Der Veteran: Roman
arbeitest für Rolleston?«, fragte der Heide.
Rannu sagte nichts.
Der Heide blickte zu Balor auf. »Was ist mit dir? Du warst beim SBS, also weißt du, wer er ist. Willst du tun, was er von dir verlangt?«
Balor ging auf dem Tisch zurück und baute sich vor Morag und dem Würfel mit Botschafter auf. »Das ist der Grund für diesen Entscheidungsfindungsprozess«, sagte er und zeigte auf mich. »Ich weiß, dass du einst ein Krieger warst.«
Ich schüttelte den Kopf. Jetzt kam der Quatsch mit der Kriegerehre. Gleichzeitig hörte ich, wie der Heide hinter mir stöhnte.
»Ich weiß, was du für deine Kameraden getan hast, ich weiß, dass du zumindest einmal kein Niemand warst, kein Wurm …«
»Ich wollte nur überleben, verdammt. Ich hatte eine Scheißangst«, sagte ich, womit ich mir wahrscheinlich keinen Gefallen tat.
»Und ich habe auf Proxima mit Rolleston zusammengearbeitet. Er ist kein Feigling, aber ich weiß, was für ein Mann er ist.«
»Also gib uns den Würfel und lass uns gehen«, sagte ich.
»Aber ich weiß auch, was sich in diesem Würfel befindet«, sagte Balor.
Das war gar nicht gut. Ich konnte den Heiden hinter mir nicht sehen, aber ich spürte, wie er sich anspannte. Plötzlich wurde mir bewusst, welchen Ausdruck die Gesichter von Balors Leuten zeigten. Es war der Ausdruck kaum unterdrückter Wut.
»Ist dir klar«, sagte Balor und sprang vom Tisch, »dass einige nun den Eindruck haben, du hättest dein Volk verraten?« Er stand neben mir und flüsterte mir fast ins Ohr. Er roch nach Meer, aber auf üble Art und Weise. »Ich werde kein Sklave sein, aber ich bin auch kein Freund von IHNEN.« In seinem Atem war der Geruch nach Fleisch.
Ich wandte mich ihm zu. »Glaubst du das von uns? Glaubst du, dass wir uns alle verraten wollen? Glaubst du, dass unsere Erfahrungen im Krieg anders waren als deine? Glaubst du, SIE sind zu uns gekommen und haben uns eine Tasse Tee und ein Stück Kuchen angeboten?«
»Denk darüber nach, Balor«, sagte der Heide. »Was könnte dich davon überzeugen, mit IHNEN ins Geschäft zu kommen?«
Balor ließ mich keine Sekunde lang aus den Augen. Warum ich? , dachte ich.
»Ich würde es nicht tun«, knurrte Balor.
Ich hatte es satt. Was Balor möglicherweise für Mut hielt, war nur meine Entscheidung, dass mir alles scheißegal geworden war.
»Du kannst mich mal!«, sagte ich zu ihm. »Wir sind …«, brachte ich noch heraus, bevor er mich im Genick packte. Ich hatte den Ansatz der Bewegung bemerkt und versucht auszuweichen, aber er war unglaublich schnell. Er hob mich am Hals hoch und ließ mich in der Luft hängen, die Füße etwa einen Meter über dem Boden. So etwas sah wunderbar schockierend in einem Viz aus, aber meine subkutane Panzerung wurde starr, und ich konnte immer noch atmen. Selbst wenn er mir die Luftröhre zerdrückt hätte, würde ich immer noch über eine interne Luftversorgung verfügen.
Meine Instinkte überwanden meine Angst. Plötzlich waren meine Klauen ausgefahren, und ich schlug mit all meinen acht Klingen auf ihn ein. Ich geriet in Panik, als ich spürte, dass sie von seiner Panzerung und seiner künstlichen Physiologie abglitten,
die dazu gedacht war, den gewaltigen Druck der Tiefsee auszuhalten. Ich flog quer über die halbkreisförmige Galerie, rutschte durch eine große Regenwasserpfütze und kam zum Stillstand, als ich gegen die niedrige Wand prallte. Ich versuchte mich zu erheben, doch dann stand ein Fuß auf meinem Brustkorb und drückte mich mit enormer Kraft wieder zu Boden. Ich blickte auf.
Balor sah wütend aus, sehr wütend. »Tu das nie wieder«, sagte er mit einer Stimme, die klang, als würden sich zwei Berge aneinanderreiben. »Verhalte dich in meinem Haus nie wieder respektlos mir gegenüber.«
Ich verkniff mir verschiedene bissige Erwiderungen. Hinter Balor erkannte ich Morag, die aufgesprungen war und zu mir herüberblickte, mit großer Furcht in den Augen. Der Heide stand rechts von mir und war sich vermutlich bewusst, wie sinnlos jeder Widerstand gewesen wäre.
»Hör mir zu«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wir sind keine verdammten Verräter, und ich glaube, dass dir das klar ist. Hier geht es um mehr, und ich halte dich für intelligent genug, um auch das zu erkennen. Aber wenn ich ihn aus dem Weg räumen muss, um hier mit dem Würfel und meinen Leuten rauszukommen«, sagte ich mit einem Blick auf Rannu, »dann werde ich dein blödes beschissenes Spiel mitmachen.«
Balor sah mich nur an
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