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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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in meinem Traum.
    Ich überlegte, ob ich eine Salve in das Gesicht meines alten Freundes abfeuern sollte, nur um sehen, was dann passierte. Doch dann musste ich feststellen, dass ich es nicht fertigbrachte, auf etwas zu feuern, das ihm so ähnlich sah. Es kam immer
näher und blieb schließlich stehen. Seine Augen waren schwarze Teiche, in denen Sterne funkelten. Ich wartete. Nichts.
    »Musst du unbedingt so aussehen?«, fragte ich. Es sah mir zu sehr nach meinem Versagen, nach meinem Fehler, nach Verrat aus.
    »Es kommt von dir«, sagte das Wesen. Es sprach sogar mit Gregors Stimme. Wie es schien, kontrollierte das Alien die Umgebung und hatte sie aus meinem Unterbewusstsein rekonstruiert. Allein das war beunruhigend. Die Frage war, ob es mir eine angenehme Umgebung verschaffen wollte und danebengegriffen hatte oder ob es versuchte, mich zu irritieren, um leichtes Spiel mit mir zu haben.
    »Sollten wir etwas anderes sein?«, fragte es mit Gregors Stimme, die ausdruckslos und ohne Gefühl war.
    Ich nickte und sah, wie es sich verwandelte. In die gedrungene, schlanke, schwarze, exzentrische Gestalt eines Berserkers. Die mehrfachen Gliedmaßen endeten in langen kräftigen Klauen, die wie Finger waren, mit Ausnahme des einen Arms, der den klobigen Waffenhandschuh mit der Splitterkanone und anderen Waffenanhängseln trug, die an ein Schweizer Armeemesser erinnerten. Der einzige Unterschied war, dass Berserker mattschwarz waren. Dieses Wesen schien das Licht zu reflektieren, und genauso wie bei Gregors Augen schienen Sterne in seiner Haut zu schimmern. Es sah aus wie ein Ausschnitt des Weltraums. Das erinnerte mich an den Ninja, der den Rest der Wild Boys eliminiert und Gregor infiziert hatte.
    »Ja, das ist besser«, sagte ich. »Wir sollten nicht vergessen, was wir beide sind.«
    Es ging nicht darauf ein.
    »Wer seid IHR?«, fragte ich.
    »Wir sind Botschafter. Obwohl ihr uns als Mörder/Schlächter erscheinen lasst.«
    Irgendwie klang es, als wäre »Botschafter« keine Bezeichnung,
sondern ein Name. »Was wollt IHR?«, fragte ich, während ich versuchte, einen Sinn in seine Worte zu bringen. Vielleicht hatte das irgendwie mit dem Vikar zu tun, aber es wäre mir trotzdem lieber gewesen, wenn ich ein normales Gespräch hätte führen können.
    »Wir brauchen Frieden«, sagte es.
    »Tatsächlich?«, entgegnete ich sarkastisch und fragte mich dann, ob es überhaupt wusste, was Sarkasmus war. »Hört auf, uns anzugreifen.«
    »Das können wir nicht, bevor ihr es tut. Ihr hört nicht zu.«
    Plötzlich bewegte ich mich sehr schnell auf das Wesen zu. Ohne dass ich einen Schritt gemacht hatte, füllte es mein gesamtes Sichtfeld aus und stieß dagegen. Es fühlte sich an, als wäre ich durch eine dünne Wasserschicht geflogen. Dann schrie ich, als ich durch den Weltraum zu stürzen schien. Bald hatte ich mich wieder gefasst und blickte mich um. Ich drehte mich im freien Fall. In der Ferne konnte ich die blaue Murmel der Erde erkennen. Undeutlich sah ich die verschiedenen Orbitalstationen, die den Verteidigungsgürtel bildeten. Als Infanterist musste ich nicht viel über Weltraumgeografie wissen, aber ich schätzte, dass wir uns in einem hohen Orbit befanden.
    Ich fuhr herum, aber Botschafter oder wie auch immer das Wesen hieß, war nirgendwo zu sehen. Dann bemerkte ich das Brennen, in blassblauer Farbe. Es war eins IHRER Schiffe. Daran bestand kein Zweifel. Obwohl es eine Konfiguration war, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ungefähr kegelförmig, wie eine Reihe von separaten, aerodynamischen Samenkapseln, die miteinander verbunden waren, an ein Überlichttriebwerk gekoppelt. Es war schwer zu erkennen, weil es getarnt war. Nur das Glühen der Manövrierdüsen verriet es. Der Weltraum schien zu pulsieren. Ich hatte keine Ahnung, was geschah, aber ich sah, wie ein Teil des Gefährts zu zerknittern schien, in einem internen Feuer, das kurz und lautlos aufflackerte, bevor es ins Vakuum
gesaugt wurde und sich verflüchtigte. Das Gefährt schien auseinanderzubrechen, aber es war nur die Triebwerkseinheit, die mit einer kleinen Explosion abgestoßen wurde. Jede der Kapseln war eine autonome getarnte Nadel für den Eintritt in die Atmosphäre. Alle hielten auf die Erde zu. Immer wieder pulsierte der Weltraum, das Licht ferner Sterne verschwand und war unmittelbar darauf wieder da, als immer mehr der Kapseln zerknitterten und lautlos platzten.
    Die Lautlosigkeit einer Weltraumschlacht hatte für mich schon immer etwas Unheimliches

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