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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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heißen die Bullen Ochsen, Hunde oder auch Cochs, wie Cochons, Schweine. Mein Schumm mochte sie nicht. ›Check die Ochsen!‹ hat er immer gesagt. Also: ›Paß auf die Bullen auf!‹ Und dann war er weg. Arbeitest du mit den Cops von Gatineau zusammen?«
    Adamsberg nickte und nutzte den beginnenden Schneeregen, um den Rückzug anzutreten.
    »Salut«, sagte sie, ohne sich von ihrem Stein wegzubewegen.
     
    Zwei Minuten vor neun parkte Adamsberg vor der GRC. Laliberté winkte ihm von der Türschwelle aufgeregt TM.
    »Komm schnell rein!« schrie er. »Das schüttet ja, daß man im Stehen trinken kann! Hey, Mensch, was hast du denn gemacht?« fuhr er fort und betrachtete die schlammbespritzte Hose des Kommissars.
    »Ich bin auf dem Tragestellen-Pfad hingeschlagen«, erklärte Adamsberg und putzte sich die Erdspuren ab.
    »Du warst draußen heute morgen? Ista das zu glauben?«
    »Ich wollte den Fluß sehen. Die Wasserfälle, die Bäume und den alten Pfad.«
    »Criss, du bist verdammt krank«, sagte Laliberté lachend. »Und wie kam’s, daß du gegrubbert hast?«
    »Was heißt das? Nimm es mir nicht übel, Surintendant, aber ich versteh nicht alles, was du sagst.«
    »Mach dir keine Sorgen, ich nehm’s nicht persönlich. Und nenn mich Aurèle. Ich meinte: wie kam’s, daß du hingefallen bist?«
    »An einer der abschüssigen Stellen auf dem Pfad bin ich auf einem Stein ausgerutscht.«
    »Du hast dir dabei hoffentlich nichts weggeschlagen?«
    »Nein, alles in Ordnung.«
    »Einer von deinen Kollegen is noch nich da. Der große Slack.«
    »Nenn ihn nicht so, Aurèle. Er versteht nämlich Quebecois.«
     
    »Wie das?«
    »Er liest für zehn. Sicher, er sieht wie ein Weichling aus, hat aber nicht ein halbes Gramm Slack im Kopf. Es fällt ihm nur ein bißchen schwer, sich morgens aus dem Bett zu hieven.«
    »Laß uns einen Kaffee trinken, solange wir auf ihn warten«, sagte der Surintendant und wandte sich dem Automaten zu. »Hast du Piaster dabei?«
    Adamsberg holte eine Handvoll unbekanntes Kleingeld aus seiner Hosentasche, und Laliberté nahm sich die passende Münze.
    »Willsta ’n Dekaff oder einen Normalen?«
    »Einen Normalen«, wagte sich Adamsberg vor.
    »Der wird dir wieder auf die Haxen helfen«, sagte Aurèle und reichte ihm einen großen heißen Becher. »Ich hab gehört, morgens gehst du immer zum Luftschnappeln raus?«
    »Ich geh spazieren. Morgens, tagsüber, abends, zu jeder Zeit. Ich mag das, ich brauch’s einfach.«
    »Klar«, sagte Aurèle mit einem Lächeln. »Es sei denn, du gehst auf Entdeckungstour. Suchst du ’ne Puppe? Ein Mädchen?«
    »Nein. Aber komischerweise war da eine, sie saß ganz allein in der Nähe des Champlain-Gedenksteins, um gerade mal acht Uhr morgens. Das kam mir sehr seltsam vor.«
    »Das ist sogar ziemlich dubios, willst du sagen. Eine Puppe ganz allein auf dem Pfad, die sucht doch was. Normalerweise ist da niemand. Laß dich bloß nicht ins Netz locken, Adamsberg. So schnell, wie man die Brille aufhat, kann man gar nich gucken, und nachher hocksta völlig verdattert da.«
    Männergespräch am Automaten, dachte Adamsberg. Hier wie da.
    »Auf geht’s«, schloß der Surintendant. »Wir werden hier nicht stundenlang über Frauen rumpriemeln, wir haben schließlich zu tun.«
     
    Laliberté gab den im Raum versammelten Tandems seine Anweisungen. Die Mannschaften waren zusammengestellt, wobei Danglard an den unschuldigen Sanscartier geraten war. Vermutlich aus Höflichkeit hatte Laliberté die Frauen jeweils in eine Gruppe gesteckt, wobei er Retancourt mit der zarten Louisseize und Froissy mit Ginette Saint-Preux zusammengetan hatte. Heute: Außendienst. Probenentnahme bei acht Bürgern, die sich bereit erklärt hatten, bei diesem Experiment mitzumachen. Auf Spezialkarton, an dem die Körpersubstanzen haften blieben, skandierte Laliberté und zeigte ihnen das Ding mit erhobenen Händen wie eine geweihte Hostie. Und der die Verunreinigungen durch Bakterien oder Viren neutralisierte, ohne daß man ihn dazu einfrieren mußte.
    »Eine Erfindung, durch die man erstens Zeit, zweitens Geld und drittens Platz spart.«
    Während er den genauen Darlegungen des Surintendant folgte, beugte sich Adamsberg, die Hände in den noch feuchten Hosentaschen, auf seinem Stuhl nach vorn. Seine Finger trafen auf den grünen Prospekt, den er vom Tisch genommen hatte, um ihn Ginette Saint-Preux zurückzugeben. Das Ding war in üblem Zustand, vollkommen aufgeweicht, er zog ihn vorsichtig heraus, um ihn

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