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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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zwanzig Jahren habe ich ein Vermögen ausgegeben, um sie zurückzukaufen.“
    „Wozu tun Sie das?“, fragte Lucian.
    „Ich bin mit den Geschichten meines Großvaters aufgewachsen, vom Leben im Exil und wie schwer der Neuanfang in Amerika für ihn war. Zuerst waren das Abenteuergeschichten, Mythen, die mich als Jungen anspornten, mich anzustrengen, mir nichts verbieten zu lassen und das Unbekannte nie zu fürchten. Aber mit der Zeit verstand ich besser, welches furchtbare Schicksal meine Familie erlitten hat. Die Morde und der Raub der Artefakte haben das Leben der nächsten Generationen zerstört. Meine Familie ist nie darüber hinweggekommen.“
    „Und Sie wollen das Ende der Geschichte neu schreiben?“, fragte Lucian.
    „Ich will Gerechtigkeit.“
    „Und Ihr Zerstörungswerk an dem Matisse? Wer hat Ihnen das Recht gegeben, zu entscheiden, welches Kunstwerk geopfert und welches gerettet werden soll?“
    „Das Met darf Hypnos nicht dem Iran oder Griechenland zurückgeben! Es wäre eine furchtbare Ironie des Schicksals mit weitaus schlimmeren Folgen als dem Verlust eines einzigen impressionistischen Gemäldes. Sie verstehen immer noch nicht, wie wichtig Hypnos ist. Ich schon.“
    Lucian stand auf. Es kümmerte ihn nicht, warum Shabaz glaubte, dass die Statue so wichtig war. Nicht jetzt.
    Der Knoten, der schon so lange tief in ihm saß, machte sich bemerkbar. Lucian konnte nur noch an die Namen denken, die er aufgeschrieben hatte. Zwei Kunsthändler. Einer von ihnen konnte ihn zu Solanges Mörder führen.

56. KAPITEL
    Elgin Barindra war Reed Winston schon einmal in der Phoenix Foundation über den Weg gelaufen. Nach seiner Beschreibung hatten Lucian Glass und Matt Richmond herausgefunden, dass der Mann früher einmal bei der CIA gewesen war. Sie hatten Elgin instruiert, besonders darauf zu achten, worüber sich Winston und Malachai unterhielten.
    Als nun an diesem Montag der breitschultrige, gut aussehende Mann neben Malachai saß und über den Briefen Frederick L. Lennox’ an Davenport Talmage brütete, war Elgin in höchster Alarmbereitschaft. Er bemühte sich, desinteressiert dreinzublicken, während er versuchte, jedes Wort der beiden aufzuschnappen.
    Malachai Samuels las gerade laut aus einem der Briefe vor.
    Mein lieber Davenport!
    Ich habe von einem antiken Artefakt gehört, das für uns von Interesse sein könnte. Die Wiener Gesellschaft der Memoristen besitzt eine Kupferplatte mit einer Inschrift in altem Sanskrit, das als unübersetzbar gilt. Die Platte stammt ursprünglich von einer Gruppe indischer Mönche im Himalaja; sie wurde vom Gründer der Memoristen entdeckt und 1813 nach Wien gebracht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um eine Liste der legendären Erinnerungswerkzeuge handelt. In der Hoffnung, dass Sie Ihre Wiener Kollegen kontaktieren und herausfinden können, ob sich nicht mehr über das Artefakt in Erfahrung bringen lässt –
    Ihr
    Frederick L. Lennox
    „Und dann haben wir einen zweiten Brief gefunden, der sechs Monate später datiert ist, ebenfalls von Frederick L. Lennoxan Davenport Talmage. Darin geht es um eine antike Skulptur, die er kürzlich erstanden hatte.“
    Als Malachai den nächsten Brief in die Hand nahm, stieß Elgin einen Bücherstapel von der Tischkante, der polternd zu Boden fiel. Beide Männer sahen auf.
    „Tut mir leid“, sagte Elgin. Als er sich nach den Büchern bückte, fiel ihm sein Kugelschreiber aus der Tasche. Er hob ihn auf, legte ihn wieder auf den Tisch und die Bücher daneben. „Wenn Sie mich nicht brauchen, mache ich jetzt Mittagspause.“
    „Bitte, nur zu! Reed interessiert sich mindestens genauso sehr wie ich für diese Briefe, und ich möchte ihm noch mehr von dem zeigen, was Sie für uns ausgegraben haben. Lassen Sie sich Zeit.“
    Wieder einmal fiel Elgin auf, dass das Lächeln des Reinkarnationsexperten nie ganz seine Augen erreichte. Alles an Malachai war berechnend. Die kultivierte Stimme seines Chefs folgte ihm nach draußen. Wieder las Malachai aus einem Brief vor, den Elgin in der letzten Woche gefunden hatte.
    Lieber Davenport!
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den goldenen Topf am Ende des sprichwörtlichen Regenbogens gefunden habe. Wie sich herausstellt, ist er in der Tat aus Gold, Silber, Elfenbein und mehreren Halbedelsteinen gefertigt. Serge Fouquelle, ein Archäologe, der für Marcel und Jeanne Diolafoa in Persien arbeitet (in Schusch, in der antiken Stadt Susa), hat gerade seine erste Ausgrabung beendet und

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