Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
Nathaniel vertraute niemandem in seinem Haus so, dass er ihn Ren hätte helfen lassen. »Wird er sich von der Lungenentzündung erholen? Was meinen Sie?« Nathaniel hoffte es. Es wäre zu viel der Ironie, wenn Ren Porter wegen Willas schmutziger Wäsche sterben sollte.
    Der Arzt zuckte die Achseln. »Das wird sich zeigen. Der Sprung in den Fluss hat ihm vielleicht den Rest gegeben. Die Entzündung ist nicht sehr weit fortgeschritten, aber er ist schwach und sehr erschöpft.«
    Erschöpft wie ein Mann, der Nathaniel nach London gefolgt war?
    »Das kann ich mir vorstellen«, entgegnete Nathaniel. »Ich werde dafür sorgen, dass er sich so lange ausruht, wie es nötig ist.« Und eine Wache vor seiner Tür postieren.
Ren war krank, verkrüppelt und falsch informiert. Es mochte eine Weile dauern, bis ihm klar war, dass er bei Freunden war.
    Der Arzt war verständlicherweise noch immer neugierig. »Er kann sich glücklich schätzen, so einflussreiche Freunde zu haben …«
    Nathaniel verzog das Gesicht. »Ich werde es ihm ausrichten. Noch einmal vielen Dank, Sir. Gute Nacht.«
    Nachdem der Arzt seine Kutsche bestiegen hatte, winkte Nathaniel ihm noch einmal zu und beobachtete, wie die Kutsche durch den wogenden Nebel davonfuhr. Dann schloss er die Tür.

16. Kapitel
    D er Schmerz war wieder da. Natürlich, dachte Ren Porter niedergeschlagen. Er war nie wirklich weg gewesen.
    Sein Körper war gebrochen gewesen. Himmel, sogar sein Schädel war nicht heil geblieben. Dann hatte der Schmerz der Heilung eingesetzt. Er hatte gelernt, Teile seines Körpers wieder zu benutzen, die keine Ähnlichkeit mehr mit den kräftigen jungen Gliedern von einst hatten.
    Aber das hier war eine neue Art von Schmerz. Wie ein Riese, der auf seiner Brust saß und ihm die Luft aus den Lungen drückte. Lungenentzündung, hatte der Doktor gesagt. Ren war nur in den Fluss gefallen, und jetzt hatte er eine Lungenentzündung.
    Das passte zu ihm. Von schmutziger Wäsche zur Strecke gebracht. Er lachte auf – und hustete sich im nächsten Moment schier die Lunge aus dem Hals. Endlich war er wieder genug bei Atem, um sich keuchend in die Kissen sinken zu lassen.
    »Au!«, stöhnte er.
    Keine Witze mehr. Kein schwarzer Humor mehr.
    Nein, noch nicht einmal Sarkasmus.
    Nur Atmen war erlaubt.
    Er schaute zur Seite, wo eine große Anzahl dampfender Töpfe auf dem Herd standen. Wenn seine Lungen doch voller Wasser waren, wieso musste er dann Dampf inhalieren? Verrückte Ärzte!
    Ren hasste sie. Krankenschwestern waren in Ordnung. Mrs Neely, die sich während seiner Bewusstlosigkeit um ihn
gekümmert hatte, war eine feine Frau. Wenn sie vierzig Jahre jünger gewesen wäre, hätte er sie geheiratet.
    Aber wenn sie vierzig Jahre jünger gewesen wäre, hätte sie wahrscheinlich schreiend vor ihm Reißaus genommen, so wie alle anderen jungen Damen es zurzeit taten.
    Alle außer Willa.
    Das stimmte. Er hatte sie zunächst erschreckt, aber später am Feuer, da hatte sie ihn neugierig, aber ohne Abscheu gemustert. Er hatte ihre Standhaftigkeit getestet, als er ihr den Tee bereitet hatte. Sie hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als er sich ihr näherte.
    Willa war ohne Zweifel eine außergewöhnliche Dame.
    Und sie gehörte zu Reardon, wie der Mann heute Abend unmissverständlich klar gemacht hatte.
    Da war ein Geräusch. Ein sehr leises. Ein winziges Rascheln von Stoff, vielleicht war es aber auch ein leises Ausatmen.
    Es kam aus dem am weitesten von der Kerze entfernten Winkel des Raumes. Vom Bett aus konnte er nichts als den Umriss eines Schattens erkennen.
    »Ich weiß, dass Ihr da seid.«
    »Nun, dann gibt es keinen Grund, weiter so unbequem dazustehen.« Der Schatten trat vor und nahm die Gestalt eines Mannes an.
    »Reardon?«
    »Kaum. Nur Vetter Basil, augenscheinlicher Erbe.« Basil setzte sich auf die Bettkante und lehnte sich gegen den Bettpfosten. Er zog eine Zigarre aus seiner Westentasche, beugte sich vor und entzündete sie an Rens Kerze.
    Basil lächelte leicht, dann blies er eine Rauchwolke aus, die sich um Rens Hals legte und ihm einen stechenden Schmerz in der Lunge verursachte. Er schnappte nach Luft, erwischte aber nur noch mehr von dem Rauch, als Basil sich in gespielter Sorge über ihn beugte.

    »Oh, es macht Euch doch nichts aus, wenn ich rauche, oder?«
    Dem Ersticken nahe und mit stechender Lunge vermochte Ren nur heftig zu nicken.
    »Schade. Dabei machtet Ihr auf mich den Eindruck, dass Ihr einen guten Tabak zu schätzen wüsstet.« Basil

Weitere Kostenlose Bücher