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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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standen nicht nur miteinander in Verbindung, Beryl. Der Archäologe hat Bibi getötet und war auch für den Tod ihres Mannes verantwortlich.“
    Einen Augenblick lang schwiegen alle. Dann fragte Malachai: „Kennen Sie seinen Namen, Iris?“
    „Er heißt James Ryan.“
    „Der Name aus seinem früheren Leben. Hat Ihr Patient Ihnen den Namen des Archäologen genannt?“

40. KAPITEL
    Lucian öffnete die Tür zu seinem Loft. Emeline trug Jeans und ein weißes T-Shirt mit U-Boot-Ausschnitt, das ihr von einer Schulter geglitten war. Ihre nackte Schulter ließ sie eher verletzlich als sexy wirken. Ihre Augen waren größer als sonst, und die Ringe unter ihnen waren zu tief.
    Ihr hellblondes Haar war straff zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Einige Strähnen fielen ihr ums Gesicht, das sogar noch blasser war als in seiner Erinnerung.
    Sie sah so abgespannt aus, wie sie vor einer halben Stunde am Telefon geklungen hatte, als sie ihn angerufen und ihn gefragt hatte, ob sie zu ihm herüberkommen konnte, um mit ihm zu reden, nur ein paar Minuten.
    Erst nachdem er die Tür hinter ihr geschlossen hatte und sie im Loft stand, erkannte er, dass sie ein Paket mitgebracht hatte: ein flaches Rechteck, etwa vierzig mal sechzig Zentimeter, eingeschlagen in braunes Packpapier.
    Sie trat in sein riesiges, spärlich möbliertes Loft und ging langsam zum Tisch hinüber, der von Skizzenblöcken, Dosen voller Bleistifte und Stapel von Zeichnungen bedeckt war.
    „Ich wusste nicht, dass du immer noch malst.“
    „Im mernoch?“
    „Mein Vater hat mir gesagt, er hätte gelesen, dass du nach dem Unfall von der Akademie abgegangen bist.“
    „Ich male nicht mehr. Möchtest du etwas zu trinken?“ „Ein Glas Wein?“
    „Rot oder weiß?“
    „Egal, was offen ist.“
    In der Küche goss er Rotwein in zwei Gläser, und als er zurückkam, sah er, dass sie das Päckchen neben dem Tisch abgestellt hatte und sich die Zeichnungen ansah, die er am frühen Morgen gemacht hatte.
    „Bitte“, sagte er und hielt ihr ein Glas hin.
    Sie nahm es und dankte ihm. „Tut mir leid. Ich wollte nicht in deinen Sachen herumschnüffeln.“
    Er lächelte und zuckte mit den Schultern. „Meine Schuld, ich hätte sie ja wegräumen können.“
    „Was sind das für Frauen?“
    „Meine Albträume.“
    Emeline sah ihm forschend in die Augen. „Wovon redest du?“
    Er führte sie zur Couch, wo sie sich setzten, und er erzählte ihr von seiner Reise nach Wien, den Angriff, seine Folgen und die Träume, die ihn weckten. Es überraschte ihn selbst, dass er ihr so viel erzählte. Er hatte Dr. Bellmer nur einen Teil der Geschichte anvertraut und einen anderen Teil Douglas Comley. Emeline war der erste Mensch, dem er alles erzählte.
    Während Emeline lauschte, nickte sie alle paar Minuten und nippte an ihrem Wein. Als er darauf zu sprechen kam, dass er mithilfe einer Therapeutin versuchte, Zugang zu seinem Unterbewusstsein zu bekommen, um die Frauen dort zu finden, nahm sie seine Hand. Er war nicht sicher, wann es passierte, eben noch redete er als separates Individuum mit ihr, und dann war er plötzlich mit dieser ätherischen Frau verbunden, die ihn, ohne auch nur ein Wort zu sagen, besser verstand als irgendjemand sonst seit sehr langer Zeit.
    „Glaubst du daran, was du durch die Sitzungen herausgefunden hast?“
    „Ich habe mir das Hirn zermartert, mich an jedes Buch erinnert, das ich je gelesen, jeden Film, den ich je gesehen habe, und wo ich zuerst von den Geschichten gehört haben könnte, die mein Unterbewusstsein mir da liefert.“
    „So sehr wünschst du dir, es nicht zu glauben?“
    „Du hattest dasselbe Problem, und du wolltest es auch nicht glauben, oder?“
    „Etwas hat mich immer davon abgehalten. Ein Vertrauensvorschuss, zu dem ich offenbar unfähig bin. Was das fürKonsequenzen hätte, wenn es wirklich wahr wäre … ich weiß nicht …“ Sie hob die Hand und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Einen Augenblick lang konnte Lucian ihre Narbe sehen, und dann fiel ihr das Haar wieder über die Stirn und verbarg sie. „Was ich getan habe … als ich neulich im Park von dir davongerannt bin … das war sehr kindisch von mir. Tut mir leid.“
    „Mach dir nichts draus.“
    „Aber es macht mir was aus. Ich wollte doch, dass du mich küsst. Ich wollte alles, was passierte. Aber dann habe ich irgendwie … Angst bekommen. Ich bekomme sonst nie Angst. Aber nichts ist eben mehr wie früher.“
    „Das ist schon okay. Du bist mit aggressiven E-Mails

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