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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Hause weggelaufen. Sie will wissen, ob sie noch lebt«, sagte Sin. »Lebt sie noch?«
    Â»Deine Information ist inkorrekt«, antwortete Liannan.
    Erst glaubte Mae, dass das alles sei, was sie sagen würde. Doch dann glitt ihr Blick vom Gesicht der Frau zu dem des Mannes.
    Â»DeineTochter hat dich nicht verlassen«, sagte sie. »Dein Mann hat sie unter demApfelbaum begraben, den ihr bei ihrer Geburt gepflanzt habt.«
    Die Frau sah Liannan an wie jemand, der von einer Sturmflut umschlossen ist, kalt und erstarrt.
    Liannan lachte. »Denk darüber nach«, sagte sie. »Und wenn du dich entschließt, dich zu rächen, dann rufe mich. Ich werde in ihn hineinkriechen und dafür sorgen, dass er es bereut …«
    Der Mann neben der Frau drehte sich um und rannte weg, doch der Messerverkäufer vom Markt warf sich auf ihn und ließ ihn als heulendes, sich windendes Häufchen zusammenbrechen.
    Merris Cromwell kam herbei und zog die arme Frau weg. Blinzelnd versuchte Mae, ihren verschwommenen Gestalten zu folgen, als sie in der Nacht verschwanden, und sie sah, wie sich die Hand der Frau über die von Merris legte und wie Merris dann die Hand in dieTasche steckte.
    Sie bezahlte Merris für dieseInformation, für ihreTochter unter demApfelbaum.
    Mae stieß einen heftigen, schmerzhaften Seufzer aus, dann wandte sie sich ab. Das war ein Geschäft.
    Sin sah Liannan an. »Hat dir das gefallen?«, fragte sie. IhreWorte klangen bissig.
    Liannan schwebte auf Sin zu. »O ja. Und das war deine zweite Frage Cynthia Davies,Tochter von Stella. Ich hoffe, du hattest keine weiteren.«
    Sins Mund verschloss sich zu einer schmalen Linie, als wolle sie abrupt einen Strich unter den letzten Satz setzen, damit ihr nicht noch weitere törichteWorte entschlüpften. »Nein.«
    Liannan sah sie an und dieAugen der Dämonin leuchteten seltsam wie die Sterne und das blasse Licht auf dem Meer. »Schon vor viertausend Jahren haben Mädchen in Mohenjo-daro im Licht von Fackeln getanzt und sie waren so schön wie du«, flüsterte sie. »Ich erinnere mich an griechische Mädchen, die bei Festen den Ierako für ihre Göttin tanzten und die sich so bewegten wie du für mich. Ich sah sie fallen.Auch du wirst fallen.«
    Sin zog eineAugenbraue hoch. »Aber nicht heute.«
    Â»Oh«, meinte Liannan. »Ich kann warten.« Peitschenschnell drehte sie sich zu Mae um, und ihr Haar folgte ihr wie ein Kometenschweif, bevor es sich prachtvoll um ihre weißen Schultern schmiegte. »Und was ist mit dir?«
    Mae verschränkte dieArme vor der Brust. »Was soll mit mir sein?«
    Â»Du willst doch etwas«, erwiderte Liannan. »Das sehe ich.«
    Â»Ich könnte schon ein paar Informationen gebrauchen«, gab Mae langsam zu.
    Â»Oh, ich sehe, dass du weit mehr brauchst.«
    Â»Dein Preis ist mir zu hoch«, erklärte Mae. »Du bist wie ein Kredithai. Nur verzweifelte Menschen suchen Hilfe bei dir. Ich bin nicht verzweifelt, ich kann mir selbst helfen, wenn ich die richtigen Mittel dazu habe. Ich will von dir nichts als Informationen.«
    Liannan warf den Kopf zurück und lachte, sodass Mae ihre spitzen Zähne sehen konnte, klein und weiß wie angespitzte Perlen.
    Â»Du bist für den Jahrmarkt geboren, nicht wahr?«, fragte sie. »DerTanz bringt dir zwei Fragen ein und die schöneTänzerin hat ihre aufgebraucht.Also, Feilscherin für dieWahrheit, was hast du sonst noch zu geben?«
    Â»Was willst du denn sonst noch?«, erkundigte sich Mae. »Abgesehen vom Offensichtlichen.«
    Liannan legte den Kopf schief und überlegte. »Ich will einen Kuss.«
    Mae blinzelte. »Einen … Kuss?«
    Liannan beobachtete sie schweigend, als verdiene ein Echo keineAntwort. Sie lächelte immer noch ein wenig und ihre rasiermesserscharfen Zähne drückten sich in ihre Unterlippe. Plötzlich sah Mae überdeutlich den Mund der Dämonin, rot und voll, dasVersprechen einer reifen Frucht.Wieder musste sie an Giftpflanzen denken.
    Â»Einen Kuss?«, echote Sin hinter Liannan, leicht und lockend. »Mit diesemThema kenne ich mich aus.«
    Â»Nein«, widersprach Mae schnell. Sie wusste die Geste zu schätzen, doch sie wollte nicht vor etwas gerettet werden, mit dem sie selbst fertig werden konnte. »Du kannst deinen Kuss bekommen. Ich tue es.« Sie streckte eine zitternde Hand aus, um dessen Finger magische Lichter in der

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