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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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mitgemacht hatte. Nur die gespaltene Augenbraue schmerzte höllisch. Die Verletzung reichte tief unter die Haut, Aalund hatte sie direkt über dem Knochen erwischt.
    Zu essen hatten sie mehr als genug. Der Gefrierschrank und die Speisekammer enthielten stapelweise Fertiggerichte. Am Abend öffnete sie eine Flasche Wein und nahm sie mit ins Schlafzimmer. Sie trank sie allein aus und fühlte sich ein wenig besser.
    Dann begann sie Tagebuch zu führen. Wenn sie schon nichts gegen diesen Alptraum unternehmen konnte, überlegte sie, wollte sie irgendetwas in der Hand haben, wenn er vorbei sein würde. Irgendwann am 23. Dezember musste er zu Ende gehen. Bis dahin musste sie nur am Leben bleiben. Johan hatte versprochen, ihr nichts zuleide zu tun. Er würde sie gehen lassen, kurz bevor er das Feuer entfachte.
    Nach dem Anschlag würden diese Aufzeichnungen viel Geld einbringen, genug, um mit Sheila ein neues Leben anzufangen. Sie könnte sie an einen Verlag, eine Zeitung verkaufen. Es wäre ein gerechter Lohn für ihre Entbehrungen, Valerie würde für die Reise nach Australien keine fremde Hilfe brauchen. Bestimmt konnte sie sich damit auch einen neuen Zahn machen lassen.
    Johan hatte nichts dagegen. Da er Jefs präparierte Kamera hatte zurücklassen müssen, würde die Nachwelt wenigstens durch Valeries Tagebuch erfahren, was sich zugetragen hatte und warum.
    Er freute sich, dass sie jetzt wieder mit ihm sprach. Zwar war er in den vergangenen Tagen nicht untätig gewesen, schließlich gab es wichtige Vorbereitungen zu treffen, zu denen er vielleicht bald keine Gelegenheit mehr haben würde. Aber er hatte Valeries Gesellschaft vermisst, jetzt, da er ganz allein war.
    Auf ihre Aufforderung fing Johan noch einmal von vorn an und erzählte, wie er Marta in der U-Bahn kennen gelernt hatte. In der Station unter dem Hauptbahnhof war das gewesen, es würde ihm ewig in Erinnerung bleiben.
    Er fand zunehmend Gefallen daran, den Menschen durch Valeries Tagebuch zu übermitteln, warum sie sterben mussten. Dann brauchten sie später nicht an Indizien herumzurätseln, die von der Polizei oder den Medien ohnehin verfälscht werden würden. Ursprünglich hatte er nur die Schiller-Zitate hinterlassen wollen. Inzwischen hegte er die Hoffnung, dass durch Valeries Notizen wenigstens ein paar Leute begriffen, wie viel Schuld sie auf sich geladen hatten.
    Es war ein seltsames Gefühl, über Marta zu reden, ohne dass sie ihn unterbrach. Er ertappte sich dabei, wie er seinem eigenen ungebremsten Redefluss lauschte. Alles hörte sich schlüssig und plausibel an.
    Manchmal schien Valerie ihm nicht richtig zu folgen. Aus manchen ihrer Fragen ging hervor, dass sie nicht aufgepasst hatte oder etwas verwechselte. Dann wurde er wütend. Da er nicht schreien durfte, zischte er sie an oder sprach dicht an ihrem Ohr, während er sie an den Haaren festhielt. Anfangs schloss sie in solchen Situationen die Augen und brachte kein Wort heraus. Das machte ihn noch wütender und er packte fester zu. Es war gar nicht so einfach, sich dann wieder zu beruhigen.
    Nach einiger Zeit reagierte sie anders. »Pass doch auf, Valerie!«, sagte sie, wenn er sie ermahnte, genauer zuzuhören. Manchmal schlug sie sich dabei mit der Handfläche gegen den Kopf und setzte »Dumme Gans!« hinzu. Johan pflichtete ihr im Stillen bei. Dadurch vergingen diese Phasen bald so schnell, wie sie kamen.
    Kompliziert wurde es, als Johan erklären wollte, wie er mit Marta nach ihrem Tod gesprochen hatte. Valerie begriff es nicht, so sehr er sich auch anstrengte. Wie konnte er ihr den Tunnel beschreiben, in dem Marta gesessen hatte, obwohl ihm das Bild deutlich vor Augen stand? Es half auch nicht, ihr eine Decke über den Kopf zu ziehen, um noch den kleinsten störenden Lichtstrahl auszusperren. Danach lag Valerie keuchend auf dem Boden und rang nach Luft. Johan wartete, bis sie gleichmäßiger atmete, und versuchte es von neuem. Er nahm eine dickere Decke und stülpte zur Sicherheit eine dunkle Plastiktüte über Valeries Kopf, vielleicht war doch ein wenig Licht hindurchgedrungen.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis wieder Leben in ihren schlaffen Körper kam. Johan saß ungeduldig daneben, bemerkte ein Zucken ihres Mundes und hielt es für ein gutes Zeichen. Sie hustete und spie einen Teil der Rouladen aus, die sie sich in der Mikrowelle warm gemacht hatten. Er fragte sie, ob sie die Gespräche mit Marta nicht weglassen sollten, sehr viel weiter kämen sie auf diese Weise nicht.
    »So schnell

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