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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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ungewöhnlich lange gedauert, bis die Wunde verheilt war, weil Gregor versucht hatte, die Infektion abzuwehren. Weil er versucht hatte, nicht zu Crom zu werden.
    Alles hatte sich vor meinen Augen abgespielt, aber ich hatte es nicht gesehen, weil ich meinen Freund wiederhaben und ihm vertrauen wollte. Meinem Freund konnte ich tatsächlich vertrauen. Aber das hier war nicht mehr Gregor. Ich hatte es nur noch mit Rolleston zu tun.
    »Der Heide könnte recht haben«, sagte ich. Selbst jetzt wollte ich es noch nicht glauben. Selbst jetzt klang es für mich wie ein Verrat.
    »Aber warum hat er uns mitgenommen?«, knurrte Balor über das taktische Netz.
    »Weil er unsere Hilfe gebraucht hat, um nahe genug an eine größere Konzentration von IHNEN heranzukommen«, sagte ich. »Weil er wusste, dass wir sehr viel Aufmerksamkeit auf uns lenken, wenn wir schließlich entdeckt werden. Wir sind der Köder, der mehr von ihnen anlocken soll, damit sie infiziert werden können.« Ich eröffnete wieder das Feuer, als sich der Höhleneingang erneut belebte. Ich war wütend, frustriert und fühlte mich verraten.
    »Zum Teufel!«, entfuhr es Rannu.
    Ich hatte ihn noch nie zuvor so überrascht erlebt und ihn
erst recht noch nie fluchen gehört. Ich blickte auf die Übertragungen von Rannus und Mudges Mameluken und erstarrte für einen kurzen Moment. Gregors organische Kampfgestalt marschierte genau auf IHRE vorrückenden Streitkräfte zu. Seine Tentakel schossen ihnen entgegen, durchstießen die Berserker, die wimmelnden Massen und selbst das chitinartige ExoSkelett eines Läufers. Aus jedem getroffenen Alien schossen ähnliche Tentakel hervor und bohrten sich in weitere Aliens, bis IHRE gesamte Konzentration am anderen Ende der Höhle durch pulsierende Bahnen miteinander verbunden waren, die letztlich von Gregor ausgingen.
    »Rannu! Mudge! Zu mir! Balor, desinfiziere diesen Bereich!«, rief ich.
    Rannu und Mudge aktivierten ihre Antriebsfinnen und rasten mit gefährlicher Geschwindigkeit auf unsere Position zu. Die Höhle füllte sich mit Kondensstreifen, als Balor seine Schulterbatterien leerte. Meine Railgun war leer. Ich stieß die Energieleitung ab und ließ die nutzlose Waffe in der Schwerelosigkeit davontreiben. Rannu setzte auf, und Mudge schlitterte mit dem Hintern über den Boden. Der hintere Bereich der Höhle war ein einziger Glutball aus Plasmafeuer.
    »Jetzt da durch!« Ich zeigte auf das brennende Plasma, von wo Rannu und Mudge gerade gekommen waren. Sie hätten die Explosionen niemals überlebt, aber vielleicht überstanden unsere Mameluken die Flammen. Ein weiteres Übertragungsfenster öffnete sich in meinem internen visuellen Display, aber ich hatte jetzt keine Zeit, darauf zu achten.
    »Die Anzüge werden uns niemals …«, begann der Heide.
    »Jetzt!«, schrie ich. Unsere fünfköpfige Gruppe hob ab. Unsere Antriebsfinnen gaben Vollschub, gesteuert von unseren Navigationssystemen, die sich daran erinnerten, wo der Höhleneingang sein musste. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, als wir in das Glutmeer eintauchten. Es war wunderschön. Ich spürte
kaum, wie heiß es war oder wie mein gekochtes Fleisch stank. Ich ignorierte auch die Warnsignale, die über das Interface vom Mameluken kamen. Es war, als würden wir in eine Sonne fliegen. Ich dachte, dass das gar keine schlechte Art zu sterben war.
    »Es tut mir leid …« Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich die Nachricht inmitten der starken Interferenzen wirklich gehört hatte, weil sie so schwach war. Aber ich hätte schwören können, dass es Gregors Stimme war. Dann war ich plötzlich wieder in der Kälte des Weltraums.
    Unter uns hing der kleine Asteroid, in dem wir Zuflucht gesucht hatten, und auf seiner Oberfläche wimmelte es von IHNEN. Es sah aus, als hätte jemand auf ein Ameisennest getreten. Jeder Quadratzentimeter schien von Aliens bedeckt zu sein. Der Weltraum rund um den Asteroiden war voll mit IHREN Raumschiffen und IHREN flugfähigen organischen Mechs. Nach den Selbstdiagnosedaten, die ich empfing, war mein Mameluke in einem schlimmen Zustand. Die Kommunikation funktionierte kaum noch. Es gab zwar kein Leck, aber ein Großteil der Panzerung war zu Schlacke verbrannt. Die Gelenke meines rechten Arms und Beins waren geschmolzen und wieder erstarrt, so dass sie sich nicht mehr bewegen ließen. Abgesehen von den Linsen waren auch die meisten Sensoren ausgefallen. Ich hatte Glück gehabt, dass der Hitzeschild der Antriebsfinne gehalten hatte und sich der

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