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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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bin mir wegen gar nichts mehr sicher«, sagte er dann. »Es wäre ziemlich abwegig, es auf diese Weise zu machen.« Er blickte zum Gitternetz der verrosteten Rohre und der schartigen Betondecke über uns hinauf. »Er wird uns nicht an Rolleston verkaufen, oder?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich
glaube, er denkt nicht so wie alle anderen. Ihm wäre alles Mögliche zuzutrauen.«
    »Was glaubst du, was er von Morag will?«, fragte der Heide.
    Ich sah ihn nur schweigend an. Ich fand, dass das eine ziemlich naive Frage von einem Exagenten der Spezialeinheiten war. Der Heide wusste über solche Dinge genauso gut Bescheid wie ich, und ich gab mir wirlich große Mühe, nicht zu gründlich darüber nachzudenken. Von einem Alien vereinnahmt, und jetzt hatte Balor sie in seiner Gewalt. Ich wollte nicht daran denken, dass es vielleicht besser gewesen wäre, ihr eine Kugel in den Kopf zu jagen, als ich noch die Gelegenheit dazu gehabt hätte.
    Wir hörten das Rasseln eines uralten Frachtaufzugs. Kurz darauf standen Füße mit Schwimmhäuten über uns auf dem Käfig.
    »Balor will euch sehen«, sagte die eigenartig modulierte Stimme eines Fomorianers.
     
    Wir standen unter schwerer Bewachung. Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten, aber das Stehen gab mir trotzdem ein gutes Gefühl. Es war angenehm, wenn man spürte, dass einem Respekt entgegengebracht wurde. Draußen war es schwül. Die Luft war ionisiert, und schwarze Wolken wälzten sich über die Turmspitzen der halb abgesoffenen Stadt. Als der Regen losging, war er warm. Durch die Verschmutzung fühlten sich die Tropfen schmierig an, als wäre es Schweiß. Wir befanden uns auf dem Times Square, soweit ich erkennen konnte. Wir waren über erstaunlich gut gebaute Laufstege hergekommen, und hier sah es auffällig nach einer Proto-Ginza aus. Aus gerissenen Neonröhren rieselte Staub, riesige Viz-Schirme waren an den vernarbten Fassaden alter Gebäude aufgehängt worden. Darauf liefen Dokus über das Leben im Meer.
    Ich reckte den Hals und konnte mit Mühe ein paar Geschützstellungen
rund um den Platz erkennen, zum Teil getarnt, zum Teil nicht. Dieser Bereich war bestens gesichert. Die gut bewaffneten Bewohner von New York versammelten sich auf dem Platz. Auf dem Wasser unter uns trafen leistungsfähige Rennboote, Hover und Hydrobikes an provisorisch errichteten Anlegestegen an. Im Zentrum des Platzes war an stabilen Stahltrossen ein Teil des Flugdecks der USS Intrepid aufgehängt, eines alten Flugzeugträgers, der früher in New York vor Anker gelegen hatte. Anscheinend hing der Rest der Intrepid nun kopfüber zwischen zwei zerbröckelnden Gebäuden etwas weiter nördlich. Die Teile des Flugdecks waren der Brennpunkt für die Menge, die sich auf dem Times Square versammelte. Kameras umschwebten es, und auf einem der kleineren Bildschirme konnte ich Bilder von der leeren Plattform erkennen. Einerseits war mir unwohl bei der ganzen Sache, andererseits konnte ich mir nicht vorstellen, dass all diese Aufmerksamkeit nur uns galt.
    Wir stiegen hallende Metallstufen hinauf. Allmählich wurde der Regen schlimmer, aber mir war bereits nass und kalt. Wir näherten uns einer halbkreisförmigen Lounge im Marriott Marquis über dem Wasser des Times Square. Das Dach war längst verschwunden, so dass die Lounge nun im Freien lag. Etwas weiter im ehemaligen Hotel, vor den Elementen geschützt, spielte ein Streichquartett ein dezentes und angenehmes Stück.
    Zu meiner Erleichterung fand ich in der Lounge eine ängstliche, aber ungefressene Morag wieder. Sie saß an einem kostbar aussehenden langen dunklen Holztisch, dessen Oberfläche sorgfältig poliert worden war. Bei ihr war Balor, der sich von einem üppigen Büfett bediente. Den Regen schien er überhaupt nicht zu bemerken. Es hatten noch ein paar andere Leute am Tisch Platz genommen, darunter auch die Ex-SEAL, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnerte, und ein paar seiner Fomorianer. Alle hatten sich im Meeresungeheuerstil ihres Chefs
umgestalten lassen, aber niemand auch nur annähernd in dem Ausmaß wie Balor selbst. Ich versuchte mir eine Strategie zurechtzulegen, aber ich hatte nichts, womit ich arbeiten konnte.
    Am wenigsten gefiel mir, Rannu am Tisch sitzen zu sehen, den Mann des Majors. Es war meine erste Gelegenheit, den kleinen Nepalesen ausführlicher zu mustern. Er war kompakt gebaut, sehr muskulös, obwohl seine Bewegungen darauf hindeuteten, dass seine erstaunliche Körpermasse

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