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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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könnte.«
    »Warum sollte er damit so lange warten?«, fragte Morag. »Das wäre ein ziemlich großer und unnötiger Aufwand, um uns alle zu erledigen.«
    Ich fragte mich, ob ihr Leben inzwischen so ungewöhnlich geworden sein konnte, dass es für sie normal war, wenn sich jemand in einem Kokon verpuppte.
    »Außerdem sind wir gut bewaffnet«, gab ich zu bedenken, aber noch im selben Augenblick wurde mir klar, dass das eine ziemlich dumme Bemerkung war.
    »Habt ihr ihn in der Speiche gesehen?«, fragte Rannu.
    Alle verstummten. Darauf hatte ich auch keine richtige Antwort. Oder vielleicht doch, aber ich war mir nicht sicher, ob die anderen hören wollten, dass wir alle möglicherweise in großer Todesgefahr schwebten.
    »Was wollen wir also machen?«, fragte Gibby nach einer längeren unbehaglichen Schweigepause.
    »Warten«, sagte Morag. Sie schien sich wegen dieser Sache viel weniger Sorgen zu machen als ich.
    »Aber wir wissen nicht, was Gregor beabsichtigt. Wir wissen nicht, wo Crom sein wird oder wie er damit umgehen will oder wie er auch nur hingelangen will. Wir wissen nicht, ob die
Schwarze Schwadron da sein wird. Wir wissen fast gar nichts«, sagte ich. Das alles machte mich ziemlich sauer. Wenn Gregor sich in einen wunderschönen Schmetterling verwandeln wollte, hätte er sich dafür einen besseren Moment aussuchen sollen.
    »Wo werden wir ankommen?«, wollte Rannu von Gibby wissen.
    »Auf der gegenüberliegenden Seite des Sirius-Systems, weit hinter dem Raumsektor, der von der Flotte beherrscht wird, und tief in IHREM Territorium. Gregor hat mir die Koordinaten gegeben. Er sagte auch, dass wir uns sehr leise verhalten sollen, wenn wir dort eintreffen.«
    »Wir fliegen zu den Zähnen?«, fragte der Heide.
    Gibby nickte. Wieder breitete sich unbehagliches Schweigen aus, bis ich entschloss, es zu brechen.
    »Wir wissen auf jeden Fall, dass es eine verdeckte Aktion sein wird«, sagte ich, und das war es dann auch schon. Das war so ziemlich alles, was wir wussten. Ich unternahm einen Weltraumflug, die zweitschlimmste meiner unangenehmen Beschäftigungen, und bereitete mich auf die allerschlimmste vor, einen Außeneinsatz, und zwar am Sirius, dem allerschlimmsten Ort auf meiner Negativliste, tief im Territorium einer außerirdischen Spezies, die sich weiterhin feindselig gegen uns verhielt.
     
    Ich hörte dem Raumschiff zu. Das war so etwas wie ein Widerspruch. Es war sehr leise, aber man nahm das Summen des Triebwerks wahr. Man spürte es eher, als dass man es tatsächlich hörte. Jede Bewegung erzeugte ein hallendes Echo, das durch das schwarze Metallskelett im Innern des Schiffs lief.
    Ich lag einfach nur da und horchte und starb. Es war ein schlimmer Tag. Obwohl mein Herz aufgerüstet war, hatte ich zwei Infarkte gehabt. Wenn ich zu sprechen versuchte, hustete
ich nur Blut, und während eines besonders schweren Hustenanfalls schaffte ich es sogar, ein Bauteil meiner künstlichen Lunge auszuspucken. Rannu hatte mich am Leben erhalten - wie sich herausstellte, war er ein sehr fähiger Sanitäter. Ich lebte nur noch mit Unterstützung durch Rannu, den AutoMed und Mudges Betäubungsmittelvorrat.
    Wir waren seit vier Tagen unterwegs, und ich war mir nicht sicher, ob ich es noch bis zum Sirius schaffen würde, vom Rückflug zur Erde ganz zu schweigen. Ich hatte nicht mit Balor gerechnet, als die Tür aufging. Während der Reise hatte ich ihn nur sehr selten gesehen. Er hatte die meiste Zeit am Dog Soldier gearbeitet, und ich vermutete, dass seine Kriegerehre nicht viel mit meinem schwächlichen Zustand anfangen konnte. Vermutlich fand er, ich hätte in die Wildnis hinausgehen sollen, um zu sterben, damit ich nicht mehr die wertvollen Ressourcen des Stammes verbrauchte. Außerdem dachte ich mir, dass ihn die Prügel, die er von Rolleston hatte einstecken müssen, mächtig eingeschüchtert hatten. Ich sah mir seinen Brustkorb an. Man hatte seine Brustpanzerung in der Atlantis-Speiche ausgebessert, sie so gut wie möglich rekonstruiert. Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie zu seiner übrigen Haut passte. Aber er hatte eine Flasche mit gutem Whisky mitgebracht, und ich war wild entschlossen, ihn zu genießen, mochte es mir noch so schlecht gehen und mir noch so sehr schaden.
    Er zündete mir eine Zigarette an. Ich war ebenso wild entschlossen, sie zu rauchen, obwohl ich wusste, dass ich dann nur noch mehr Blut husten wurde. Wie blöd war ich eigentlich? Ich schaffte es, sie zwischen den Lippen zu halten und ein

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