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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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sagte Cat.
    »Da ging es nur um Sie und nicht um ihn. Schaffen Sie Ihre Leute von hier weg«, sagte ich zu ihr und wandte mich dann an alle, die sich im Studio aufhielten. »Leute!«
    Diesmal hatte ich einen besonderen Tonfall - jedenfalls hatte ich plötzlich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »›Ich kenne deine Werke, und ich habe vor dir eine Tür geöffnet, die niemand mehr schließen kann‹«, sagte Cronin, bevor sein Gesicht vom Viz-Schirm verschwand.
    Ich musste an den Vikar denken.
    »Gott?«, sagte Mudge.
    »Wir haben die Verbindung zu den Überwachungskameras des Lifts verloren. Cronin hat sie außer Betrieb gesetzt.«
    »Ihr seid die Dämonen«, sagte ich leise.
    Morag sah mich an. Offenbar hatte sie meine Worte gehört.
    »Sie kommen«, sagte Cat über den Kommunikationslink. Sie konnte sich glücklich schätzen, wenn Rolleston sie nicht erschießen ließ. Cronin hatte uns nur ablenken sollen.
    »›Du hast nur geringe Kraft, und dennoch hast du an meinem Wort festgehalten und meinen Namen nicht verleugnet‹«, vervollständigte Gott das von Cronin begonnene Zitat.
    Bumm!

28. Kapitel
    RÜCKKEHR VOM SIRIUS
    Warum ich Rolleston hasse.
     
    All das, was er bis dahin getan hatte, war zwar schlimm, aber es war eigentlich nur die Art von schlimmen Sachen, die ein Arschloch wie er einfach tun musste, weil es sein Job war. Ich mochte ihn nicht, ich hätte kein Problem damit gehabt, wenn er tot wäre, aber bis dahin hatte ich ihn nie richtig gehasst, hauptsächlich, weil ich einfach nur glücklich war, nicht tot zu sein. Die Vorstellung, sich an ihm zu rächen, weil er uns da draußen im Stich gelassen hatte, war ein ferner und unrealistischer Traum.
    Wir hatten großes Glück, dass wir schließlich aufgelesen wurden. Es war ein kongolesischer Such- und Rettungstrupp, der gerade seine letzte Runde gemacht hatte. Sie suchten nach ein paar Angehörigen ihrer eigenen Spezialeinheiten, aber dann fanden sie uns. Als wir evakuiert wurden, hatte ich das Gefühl, dass wir an Bord des allerletzten Kampfshuttles waren, das Dog 4 verließ. Der Himmel leuchtete vom Feuer, mit dem unsere Flotte im hohen Orbit vom Boden aus eingedeckt wurde. Es war ein wunderschöner Anblick, der mir gleichzeitig unwirklich vorkam. Für die Kongolesen mussten wir wie wandelnde Leichen ausgesehen haben. Weder Mudge noch ich waren zu etwas anderem imstande, als vor uns hinzustarren, während die Sanitäter unsere Verletzungen
versorgten. Ich glaube, wir haben uns nicht einmal bei ihnen bedankt.
     
    Die Santa Maria war ein Frachter, der in der Vorkriegszeit in den Werften von Hoch-Brasilia gebaut worden war. Ein ziviles Raumschiff, das offenbar permanent militärisch genutzt wurde. Im Prinzip war es eine Kiste voller Transportausrüstung und Munition und beförderte Personal und gefallene Soldaten. Wir hassten diese Schiffe, weil die Frachträume modular konstruiert waren, nicht mehr als Kästen mit eigenen Lebenserhaltungssystemen, die völlig vom übrigen Schiff isoliert waren und von einer Vertragsfirma gebaut wurden, die so etwas für den günstigsten Preis machte. Es war ein Gefängnis mit kalten dünnen Wänden zwischen Atmosphäre und Vakuum.
    Bei einem Rückflug wie diesem war ein bunt zusammengewürfelter Haufen an Bord, hauptsächlich Überlebende, alle, die es gerade noch geschafft hatten. Man war nicht bei seiner Einheit. Die Kommandostruktur war nicht intakt. Die Einzigen, die so etwas wie Befehlsgewalt ausübten, waren ein paar Militärpolizisten. Sie saßen in einem gepanzerten Büro und blieben die meiste Zeit drinnen, denn sobald sie rauskamen, schwebten sie in Lebensgefahr. Niemand mochte die Militärpolizei, und niemand mochte die Befehlsgewalt, die sie repräsentierten. In unserem Fall bestand die MP aus Amis.
    Da wir auf uns selbst angewiesen waren, wurde die Sache schnell ziemlich »darwinistisch«. Opfer wurden ernannt, Rechnungen wurden beglichen, eine Nahrungskette etablierte sich, und Territorien wurden abgesteckt. Es war eine bunte Mischung aus Nationalitäten, aber hauptsächlich Briten, Franzosen und Amerikaner, Soldaten aus den Entwicklungsländern der Welt. Die kongolesischen Truppen waren vermutlich nicht darauf angewiesen, achtzig Jahre alte Frachter zu benutzen, die aus dem letzten Loch pfiffen, um ihre Leute nach Hause zu bringen. Die Amis waren mit
Abstand die größte Gruppe, aber sie waren intern in verfeindete Fraktionen gespalten.
    Außerdem war der Anteil von Spezialeinheiten deutlich höher als sonst.

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