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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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da?«
    Der Vikar antwortete nicht. Er verdrehte die Augen, eine Angewohnheit, die mir sagte, dass er im Netz war.
    Ich nutzte die Gelegenheit und suchte etwas in seiner Werkstatt, bis ich es gefunden hatte. Hier gab es mehrere verschiedene ECM-Blocks. Ich nahm mir einen, den ich für den besten hielt, und startete seine Selbstdiagnose. Er funktionierte nicht richtig, so dass ich es mit dem nächsten probierte, bis ich schließlich einen fand, der tatsächlich funktionierte.
    »Das kommt teuer«, sagte eine körperlose Stimme.
    Morag erschrak, aber es war nur der Vikar, der sich im Netz befand, anscheinend aber immer noch mit dem internen Überwachungssystem der Kirche verbunden war. Die Stimme kam aus einem Lautsprecher auf der Kanzel.
    »Wie willst du überhaupt für all das bezahlen?«, fragte die blecherne Stimme des Vikars.
    »Ich bin mir sicher, dass wir uns irgendwie …«, begann ich, obwohl ich eigentlich keine gute Antwort auf die Frage hatte. Zum Glück verlor das Alien in diesem Moment jeglichen inneren Zusammenhalt und lenkte uns vom Thema Geld ab. Eben noch war es feste Substanz und im nächsten Moment eine schwarze Flüssigkeit, die auf den Steinboden der Kirche tropfte und durch die Lücken in der notdürftig zusammengeflickten
Liege sickerte. Erstaunt betrachtete ich das Geschehen, obwohl mir nicht klar war, warum ich das tat. So etwas hatte ich schon bei vielen Aliens im Sirius-System gesehen, aber aus irgendeinem Grund schien es mich hier in meiner Heimatstadt sehr zu überraschen. Morag gab ein leises Wimmern von sich.
    »Vikar, was ist passiert?«, wollte ich wissen.
    »Alles in Ordnung«, antwortete die körperlose Stimme aus dem Kanzellautsprecher. »Es war sowieso schon ziemlich tot, als es hier eintraf.« Der Vikar erwachte aus seiner Netztrance. »Aber es ist mir gelungen, einen Teil zu retten.« Er wirkte nachdenklich und erstaunlich normal.
    »Wovon redest du?« Allmählich fragte ich mich, ob ich mein Leben für noch viel weniger als sonst aufs Spiel gesetzt hatte.
    »Es ist so, wie ich sagte. Wir haben noch nie zuvor einen von IHNEN in die Hände bekommen. Die Auflösung war jedes Mal nahezu perfekt, und danach war nur noch genetischer Müll übrig.« Dann verfiel er offenbar wieder in den Zustand tiefen Nachdenkens.
    »Und?«
    Meine Frage schien ihn aus einer Art Träumerei zu reißen. »Hm? Ach so. Nun ja, nach der Untersuchung, die ich soeben durchgeführt habe, scheinen SIE so etwas wie eine bio-technologische Konstruktion zu sein. Obwohl es möglich wäre, dass SIE sich natürlich entwickelt haben oder vielleicht eine stärkere Kontrolle über IHRE eigene Evolution haben. Das würde die unterschiedlichen Kasten erklären, die Ninjas und die Berserker.«
    Das war nichts Neues, solche Spekulationen gab es schon seit längerer Zeit. Ich verstand nicht, wie uns das helfen sollte.
    »Die technologische Grundlage ist so etwas Ähnliches wie natürlich vorkommende Naniten, nur dass das Ganze flüssig ist. Es ist schwer zu sagen, was diese Aliens wirklich sind. Die eigentliche Spezies könnten die individuellen Zellen sein, was
bedeuten würde, dass jede Lebensform eine Kolonie oder eine komplette Zivilisation aus diesen Individuen wäre.«
    »Das ist ja alles hochinteressant, Vikar, aber was heißt das?«, fragte ich. Wir konnten uns nicht allzu lange in der Kirche aufhalten, weil Rolleston irgendwann herausfinden würde, wo wir waren.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sinnierte er. »Auf jeden Fall bedeutet es, dass unser Geheimdienst diese Information schon vor Jahren hätte haben sollen.«
    »Uneingeschränkter Schießbefehl?« Damit meinte ich die Direktive der totalen Auslöschung, die sie uns gegenüber verfolgten.
    Der Vikar zuckte mit den Schultern.
    Dann kam mir eine Idee. »Wenn SIE über eine solche Technologie verfügen, warum gehen SIE dann nicht auf die Virus-Ebene? So könnten SIE uns in kürzester Zeit ausrotten.«
    »Ich weiß nicht, vielleicht irgendein gesellschaftliches Tabu. Oder SIE betrachten es als eine Form von Selbstmord. Aber mit dieser Information könnten wir auf dieser Ebene gegen SIE vorgehen.«
    »Wenn wir sie weitergeben, könnten wir den Krieg beenden?«, fragte ich.
    »Mit dieser Information hätten unsere Herrscher ein Mittel in der Hand, den Krieg zu beenden«, sagte er, aber er klang nicht überzeugt. Trotzdem war es eine Waffe, und unsere Herrscher liebten Waffen. Und vor allem liebten sie den Sieg. »Und da es das zweite Siegel auftat, hörte ich das

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