war.
Auf der anderen Seite der Schlucht sangen Leute, hoch und anschwellend, und das Mädchen inWeià wurde leicht wie eine Blüte in den Nachthimmel hinaufgeworfen, kam wie einAkrobat wieder herunter und setzte die FüÃe genau auf derselben Stelle am Seil auf, auf der sie zuvor gestanden hatte.
Das
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