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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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gehabt. Den meisten Menschen schien es ähnlich zu gehen, wenn man bedachte, wie entsprechende Szenen in den Nachrichtensendungen mit schwungvoller Musik und Spezialeffekten unterlegt wurden. Schließlich erkannte ich, was das Pulsieren zu bedeuten hatte. Ich verfolgte es bis zum Ursprung und erkannte ein getarntes Raumschiff. Es war von Menschen konstruiert, aber viel komplexer als alles, was ich kannte. Es feuerte eine Art schwarzen Laser ab, der wahrscheinlich auf einem ähnlichen Prinzip wie IHR schwarzes Licht basierte. Eine nach der anderen wurden die Kapseln vernichtet.
    Die Orbitalverteidigung der Erde war vermutlich gar nicht in der Lage, diesen fernen Kampf zu beobachten. Von dort schien keine Gegenwehr zu kommen. Es sah aus, als würden sämtliche Kapseln vernichtet, doch plötzlich spürte ich, wie ich durch den Weltraum raste. Ich schrie noch ein wenig, bis ich mich wieder in der Gewalt hatte. Ich befand mich jetzt im niedrigen Orbit, so dass ich noch sehen konnte, wie eine beschädigte Kapsel es offenbar unbemerkt durch den Verteidigungsgürtel schaffte. Das bedeutete, dass sie mit leistungsfähiger Tarntechnik ausgestattet war. Kurz blühten Flammen auf, als sie auf die Atmosphäre traf. Wahrscheinlich wurde sie als Meteor oder etwas in der Art eingestuft. Das war es - das war das Flugobjekt, das ich im Park gefunden hatte. Der Pilot war das Wesen, das der Vikar in den
Würfel runtergeladen hatte. Meine Desorientierung nahm zu, bis mir übel wurde, und dann stand ich wieder Gregor auf der Ebene aus Matsch und toten Bäumen gegenüber.
    »Warum lasst ihr uns nicht mit euch reden?«, fragte es. Nahm ich eine Spur von Verzweiflung in seiner Stimme wahr?
     
    »Aaah!« Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, dass ich schrie. Ich war wieder in der Kirche. Es war ein sehr plötzlicher, realer Schock. Ich klappte zusammen und würgte, doch nur ein wenig Galle tropfte auf den Boden. Jemand hatte mich herausgerissen. Der Vikar stand hinter mir, in der einen Hand ein Kabel, in der anderen eine großkalibrige Automatik.
    »Was zum Henker!«, stieß ich hervor.
    »Der rote Reiter ist hier«, sagte er, und in seinen Augen stand wieder das wahnsinnige Funkeln.
    »Was?«
    »Die Leute, vor denen Sie sich verstecken«, sagte Morag. Sie hatte sich umgezogen und trug nun eine strapazierfähige, aber schon etwas abgewetzte Schlabberhose mit vielen nützlichen Taschen, Stiefel, die ihr ein oder zwei Nummern zu groß waren, und einen Kapuzenpulli mit dem Logo eines Musikkollektivs oder eines Produkts, das ich nicht kannte. Sie hatte sich das Make-up abgewischt und das Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Jetzt sah sie mehr wie ein junges Mädchen und nicht mehr wie ein Sittlichkeitsverbrechen aus.
    »Rolleston?«, fragte ich.
    Der Vikar nickte.
    Ich stand auf und fühlte mich immer noch etwas desorientiert.
    »Und?«, fragte der Vikar.
    »Es hat gesagt, dass es Frieden will«, antwortete ich.
    »Lügen«, sagte der Vikar, aber selbst er schien nicht ganz davon überzeugt zu sein.

    »Nein«, sagte Morag. Sie klang, als wäre sie sich völlig sicher.
    »War dieses Wesen auf Infiltration und Attentate programmiert?«, fragte ich den Vikar.
    Er dachte nach. »Allem Anschein nach Infiltration, aber das mit den Attentaten halte ich für unwahrscheinlich, obwohl es auch psychologische Kriegsführung sein könnte.«
    Damit hatte er vermutlich recht.
    »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, fragte ich.
    Der Vikar lächelte. »Sie sind fast an der Tür.« Er reichte mir den soliden Speicherwürfel, in dem Botschafter enthalten war.
    »Was?«, sagte ich. »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Ich werde versuchen, Rolleston und die Graue Lady so lange wie möglich aufzuhalten. Geh damit zum Heiden und sag ihm, dass dies der Weg zum einzigen wahren Gott ist«, erklärte er mir, als hätte das eine tiefere Bedeutung. »In Hull«, setzte er hinzu.
    »Hull gibt es nicht mehr.«
    »In den Avenues. Er wird dich finden.«
    »Vikar?«, fragte Rollestons Stimme freundlich aus einem Kommunikator in der Nähe.
    Der Vikar sah mich an, und sein Blick war fast normal.
    Ich nickte, obwohl ich nicht verstand, warum sich der Vikar auf diese Weise opfern wollte. Ich drehte mich um und ging zum Loch im Steinboden, das in eine uralte Krypta hinunterführte. Ich bemerkte, dass Morag eine Schultertasche aus grauem Tuch trug, als ich ins Loch stieg.

7. Kapitel
    DUNDEE
    Ich griff nach oben. Zwischen meinen Händen aus Metall und Fleisch

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