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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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antwortete. Einige hoben die Schultern. Schwarzklaue neigte den Kopf. »Er scheint gut gestorben zu sein. Möge er nie wieder allein jagen.«
    Den dritten Toten starrte er lange an, bevor er etwas sagte. »Sein Name war Wolkenauge.« Schwarzklaue bemerkte, wie Daneel aus den Bäumen in den Kreis trat. Einige Nachtschatten sahen ihn verärgert an, aber er lächelte, und sie lächelten zurück.
    »Wolkenauge«, wiederholte Schwarzklaue, »war ein Jäger und Krieger. Fast sein ganzes Leben hat er im Eis verbracht.«
    Er sah den alten Jäger an. Jemand hatte ihm die Kehle von hinten aufgeschlitzt. »Feiert, was er dort tat. Feiert sein Leben, aber nicht seinen Tod, denn er starb wie ein Narr.«
    Schwarzklaue wandte sich ab.
    Die Nachtschatten warteten noch einen Moment, als wüssten sie nicht, was von ihnen erwartet wurde, dann zog Marya eine Fackel aus dem Boden und warf sie auf den ersten Toten. Der Alkohol verpuffte. Blaugrüne Flammen sprangen auf die anderen Leichen über. Ihr verbrennendes Fell knisterte.
    »Mögen sie heute Nacht bei den Ahnen speisen«, sagte Marya.
    »Hoffnung«, sagte ein anderer und trank einen Schluck aus seinem Weinschlauch.
    Schwarzklaue blieb nicht bei ihnen. Er verließ den Kreis und blieb auf der Lichtung stehen, bis der Alkoholgestank verflogen war. Der Geruch des Menschenbluts, der Feuer und des Walds kehrte zurück – und ein anderer, der ihn herumfahren ließ.
    Daneel war ihm gefolgt. Schwarzklaue packte ihn an den Schultern, war überrascht, wie dürr und leicht sich der Mensch anfühlte. »Wieso klebt Nachtschattenblut an dir? Was hast du getan?«
    »Es ist unwichtig, was ich getan habe. Wichtig ist nur, was du tun wirst. Lass mich los.«
    Schwarzklaue öffnete die Fäuste. Seine Klauen hatten Löcher in den dunklen Mantel gerissen. Er wollte sich dafür entschuldigen, aber Daneel ergriff seinen Arm und sagte: »Hat dir der Eisengeschmack des Bluts gefallen? Willst du noch mehr?«
    Schwarzklaue spürte, dass Daneel zitterte. Er schien sich auf ihn zu stützen.
    »Hast du gehört, was ich sagte?«
    »Ja.« Schwarzklaue lächelte. »Menschenblut schmeckt nicht nach Eisen«, sagte er dann. »Es schmeckt golden, so als würden Münzen durch eure Adern rollen, so als wäre es etwas wert. Wusstest du das?«
    »Nein.«
    Schwarzklaue blickte zurück zu den brennenden Leichen. »Aber das Blut eines Nachtschatten, das schmeckt nach Erde und Himmel, verstehst du?«
    »Nein.« Daneel wirkte ungeduldig. »Was soll …«
    »Denkst du, dass die Erde und der Himmel so viel wert sind wie eine Stadt voller Gold?« Die Feuer brannten niedriger, fielen allmählich in sich zusammen. Die Silhouetten der Nachtschatten verschmolzen mit der Nacht.
    »Für jeden Nachtschatten, der heute Nacht sein Leben ließ«, sagte Schwarzklaue, »wird eine Stadt brennen. Und für jeden, der bei der Vernichtung der Stadt stirbt, brennt eine weitere Stadt. Und so wird es weitergehen, bis sie aufhören, uns zu töten, oder bis die ganze Welt in Flammen steht.«
    Er sah Daneel an. Sein Gesicht war eine Maske aus Dunkelheit. »Das werde ich tun.«
    Daneel schwieg, aber mit seiner zitternden Hand tätschelte er Schwarzklaues Arm.

 
Kapitel 13
     
    In Frakknor regnet es mehr als an jedem anderen Ort in den vier Königreichen. Es heißt, nach wochenlangem Regen würde die Luft so feucht werden, dass die Fische an Land kommen und Menschen nach einem Atemzug ertrinken. Dem Reisenden sei geraten, diese Behauptung nicht auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Alles war nass.
    Jonans Kleidung klebte an seinem Körper, in seinen Stiefeln stand Wasser, und von der Pferdemähne, die er mit klammen Fingern hielt, tropfte Regen. Er ritt bei Nacht und schlief tagsüber in den Astgabeln von Bäumen, unter deren Blättern es wenigstens etwas trockener als auf dem durchweichten Boden war. Die Hoffnung, irgendwo eine verlassene Hütte zu finden oder einen Verschlag mit Feuerholz, hatte er längst aufgegeben. Wenn es Dörfer gab, dann lagen sie entlang der Handelsstraße, doch auf der wagte er nicht zu reiten. Er wusste nicht, ob die Miliz nach ihm suchte.
    An einer Weggabelung zügelte Jonan sein Pferd und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Es war fast Mittag. Müdigkeit drückte ihn nieder. Seine Wunden waren fast verheilt, nur das Fieber war geblieben. Es zog die Stärke aus seinem Körper und trübte seine Gedanken. Diese Schwäche war

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