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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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ansprechbar. Auf dem Bürgersteig in Sichtweite der Disco hielt sie an und stellte den Motor aus. Die Rauchentwicklung des Brandes war gewaltig.
    »Er hat sich nicht gewehrt«, sagte Luzius schließlich und hielt den Kopf immer noch gesenkt. »Der Mann war auf alles gefasst.«
    Sheila behielt für sich, was sie zu Ronny gesagt hatte. Das würde ihr Geheimnis bleiben. »Dort drüben brennt es. Was ist passiert?«
    »Ich musste …« Luzius schluckte. »Ich habe ein Stromkabel genommen … Vielleicht hat sich aus Versehen etwas entzündet.«
    Bei dem Mann aus dem Lieferwagen war es anders gewesen, dachte er. Da hatte Luzius auf eine Bedrohung reagiert. Doch Materlink war in dem Moment keine Bedrohung. Er hatte Luzius nur wissend angeschaut und den Kopf zur Wand gedreht. Luzius kannte seinen Namen. Deshalb hatten ihm die bloßen Hände den Dienst versagt.
    Er hatte ein Kabel aus dem Stromkasten gerissen und es damit getan. Eine gehörige Abreibung, auch wenn Sheila mehr von ihm erwartete. Materlink röchelte, seine Arme zuckten. Luzius zog an beiden Enden, er musste aufpassen, dass die Luftröhre und die Adern unversehrt blieben. Zu einem Zeitpunkt, den er genau kannte, hatte Luzius locker gelassen.
    Dann war Eile geboten. Während der Pause des DJs hatten jederzeit der Besitzer der Diskothek oder irgendjemand vom Personal in dem Garderobenraum auftauchen können. Aber niemand hatte Luzius gesehen.
    Er blickte auf. Wenn sie Materlink nicht rechtzeitig fanden, würde er verbrennen. Aus eigener Kraft war er nicht in der Lage, dem Feuer zu entkommen. Schreien konnte er auch nicht. Vermutlich war er noch bewusstlos. Oder Luzius hatte zu fest zugezogen. Ein hoffnungsloser Mann starb leicht.
    »Polizei!«, rief Sheila und starrte auf den Rückspiegel.
    Zwei Streifenpolizisten kamen die Straße entlang. Sheila kletterte zwischen den Fahrersitzen hindurch, krabbelte über die umgeklappten Rücksitze und rollte sich auf der Ladefläche des Kombis zusammen. Luzius folgte ihr unbeholfen und kroch ebenfalls unter die lamellenförmige Abdeckplane. Er rückte möglichst dicht an sie.
    »Gut gemacht«, flüsterte Sheila.
    Der Lichtkegel einer starken Taschenlampe glitt über die Kopfstützen und den Innenraum des Autos. An dem geblümten Bustier blieb er hängen. Es lag auf den Lüftungsschlitzen wie ein Parkberechtigungsausweis. Sheila hörte, wie sich die beiden Polizisten vor Lachen ausschütteten. Das tat weh. Sie ballte die Fäuste. Am liebsten würde sie ihr Versteck verlassen und den Kerlen ihre Unterwäsche um die Ohren hauen. Von denen war keine Hilfe zu erwarten. Das stand fest.
    Sie wartete, bis die Polizisten weitergingen und ihre Stimmen verstummten. Luzius lag neben ihr. Er hatte Schuldgefühle, das war verständlich, dachte sie. Dunkelheit vor ihr, neben ihr, um sie herum. Der Mondschein erreichte nur das Armaturenbrett. Es glänzte, weil Luzius es regelmäßig mit einem speziellen Spray behandelte.
    Sheila spürte wieder das Kribbeln. Wenn es nach ihr ginge, konnte sie eine Ewigkeit so liegen bleiben. Das Gefühl für ihre Finger kehrte zurück. Sie tastete nach Luzius’ Wangen. Sie waren glatt, er gehörte zu den Männern, die sich zweimal am Tag rasierten.
    Luzius reagierte auf die leisteste Berührung. Mutete sie ihm etwa zu viel zu? Sheila versicherte ihm, dass alles in Ordnung sei. Das schien ihn zu beruhigen. Es war ihr, als sähe sie in der Dunkelheit unter der Abdeckplane ein Lächeln.

6. Dezember
    Heides Assistent hielt vor einem Altbau in der Simon-Meister-Straße. Die lag ganz in der Nähe von Raupachs Wohnung. Die Höhe der einzelnen Geschosse war imposant. Solche Räume zu beheizen ist nicht billig, dachte er zum wiederholten Mal. Seine eigenen Fenster waren ziemlich schlecht gedämmt.
    »Das war gute Arbeit. Aus Ihnen wird noch etwas, Höttges.«
    »Wirklich? Die Frau Hauptkommissarin ist da aber anderer Meinung.« Höttges sah aus wie ein praller Müllsack kurz vor der Abholung. Ein Paar Schnüre ragten aus dem Kragen seiner Fleecejacke. Er hatte sie gegen die Kälte fest zugezogen, obwohl die Heizung des Dienstwagens auf Hochtouren lief. In den vergangenen beiden Tagen war er von Tür zu Tür gegangen, um Zeugen für den Brand auf dem Spielplatz zu finden. Außer einem kleinen Jungen, der meinte, vor einigen Wochen eine ungewöhnliche Beobachtung gemacht zu haben, war dabei nichts herausgesprungen. Höttges fühlte sich immer noch durchgefroren.
    »Die Frau Hauptkommissarin ist manchmal etwas

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