Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
Vom Netzwerk:
das ich für sehr mutig und riskant hielt. Er bewies mehr Vertrauen in die Menschen, als ich hatte - oder als er meiner Einschätzung nach selbst hatte.
    »Nein, Fortschritt funktioniert auf andere Weise. Gott, zeig diesem verdorbenen Scheißer das Volk«, ordnete Mudge an.
    Cronin funkelte uns vom Schirm herab wütend an, doch dann verschwand sein Gesicht. Es wurde durch eine Straßenszene ersetzt, in einer der vielen Ginzas von London. London
war Mudges spirituelle Heimat. Die Menschen standen zu Tausenden auf der Straße und blickten nur auf die Viz-Schirme. Dann schrumpfte das Bild zu einem kleinen Fenster, und nun war Washington zu sehen, dann Paris, Berlin, Nairobi, Pacifica, Peking, Auckland - alle bedeutenden Großstädte der Welt -, dann die kleineren Städte, in immer schnellerer Abfolge, und schießlich Dörfer und Einzelpersonen. Die Leute schauten schweigend zu, sie weinten, sie umarmten und küssten sich, sie diskutierten oder starrten nur, mit dem Ausdruck der Erleichterung. Irgendwie hatte Mudge das vorhergesehen. Alle wirkten erschöpft, aber erleichtert. Manche wagten es sogar, glücklich zu sein.
    Mir wurde klar, wie müde ich war. Ich wankte zur Wand hinüber und ließ mich daran hinunterrutschen. Morag kam, um mir zu helfen.
    »Sehen Sie? Das ist kein Aufstand. Es ist eine große verdammte Party, Sie Arschloch. Der Krieg ist vorbei«, sagte Mudge.
    Ich machte mir Sorgen, dass Mudge den Sieg vielleicht etwas zu früh erklärt hatte, aber es fühlte sich gut an. Und während ich zusah, wie sich die Bilder auf dem Schirm abwechselten, wurde mir bewusst, wie sehr ich in Wirklichkeit das liebte, was noch von unserer beschissenen Menschheit übrig war.
    »Der Krieg ist nie vorbei«, sagte Cronin.
    » Give war a chance! «, sangen Buck und Gibby im Chor.
    »Meinen Sie Rolleston? Glauben Sie, es würde jetzt noch einen Unterschied machen, wenn er uns tötet?«, fragte Mudge.
    »Nein, aber es könnte sich lohnen, sich jetzt darauf zu konzentrieren«, schlug ich vor.
    »Sie haben MacDonald nicht zugehört, wie mir scheint«, sagte Cronin. »Mit dem, was wir über Biotechnologie gelernt haben, werden wir fast wie Götter sein. Wie Ihre Hure.«
    Morag blickte auf. »Ach, meinen Sie mich? Ich kann dazu nur sagen, dass es viele Dinge gibt, die ich nicht für Geld oder Macht
tun würde.« Sie blickte sich scheinbar verwirrt um. »Entschuldigung, wo ist die Hure?«
    »Sie haben den nächsten großen Menschheitskonflikt ausgelöst«, fuhr er fort, ohne auf Morags Spöttelei einzugehen.
    »Wollen Sie uns ein Ultimatum stellen?«, fragte Mudge.
    »Die vereinte Kolonialflotte darf nicht zulassen, dass das Netz, vielleicht das bedeutendste technische System der Erde, von etwas kontrolliert wird, das nach eigenen Angaben vom Feind kompromittiert wurde«, sagte Cronin. »Das sehen Sie doch bestimmt ein.«
    »Wer sind Sie eigentlich, um eine solche Entscheidung zu treffen?«, ließ ich mich wieder in die Diskussion hineinziehen, trotz Rollestons unmittelbar bevorstehender Ankunft.
    »Es gibt keinen Feind mehr! SIE wollen Frieden!«, rief Morag. Sie schien sich verzweifelt darum zu bemühen, dass Cronin sie verstand, dass er alles einsah. Ich wusste, dass er es längst getan hatte, aber es spielte keine Rolle.
    Ich empfing eine dringende Nachricht von Cat. Ich rief ihr Bild auf. Wirkte sie nervös, unglücklich, verärgert? Oder interpretierte ich nur etwas hinein? Wieder ließ ich mich von Cronin ablenken.
    »Bedauerlicherweise haben wir nur die Behauptungen eines kleinen Mädchens, das obendrein eine Hure ist und in dessen Kopf ein Alien lebt, während die gemeinsame Erfahrung von Millionen Menschen etwas anderes sagt«, erwiderte Cronin.
    Ich sah, dass Morag gegen ihre Tränen ankämpfte, nicht gegen die Worte dieses Arschlochs, sondern gegen die Vorstellung, dass wir am Ende vielleicht wieder damit anfangen würden, überall gegen unsere eigene Spezies zu kämpfen. Ich wusste, wie es in ihr aussah. Obwohl ich nicht glaubte, dass sie dasselbe Ausmaß an Hass auf Cronin, Rolleston und ihresgleichen aufbrachte wie ich.
    »Sergeant …«, begann Cat.

    »Nennen Sie mich Jakob.«
    Sie runzelte verärgert über die Unterbrechung die Stirn.
    »Wenn Sie einen neuen Krieg vermeiden möchten, müssen Sie nicht mehr tun als aufhören«, sagte Mudge. »Wenn Sie ein paar Minuten warten, werden Sie von der Menschheit den Auftrag erhalten, genau das zu tun.«
    »Sie haben versprochen, dass Sie rauskommen, wenn Sie fertig sind«,

Weitere Kostenlose Bücher