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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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zweite Tier sagen: Komm und sieh! Und es ging heraus ein anderes Pferd, das war rot. Und dem, der daraufsaß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde und dass sie sich untereinander erwürgten; und ward ihm ein großes Schwert gegeben«, sagte der Vikar, während er sich aufrichtete und mir zuwandte.
    »Davon verstehe ich nichts«, sagte ich.

    »Krieg überzieht das Land, und das zweite Siegel ist geöffnet.« Er sprach zu mir, als wäre ich ein ausgesprochen begriffsstutziges Kind. »Vielleicht ist der Krieg der wichtigste Punkt. Schließlich geht es in erster Linie um das Nehmen.«
    »Was redest du da? Meinst du, sie würden diese Information gar nicht nutzen?«
    Der Vikar zuckte nur mit den Schultern.
    »Ich glaube, wir sollten ihnen diese Information nicht geben«, platzte Morag heraus.
    Wir beide drehten uns gleichzeitig zu ihr um.
    Sie wirkte verschüchtert, als würde sie es bereuen, etwas gesagt zu haben. »Ich meine, wäre es wirklich so einfach? IHRE Bionaniten umzuprogrammieren, damit sie SIE angreifen?« Sie schien viel besser zu verstehen als ich, worum es hier ging.
    »Es hängt davon ab, wie kooperativ SIE sind«, sagte der Vikar. »Ich habe das Wesen gehackt, das heißt, es hat mir den Zugang gewährt. Bei so hoch entwickelter Technologie hätte es eigentlich länger dauern müssen. Ich hätte völlig neue Geräte bauen müssen, um die Alien-Daten zu übersetzen, und ich hätte alle Hände voll zu tun haben müssen, um die Abwehr des Alien-Körpers zu durchdringen.«
    Ich konnte ihm immer noch nicht folgen, was zweifellos an meinem Gesichtsausdruck zu erkennen war. Es gab Gerüchte über technische Systeme, die Biohacking über Interfaces ermöglichten, aber falls sie wirklich existierten, waren sie schwärzer als schwarz.
    »Jede DNA ist Information, aber bevor das Wesen starb, sorgte es dafür, dass bestimmte Informationen mit meinen Systemen kompatibel waren.«
    Auch damit konnte ich nichts anfangen. Ich konnte Informationstechnologie nicht ausstehen.
    »Sie haben einen Download gemacht«, sagte Morag und überraschte mich damit aufs Neue.

    Der Vikar nickte.
    »Das war der Zweck des soliden Speicherwürfels«, sagte ich, froh darüber, auch einmal etwas zum Gespräch beitragen zu können.
    Wieder nickte der Vikar. »Es ist da drinnen isoliert. Ich habe eine Vorrichtung aktiviert, die ihm eine Umgebung baut.«
    »Ich will mit ihm sprechen«, sagte ich.
    »Dann sprichst du mit dem Feind …«, begann der Vikar.
    »… und ich werde nichts als Lügen hören«, vervollständigte ich den Satz.
    »So ist er nicht!«, sagte Morag.
    »Du bist nur eine Hure, du bist schon von seiner Art, und du wurdest verführt«, wechselte der Vikar wieder in seine alte Rolle.
    Ich verstand nicht, warum Morag so bestürzt reagierte. Zweifellos hatte sie solchen Unsinn schon oft gehört, wahrscheinlich sogar viel Schlimmeres.
    »Warum reden Sie so?«, fragte sie, doch der Vikar ging nicht darauf ein.
    »Religiöser Wahn«, antwortete ich an seiner Stelle. »Das passiert mit vielen Hackern. Sie sagen, dass sie Dinge im Netz sehen, das Antlitz Gottes und ähnlichen Quatsch. Das liegt an der Dislokation beim Netzlaufen, glaube ich. Die Isolation führt zu Halluzinationen. Dabei regt irgendwas die Teile unseres Gehirns an, die mit religiösem Glauben zu tun haben, und schließlich sind sie so wie der Vikar oder noch verrückter.« Ich ließ aus, dass der Vikar an der Operation Spiral teilgenommen hatte, einem Versuch der britischen und amerikanischen Regierung, sich in IHRE Kommunikationsinfrastruktur zu hacken.
    »Es gibt Dinge im Netz«, sagte der Vikar leise und blickte mir dann in die Augen, wobei sich sein Wahnsinn in meinen schwarzen Linsen spiegelte. »Und ich glaube nicht an Gott.« Plötzlich wirkte sein Wahnsinn auf eine Weise geistig gesund,
die ich nicht erklären konnte, und es geschah auch nicht zum ersten Mal. Ich erinnerte mich an die Kälte des Weltraums und das Blut von Menschen an meinen Händen. Obwohl der Vikar lediglich in unmenschliche schwarze Linsen schaute, war ich es, der den Blickkontakt als Erster brach.
    »Was machst du dann hier?«, fragte ich.
    »Mich vorbereiten.«
    Ich entschied, dass es Zeitverschwendung war, wenn ich mich weiter bemühte, eine klare Antwort von ihm zu bekommen. »Ich will mit ihm sprechen«, wiederholte ich.
    Der Vikar zuckte mit den Schultern. Dann ging er zur Werkbank hinüber, auf der der Speicherwürfel stand, und setzte sich davor. Er hielt den Stecker eines

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