Der verruchte Spion
Ruck presste sich Willa an ihn und nahm ihn tief in sich auf. Wild aufschreiend bewegte sie sich vor, um sich umso heftiger wieder an ihn zu drängen. Grob fasste er sie an den Hüften und hielt sie fest.
»Lass mich …«
Nathaniel riss sich zusammen. Er begann rhythmisch in sie zu stoßen und hielt es kaum noch aus. Tief, dann noch einmal tief. Immer wieder.
Er spürte, wie sie zu beben anfing, und hielt sie fester, ließ sie nicht einmal los, als sie sich ungestüm in seinem Griff aufbäumte.
Mit einem zittrigen Wimmern löste sie sich in seinen Händen auf. Ein paar letzte zärtlich-feurige Stöße, und er entlud sich in ihr. Auf den abflauenden Wellen der Lust reitend, ließ er sie beide auf das Bett gleiten, immer noch in ihr geborgen.
Er nahm sie fest in die Arme und drückte sie an seinen Körper. Mit dem Gesicht in ihrem Haar sog Nathaniel Willas Duft tief ein und schlief ein.
Nathaniel wandelte durch die Luft. Nichts war unter oder über ihm und auch nicht um ihn herum. Graues Zwielicht überdeckte alles. Fast war er erleichtert. Hier gab es keine Entehrung, keine Schande. Er musste sich keines Mitleids
erwehren, sich keiner Zensur beugen. Hier wurde er nicht verleugnet und nicht verschmäht.
Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich, als könne er frei atmen, fühlte er die Last von sich genommen.
Doch dann wurde die Leere an seiner Seite fast greifbar. Im Nichts gab es auch keine Willa. Es gab zwar keine kalte Verachtung, aber auch keine warme Akzeptanz. Keine hell strahlende Frau, die diese endlose Dämmerung erleuchtete. Keine sanft gebende Liebende, die ihn in die Arme schloss.
Er konnte nicht nur eines haben, erkannte er. Er musste die Dunkelheit akzeptieren, wenn er das Licht sehen wollte. Er hatte seine Wahl getroffen. Er hatte sich nach seiner Last ausgestreckt. Er wollte diese Last, denn sie hatte ihm Willa beschert.
Willa! Er wollte sie voller Freude rufen und erwartete, sie jeden Moment in seine Arme fliegen zu sehen.
Aber er hatte seine Stimme verloren und brachte keinen Ton heraus. Er hatte gedacht, er wäre hierher gekommen, um eine Wahl zu treffen, aber es gab nichts zu entscheiden.
Da war nur Leere.
Nichts als unendliche Leere.
Nichts als die Wärme von Willas Armen um ihn und ihre sanfte Stimme an seinem Ohr. Mit jedem zittrigen Atemzug sog er ihren weiblichen Duft ein, ließ seinen Kopf davon reinigen und die betäubende Unendlichkeit des Verlusts vertreiben.
»Sch. Sch.«
Ihre kleinen Hände wanderten über seinen Rücken und massierten ihn sanft. Er zog sie nahe an sich, vergrub sein verschwitztes Gesicht an ihrem seidenweichen Hals. Er war gerettet. Er war nicht allein.
»Willst du es mir erzählen?« Sie flüsterte zärtlich, bedrängte ihn nicht. »Manchmal hilft das.«
»Ich habe schlecht geträumt«, sagte er. »Sonst nichts.«
Er konnte ihre Enttäuschung an der Art spüren, wie ihre Finger aufhörten, ihm durchs Haar zu streichen, und wie sie die Schultern leicht hängen ließ. Er war es unendlich leid, Willa zu enttäuschen.
»Es gibt Dinge, über die ich nicht reden kann«, sagte er leise.
»Das weiß ich.«
Sie klang nicht erbittert, aber Nathaniel wusste, wie das Leben an der Seite eines Mannes voller Geheimnisse Schranken der Verbitterung und des Zweifels errichten konnte. Er wollte nicht, dass sie sich jemals so fühlte, wie er sich als Junge gefühlt hatte, als sein Stiefvater – sein Vater – ihn weniger wichtig nahm als seine Arbeit.
Als Nathaniel noch klein gewesen war, hatte er versucht, es zu akzeptieren. Aber als er größer wurde und seinen Vater mehr und mehr gebraucht hätte, wurde es immer schwerer, gegen die Verbitterung anzukämpfen. Willa könnte ihn eines Tages hassen, da war er sich sicher.
Genauso wie Victoria Randolph hasste.
Zum ersten Mal hatte er eine Ahnung davon, wie das Leben seiner Mutter gewesen sein musste.
Schließlich lockerte er seinen Griff um Willa und schaute ihr in die Augen. Zärtlich strich sie ihm mit der Hand über die Wange und küsste sein Kinn. »Ich weiß, dass dein Leben in letzter Zeit schwierig war. Es wird besser werden, Liebster. Mit der Zeit wird jedes Schwert stumpf.«
Nathaniel zog sie an sich und legte sein Kinn auf ihren Kopf. Er hatte sie schrecklich unterschätzt. Seine Willa war kein Landei. Sie war eine ungeheuer weise, großzügige Frau. »Du bist nicht überbehütet aufgewachsen, du bist nur noch nicht weit herumgekommen.«
Sie seufzte, kuschelte sich dichter an ihn und ließ
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