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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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das Bike beschleunigte, und ich flog mehrere Male durch die Luft. Da ich in die Maschine eingeklinkt war, konnte ich die Leistung an den Zahlen in meinem internen visuellen Display ablesen und in meinem Kopf spüren. Ich versuchte, ein ähnliches Gefühl der Verschmelzung wie mit meiner Triumph zu erreichen, aber es war nicht mein Motorrad, und es war nicht so elegant konstruiert wie die Triumph.
    Dann übersprang ich die nächste Mauer und schrie, als dahinter kein Dach mehr war. Ich landete auf einer abwärts geneigten Rampe und kämpfte darum, die Kontrolle über den Low Rider zu behalten. Die Rampe führte ins Innere der Bungalows. Ich erreichte das untere Ende der Rampe, wich scharf einer Innenwand aus und brach dann in einer Explosion aus Gips durch die nächste, wobei ich mich wieder nur mit Mühe auf dem Bike halten konnte. Vor mir erkannte ich den weiteren Verlauf des Parcours, eine Reihe von Schikanen, die aus Innenwänden und Löchern im Boden bestanden. Ich schwenkte hin und her und duckte mich so tief, wie es in diesen engen Räumen
möglich war. Es gefiel mir nicht, wie der Boden unter dem Bike nachgab. Dann erinnerte ich mich daran, dass ich sowieso bald sterben würde, und gab Gas. Als ich mich über eins der Löcher beugte, sah ich, dass es dort tiefer als zwei Stockwerke hinunterging, bis zur Kanalisation. Ich scherte in die andere Richtung aus, und meine Schädeldecke streifte die nächste Innenwand. Ich spürte es kaum. Ein Teil des Fußbodens gab hinter meinem Bike nach, und ich spürte, wie die Maschine langsamer wurde, aber der Reifen griff, und ich war außer Gefahr. Mir wurde bewusst, dass ich lächelte, als ich eine aufwärts führende Rampe erreichte. Ich segelte durch die Luft und gelangte wieder auf das Dach. Buck war mir bereits deutlich näher.
    Ich drosselte den Motor, als wir eine Kreuzung erreichten. Dann gab ich wieder Gas und schoss die nächste Rampe hinauf. Ich überflog einen Teil der Zuschauer, die jubelten, als wir beide über ihren Köpfen waren. Buck landete zuerst, ich kurz danach. Einige Fahrzeuge verfolgten uns auf einer parallelen Strecke, unter anderem unser Sportwagen.
    Auf diesem Dach hatte man schmale Durchgänge in die Trennwände geschlagen. Die Löcher waren ausgebessert worden, und es lagen nur wenige Trümmer herum. Ich trieb das Bike zu höherem Tempo an und sah, wie rote Linien in meinem Sichtfeld erschienen. Dies war meine letzte Chance, noch etwas herauszuholen. Meine Umgebung wurde zu einem verwischten Streifen. Ich besaß noch genug Geistesgegenwart, um mich zu überzeugen, dass die Strecke frei war, ansonsten konzentrierte ich mich ganz auf die vor mir liegende Rampe. Inzwischen grinste ich nur noch, die Übelkeit war nicht mehr als eine ferne Erinnerung, die ersten Wunden in meiner Kopfhaut so bedeutungslos wie das Blut, das ich an diesem Morgen ausgepisst hatte.
    Ich erreichte die Rammpe. Es fühlte sich an, als würde ich eine Ewigkeit durch die Luft fliegen. Alles verlangsamte sich,
als das Hochhaus immer größer in meinem Sichtfeld vor mir aufragte. Die harte Landung, das hüpfende Bike - es unter Kontrolle halten, kein Tempo verlieren. Ich war nur ein paar Sekunden innerhalb des Hochhauses, wenn überhaupt. Der Weg, der im Gebäude freigemacht worden war, kam mir wie ein verwischter Schemen vor, als ich von der nächsten Rampe in die Luft gerissen wurde.
    Dann der nächste Wohnturm und der übernächste, jedes Mal drosseln und so schnell wie möglich bleiben. Jedes Mal ging es etwas höher hinauf, jedes Mal der Aufprall, das Bike unter Kontrolle halten und nicht an die Decke stoßen. Manchmal wurde mir bewusst, dass Bucks Bike rechts von mir im selben Gebäude war oder neben mir durch die Luft flog - und jedes Mal, wenn ich ihn sah, schien er mir etwas näher zu sein.
    Dafür waren meine beschleunigten Reflexe da, denn so etwas bekam man ohne Aufrüstung nicht hin. Deshalb unterschieden wir uns vom Rest der Herde. Vielleicht hatte Buck doch recht: Das war es, was zählte. Landen, Kontrolle behalten, drosseln, Gas geben, gar nicht darüber nachdenken, wie hoch wir über dem Boden waren, wenn wir von einem Hochhaus ins nächste sprangen.
    Das Loch in der Wand des Turms direkt vor mir lag zu tief. Ich flog zu hoch, war zu schnell abgesprungen. Ich duckte mich auf dem Bike und verfluchte die hohen Lenkstangen an einem Low Rider. Ich spürte, wie mein Staubmantel die obere Kante des Lochs streifte. Ich war zu schnell, aber wenn ich jetzt bremste, würde

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