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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ihnen gab einen Befehl oder sah einen anderen an. Sie bogen einfach ab und verschwanden hinter einigen Bäumen.
    Jonan stand auf. Einen Moment lang glaubte Ana, Angst in seinen Augen zu sehen, dann wirkte er wieder ruhig. »Wir müssen weiter.«
    »Aber wir können nicht auf der Straße bleiben«, sagte sie. »Wenn sie die Pferde finden, werden sie umdrehen.«
    »Oder glauben, dass wir sie zurückgelassen haben und abseits der Straße weiter nach Westen gehen«, sagte Merie. Sie saß im Gras und rieb sich die Augen. Es überraschte Ana, dass sie trotz ihrer Erschöpfung so klar dachte.
    Sie ist kein Mensch , sagte sie sich. Vergiss das nicht.
    Jonan beendete die Unterhaltung, indem er sich umdrehte und über die Weide einem kleinen Waldstück entgegenging. Merie folgte ihm nach einem Moment, dann Ana.
    Sie richtete den Blick auf seinen Rücken und dachte an das, was er getan hatte.

 
Kapitel 20
     
    Busharan erinnert an einen Gang in einer prächtigen Festung. Man benutzt ihn, um eine berühmte Bibliothek aufzusuchen oder die Gemächer einer Geliebten oder um aus seinen Fenstern die Landschaft jenseits der Mauern zu betrachten. Doch wer würde jemals stehen bleiben, um den Gang zu betrachten? Und was würde er finden, wenn er es täte?
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Korvellan?«
    Craymorus setzte sich auf. Das Plätschern des Flusses und die Rufe der Krähen antworteten ihm. Sonnenschein wärmte sein Gesicht. Das Feuer war niedergebrannt. Er legte einige Zweige in die Glut, um es wieder zu entfachen.
    Korvellans Decke lag noch am Boden, sein Pferd graste festgepflockt am Wasser, aber er selbst war nirgends zu sehen. Craymorus war froh darüber. Es gab ihm die Gelegenheit zu tanzen, ohne dabei beobachtet zu werden.
    Als er fertig war, zog er sein verschwitztes Hemd aus und wusch sich im Fluss. Das Wasser war kalt und klar. Er füllte einen der Näpfe damit und trug ihn zurück zum Lagerfeuer. Sein Magen knurrte. Die Mahlzeit aus Krähenfleisch und Pfannkuchen, die sie am Vorabend zu sich genommen hatten, war nicht gerade üppig gewesen.
    Ich könnte jagen gehen , dachte Craymorus. Er hatte noch nie gejagt, war zu jung gewesen, als der Sturz ihm die Beine genommen hatte. Er wusste nicht, wie man jagte, fischte, ritt, erinnerte sich nur noch verschwommen daran, wie es war zu schwimmen, zu klettern, zu springen. Wie es wohl war, eine Straße zu überqueren, ohne angestarrt zu werden, eine Taverne zu betreten, in der Menschen nicht sofort aufstanden, um ihren Platz frei zu machen, durch eine Stadt zu laufen, ohne Angst vor der nächsten Treppe oder regennassen Steinen zu haben, ohne sich ständig ausruhen zu müssen? Einfach zu gehen …
    »Ich weiß so wenig von der Welt«, sagte Craymorus leise. Er spürte, wie die Last, die ihn in der Festung niedergedrückt hatte, leichter wurde. Nichts anderes als ein Gefangener war er dort gewesen, festgehalten von seinem Titel und von Mellie, so wie der Junge im Kerker von seinen Ketten. Sie hatten sich beide davon befreit.
    Scham überkam ihn, als er an den Jungen dachte. Er war das Einzige gewesen, über das er als Fürst wirklich Macht gehabt hatte. Niemand hatte ihn zurückgehalten, niemand hatte sich gefragt, was er mit einem Nachtschatten anstellte. Weshalb auch? Sie waren der Feind, und was immer der Fürst seinen Feinden antat, war richtig.
    Ich hätte ihn gehen lassen sollen, bevor er zu dieser Kreatur wurde , dachte Craymorus, während er Mehl und Wasser zu einem Teig anrührte. Diese Mischung aus Mensch und Nachtschatten war das Erbe, das er als Fürst hinterlassen hatte. Sie und die Ruinen Westfalls.
    Er begann zu lachen. Es war ein bitteres, beschämtes Lachen, aber es tat trotzdem gut.
    »Was ist denn so lustig, Fürst?«
    »Nichts«, sagte Craymorus rasch und drehte sich um.
    Korvellan ging am Fluss entlang auf ihn zu. Er führte ein großes schwarzes Pferd an den Zügeln. Es war gesattelt.
    »Seht, was ich gefunden habe«, sagte er. »Es graste auf einem der Felder, nicht weit entfernt vom Dorf.«
    »Da ist ein Dorf?«
    Korvellan band das Pferd an einem Baum fest und wusch sich die Hände im Fluss. »Nicht weit von hier. Ich schlage vor, dass wir Euer Pferd dort gegen ein paar Vorräte eintauschen.«
    »Wieso mein Pferd?« Craymorus bückte sich und pflückte einige Kräuter. Der schwarze Hengst sah zu ihm herüber, schien ihn zu mustern wie einen Feind.
    »Weil ein Sattel Euch guttun wird und der Hengst

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