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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Sondererlaubnis
zu bitten, hätte er den Bischof sicherlich gemocht.
    Er seufzte. »Meine Verlobte weiß um meine Vergangenheit.«
    Der Bischof blinzelte. »So, so. Und trotzdem wünscht sie die Verbindung?«
    »Sie besteht darauf«, sagte Nathaniel gequält.
    Der Bischof musterte ihn lange. »Wird sie durch Euren Titel und Euren Reichtum geblendet? Es ist nicht fair von Euch, sie mit großen Versprechungen zu locken, während sie sich allein auf die Tatsache Eurer Entehrung konzentrieren sollte.«
    Nathaniel zögerte. Könnte Willa es tatsächlich auf den Wohlstand und das sorgenfreie Leben als Lady Reardon abgesehen haben?
    Schließlich kam sie aus kleinen Verhältnissen – das schäbige Gasthaus, das winzige Dorf …
    Dann erinnerte sich Nathaniel an Willas Vergnügen an all den kleinen, unbedeutenden Dingen. Sie erwartete nichts vom Leben außer einer Buchhandlung, einen Graben, den sie erforschen konnte, und vielleicht noch ein Paar verzierter Strümpfe. Er grinste den Bischof an. »Sie ist nicht an meinem Reichtum interessiert.«
    Der Bischof verschränkte die Arme. »Glaubt sie, sie sei in Euch verliebt?«
    Dem Ton seiner Stimme war anzumerken, dass er die Möglichkeit, irgendeine Frau könnte Nathaniel lieben, für ausgeschlossen hielt. Nathaniel wurde bei seiner Frage unsicher. Willa, loyal wie sie war, hatte nie etwas Derartiges behauptet. Er räusperte sich. »Das weiß ich nicht. Das müsstet Ihr sie selber fragen.«
    Der Bischof ließ die Arme sinken und beugte sich vor. »Sie fragen? Ja, ich glaube, das werde ich tun.« Abrupt stand er auf. Nathaniel erhob sich ebenfalls. »Bringt diese Frau zu
mir. Ich werde sofort feststellen, ob sie diese Entscheidung aus eigenem, freiem Willen trifft.«
    Nathaniel sah ein, dass er Willa diese Möglichkeit geben musste, überzeugt zu werden. Beim Gedanken, dass sie sich gegen ihn entscheiden könnte, wurde ihm das Herz schwer. Geschlagen von seinem eigenen Wunsch, ihr gegenüber fair zu sein, lachte er kurz auf. »Aus freiem Willen? Glaubt mir, Exzellenz, sie hat keinen anderen.«

15. Kapitel
    D er Lakai öffnete Nathaniel die Tür von Reardon House gerade rechtzeitig zum Dinner, und Nathaniel betrat den Speisesaal. Seine Mutter residierte an ihrem gewohnten Platz an dem großen Mahagonitisch und herrschte königinnengleich über die Anwesenden.
    »Setz dich, Nathaniel, setz dich. Sir Danvilles Abendessen darf nicht länger warten.« Lächelnd wies sie Nathaniel einen Platz an.
    Das Lächeln war dem Besuch geschuldet, denn Victoria hatte ihrem Sohn seit Jahren kein ehrliches Lächeln mehr geschenkt. Er nickte ihr hämisch zu, dann wanderte sein Blick ans andere Ende der Tafel, wo er den leeren Stuhl seines Vaters zu sehen erwartete.
    Basil grinste ihn vom Platz seines Vaters an. »Setz dich, Thaniel. Deine kleine Braut ist ohne dich ganz verloren.«
    Vielleicht lag es an dem Zorn, der beim Anblick Basils, der vorzeitig den Platz seines Vaters einzunehmen gedachte, in ihm aufwallte; vielleicht lag es an der Art, wie seine Mutter Sir Danville anlächelte, während ihr eigener Mann im Sterben lag – den verwitweten, wohlhabenden Sir Danville, der ihr seit Jahren den Hof machte.
    Oder es lag einfach daran, dass er der begriffsstutzigste Mann auf der ganzen Welt war, wie Myrtle immer behauptete. Jedenfalls musste sich Nathaniel erst hinsetzen, bevor sein Blick auf Willa fiel.
    Sie saß ihm gegenüber in all ihrer fülligen Pracht. Wei ßes Fleisch quoll aus ihrem Ausschnitt, und ihre Haare fielen
einem sanften Wasserfall gleich über ihren Rücken. Sie lächelte ihn an, und ihre Freude, ihn zu sehen, war offenkundig. Sie erschien ihm wie ein wärmendes Feuer in diesem vor Kälte starrenden Raum.
    Sie sah wunderbar aus in Blau.
    Er wollte diesen Ort mit ihr verlassen, wollte wieder allein mit ihr über die Straßen reiten. Wie konnte er ihr das hier sagen, wo sie von Leuten umgeben waren, die ihm aus dem Weg gingen, wann immer sie die Gelegenheit dazu hatten?
    Und dann wusste er es.
    Sie hatte immer behauptet, sie wüsste, was er dachte. Vielleicht könnte sie auch jetzt seine Gedanken lesen.
    Er schaute ihr tief in die Augen und lächelte sanft, bis er etwas hinter ihrem Blick aufblitzen sah. Sein eigener Blick wurde sinnlicher, als er sich an ihre nackten Kurven im Schein des flackernden Kaminfeuers erinnerte. Sie reagierte darauf, als könnte sie jeden seiner Gedanken lesen.
    Ihre Augen weiteten sich und wurden ganz dunkel. Die Röte, die ihr ins Gesicht stieg, wurde

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