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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Eine Verbindung zum Haupthaus gab es nicht. Wer den Trakt betrat, musste ihn später durch die Tür verlassen, durch die auch Jonan gegangen war.
    Er fand ein Stück Holz auf dem Boden und einen Mauervorsprung, den die Sonne erwärmte. Ruhig zog er sein Messer, setzte sich und begann zu schnitzen. Schließlich ging die Tür auf, und Nyrdok kam heraus. Er sah sich kurz um, dann zog er seinen Umhang zurecht und ging in Richtung Haupthaus.
    Jonan wartete.
    Die Sonne stieg höher. Gegen Mittag kam eine Frau aus einem der Unterstände und fragte Jonan, ob er mit ihrer Familie essen wolle. Er dankte ihr und lehnte ab.
    Während sich das Holzstück unter seinem Messer langsam in ein Schwert verwandelte, dachte Jonan über die Person nach, mit der Nyrdok geredet hatte. Wahrscheinlich war es ein reicher Mann aus der Stadt, der seiner Familie mehr geben wollte, als er konnte, oder ein Händler, der plante, die Vorräte weiterzuverkaufen. Sein Name würde reichen, um Nyrdok davon zu überzeugen, den Sergeanten-Umhang einem anderen zu geben. Diese Gerechtigkeit war Jonan genug. Er wollte Nyrdok nicht tot sehen. Westfall brauchte gute Soldaten, und Nyrdok war gut.
    Die Tür ging auf. Jonan schnitt sich in den Daumen.
    Denn er erkannte Fürstin Syrah.

 
Kapitel 5
     
    Man kann sich nicht einfach in Westfall niederlassen, so wie es Reisende aus anderen Provinzen kennen. Wer sein Glück dort versuchen will, benötigt Zeit, Geduld und einen schweren Geldbeutel, denn den Wachen einer Stadt obliegt die Entscheidung, wer in ihren Mauern leben darf. Reiche Wachen sind in Westfall keine Seltenheit.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 1
     
    Er hatte geglaubt, es würde alles anders werden. Wenn er nur laufen könnte, hatte er gedacht, wenn nur die Schmerzen verschwänden und die Hilflosigkeit, die ihn niederdrückte, dann würde der Mann, der sich hinter ihnen verbarg, aus den Schatten treten und Craymorus ins Licht führen.
    Doch das war nicht geschehen. Er war derselbe geblieben, schwach und unsicher, ein Fürst, der kein Fürst war, ein Betrüger an den Menschen, die zu ihm aufsahen, und an sich selbst.
    »Wie lange noch?«, fragte er. Der hölzerne, reich verzierte Thron, auf dem er saß, war unbequem und hart. Milus, sein Vater, hatte darauf bestanden, dass alle Treffen zwischen Craymorus und den Magiern im Thronsaal stattfanden. Er hielt das für angemessen. Craymorus hatte ihm nicht widersprochen.
    Milus, ein strenger Mann, in dem er sich selbst nicht erkennen konnte, hob die Augenbrauen. »Ich schätze deine Ungeduld nicht«, sagte er. »Wir arbeiten Tag und Nacht an diesem Zauber, aber wie du wissen solltest, brauchen solche Dinge Zeit.«
    »Verzeih, ich wollte eure Hingabe nicht infrage stellen.« Craymorus hätte sich für diese Worte am liebsten geohrfeigt. Die anderen sechs Magier im Saal senkten den Blick, als wäre es ihnen peinlich, ihm zuzuhören. Sie saßen auf hohen Stühlen rechts und links des Throns. Nur Adelus, sein jüngerer Bruder, stand am Fenster und sah nach draußen. Die Unterhaltung schien ihn zu langweilen.
    »Die Zeit wird nur knapp«, fuhr Craymorus fort. »Die Vorräte schwinden. Lange halten wir diese Belagerung nicht mehr durch.«
    »Du hättest die ganzen Leute nicht in die Festung lassen sollen«, sagte Milus. »Sie nützen dir nicht.«
    »Das ist mein Volk.«
    »Dein Volk.« Milus' Mundwinkel zuckten. »Natürlich. Ich vergaß.«
    Ist er schon immer so gewesen? , fragte sich Craymorus. So kalt? So gemein?
    Einer der anderen Magier, ein junger Mann namens Civicus, räusperte sich. »Mein Fürst, eine Bitte von den Magiern, die sich gerade auf den nächsten Kampf vorbereiten: Vielleicht könntet Ihr dafür sorgen, dass sie bei der Nahrungsverteilung bevorzugt behandelt werden. Die Zauber kosten große Kraft.«
    Ein Schwert zu halten auch , wollte Craymorus entgegnen, aber er wusste, dass er sich damit nur dem erneuten Widerspruch seines Vaters ausgesetzt hätte. Also nickte er. »Ich werde mich darum kümmern.«
    »Danke, mein Fürst.«
    »Wenn sonst nichts mehr anliegt …«, begann er, aber Milus hob die Hand.
    »Es gibt noch etwas. Seit unserer Ankunft sind durch die Unfähigkeit deiner Wachen drei unserer Magier ums Leben gekommen. Ich würde es als angemessen erachten, wenn du ihre Familien mit ihrem Gewicht in Gold entschädigst.«
    Craymorus rieb sich mit der Hand übers Gesicht. Ihre Schwielen, Erinnerungen an die Krücken, die immer noch an der Wand

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