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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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konnten nur noch herumsitzen und Feuer einstecken, bis irgendwann ein Treffer durchschlug. Wir waren nur noch am Leben, weil SIE sich viel intensiver mit Crom beschäftigten.
    Ich hörte es zuerst. Den Gesang, den ich schon einmal in meiner Vision erlebt hatte. Aber er klang anders, irgendwie menschlicher, und er kam über unser taktisches Netz. Ich sah, dass die Übertragung von Morags Mech kam. Sie war von blasser Biolumineszenz umgeben. Sie schien mitten in der Maul-Stadt zu schweben. Sie sendete die Bilder und den Gesang. In ihrer Nähe waren verschiedene Alien-Raumfahrzeuge bis hinauf zur Größe leichter Kreuzer sowie flugfähige Aliens. Mehrere der riesigen Tentakel, wie wir sie schon einmal gesehen hatte, wanden sich um sie herum, berührten sie aber nicht.
    Balors Dog Soldier hatte Crom mit einer Hand im Genick gepackt, während er mit der freien Metallfaust immer wieder auf ihn einschlug. Er schien damit kaum etwas zu bewirken, außer Crom daran zu hindern, etwas anderes zu tun. Über das taktische Netz hörte ich den Heiden, der seine Bitte um Feuerunterstützung wiederholte. Niemand konnte sagen, wie viele von IHNEN bereits von Crom infiziert waren.
    Plötzlich packte Crom die Hand, die auf ihn einschlug, zog sie am Handgelenk ab und erhob sich. Mit einem kräftigen Ruck riss er sich die andere Hand des Dog Soldier vom Nacken und brach das Armgelenk. Das Raketenabwehr-Lasersystem des Dog Soldier feuerte mitten in Crom hinein, ohne etwas zu bewirken. Mit quälender Langsamkeit packte Crom den Mech an der Brust und grub seine kräftigen Klauen hinein, um die Panzerung auseinanderzureißen.
    »Mann!«, hörte ich Mudge über das Netz flüstern. Crom riss
ein großes Stück aus einer Panzerplatte und setzte Balor dem Vakuum aus. Wir alle sahen zu, wie Balor, der sich überraschenderweise immer noch wehrte, von Crom aus dem beschädigten Dog Soldier gezerrt wurde. Balor wand sich in Croms Griff. Unwillkürlich zoomte ich ihn näher heran. Balors intensive kybernetische Modifikationen ermöglichten ihm, für kurze Zeit im Weltraum zu überleben. Ich sah, wie er nach seiner Augenklappe griff. Entsetzt und fasziniert zugleich musste ich mitverfolgen, wie er die Klappe hob.
    Ein sehr helles Licht erstrahlte. Bevor die Linsen des Mameluken durchbrannten, weil die Helligkeitskompensatoren überlastet wurden, sah ich Balor wie in einer Röntgenaufnahme. Sein Gewebe war durchsichtig, die Maschinen in ihm zeichneten sich als Silhouetten im Gegenlicht ab. Alle meinen Systeme fielen kurzzeitig aus, was eigentlich nicht mit einem Mech passieren durfte, der wie der Mameluke über eine EMP-Abschirmung verfügte. Mein internes visuelles Display wurde schwarz. Dann erwachte es flackernd wieder zum Leben, als sich Ersatzlinsen über die optischen Sensoren schoben. Ich hatte keine Ahnung, was soeben geschehen war, und es gab keine Druckwelle. Ich schwebte immer noch an der gleichen Stelle wie zuvor. Im Asteroiden gab es einen großen Krater, als wäre ein Stück herausgebissen worden. Crom lag neben diesem Krater. Seine rechte Körperhälfte fehlte. Lautlos schreiende Münder hatten sich auf seiner linken Körperseite gebildet. Balor war natürlich nirgendwo zu sehen.
    »Was zum Henker war das?«, fragte Mudge über das Netz.
    Eine solche Waffe hatte ich noch nie zuvor erlebt. Mir wurde übel, als ich sah, dass sich Crom immer noch irgendwie bewegte. Ich beobachtete, wie Tentakel aus seiner verkohlten und kauterisierten Wunde wuchsen und SIE hineinzogen. Ihr Gewebe verschmolz mit seinem, als er seine fehlende Körperhälfte rekonstruierte. Balor war völlig umsonst gestorben.
    Ich fühlte mich wie betäubt. Wir hatten SIE der Clique ausgeliefert.
Das hatten wir mit unserer Aktion erreicht. Der Heide flehte Gibby weiterhin über das Netz an, durchsetzt von Gebeten und Schluchzern. Mudge, Rannu, der Heide und ich verzichteten jetzt auf Ausweichmanöver. Wir hingen einfach nur im Weltraum, während unsere Rüstungen langsam von kleinkalibrigem Feuer zernagt wurden.
    In der Übertragung von Morags Mameluken konnte ich sehen, dass einer der riesigen Tentakel Greifwerkzeuge an der Spitze gebildet und ihren Mech im Genick gepackt hatte. Ihre Rüstung zuckte krampfhaft, wahrscheinlich weil der Tentakel sich hindurchgebohrt hatte. Der Gesang hörte auf.
    Crom erhob sich, während immer mehr Tentakel in die Leere hinausschossen. Über dem Asteroiden hing nun ein Netz aus Raumschiffen, die durch den sich ausbreitenden Virus miteinander

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