Der Visionist
schwarzen Brille, der zu ihnen herüberkam und sich als Eliot Waxman, Mr Shabaz’ Anwalt, vorstellte.
Es gab kein Vorgeplänkel. Alle vier Männer nahmen in den Clubsesseln um den Couchtisch Platz, und sofort war jeder Anschein, dass dies ein Stelldichein zum Tee sein könnte, gänzlich verschwunden. Lucian lehnte sich zurück. Er gab sich entspannt, ganz so, als handele es sich bei Darius um einen gewöhnlichen Verdächtigen und nicht um den Mann, der ihm möglicherweise die entscheidenden Informationen liefern konnte. Vielleicht konnte er endlich das Verbrechen aufklären, durch das das Leben so vieler Menschen aus der Bahn geraten war.
„Mr Shabaz weiß zu schätzen, dass Sie die weite Reise auf sich genommen haben“, sagte Waxman. „Ich kann Ihnen unsere volle Kooperation zusichern. Wir wollen diese Angelegenheit schnellstmöglich zu einem Abschluss bringen, mit dem wir alle leben können.“
Shabaz nickte. Er hatte noch keinen Ton gesagt. Lucian lasBesorgnis in seiner Körpersprache, aber wie ein Schuldiger sah er nicht gerade aus.
„Ihnen ist sicher klar, dass Mr Shabaz sich nach französischem Gesetz für einen unbefristeten Zeitraum hier aufhalten kann. Die Franzosen werden ihn nicht an die Vereinigten Staaten ausliefern. Aber er würde es vorziehen, nach Kalifornien zurückzukehren. Er möchte sein dortiges Leben wieder aufnehmen.“
„Das glaube ich gern“, sagte Matt mit einer Spur Sarkasmus.
„Und um das zu ermöglichen, wird er Ihnen helfen, so gut er kann“, fuhr Waxman fort, als hätte er Matt nicht gehört.
„Ihnen ist schon klar, dass wir Ihnen einen Gefallen tun und nicht umgekehrt?“, sagte Matt, und jetzt lag mehr als nur eine Spur Sarkasmus in seiner Stimme.
„Mr Shabaz.“ Lucian wandte sich direkt an den Flüchtigen, nicht seinen Anwalt. „Sie müssen uns schon etwas bieten. Sonst können Sie mit einer harten Gefängnisstrafe rechnen, sobald Sie wieder Fuß auf amerikanischen Boden setzen.“
„Ich habe diese Gemälde völlig legal gekauft“, fuhr Shabaz auf. „Alle in den letzten vier Jahren, und alle hatten sie …“
Waxman legte seinem Mandanten die Hand auf den Arm, um ihn daran zu hindern, noch mehr zu sagen.
„Könnte ich wohl ein Glas Wasser haben?“, fragte Matt. Er und Lucian hatten vorher abgesprochen, wer von ihnen diese Bitte äußern würde.
„Aber natürlich“, nickte Shabaz. „Ich werde Suzanne rufen.“
„Sagen Sie mir nur, wo die Küche ist. Ich komme schon allein zu recht.“
Für einen Moment schien es, als würde Shabaz sich nicht darauf einlassen, aber dann überlegte er es sich offenbar anders und wies Matt den Weg in die Küche.
„Was wollen Sie wissen, Agent Glass?“, fragte Waxman.
Lucian bemerkte, dass Shabaz zerstreut schien. Vielleicht gefiel ihm der Gedanke nicht, dass ein FBI-Agent durch seinApartment wanderte. Gut, genau das hatten sie mit dem Ablenkungsmanöver beabsichtigt. Lucian beantwortete die Frage des Anwalts, sah dabei aber Shabaz an. „Unsere Fragen sind ganz einfach: Wir wollen wissen, warum Ihnen so ungeheuer viel an der Skulptur liegt. Warum haben Sie all diese Mühen auf sich genommen? Warum haben Sie die Gemälde zerstört? Warum haben Sie dem Met nicht einfach ein Tauschgeschäft angeboten? Und wir wollen die Namen der Leute, denen Sie die Gemälde abgekauft haben, und sämtliche Papiere und Unterlagen über die Kaufabwicklung.“
Waxman wirkte sichtlich erleichtert. „Und wenn wir auf diese Forderungen eingehen, werden Sie alle Anklagepunkte fallen lassen?“
„Wenn Ihr Mandant alle unsere Fragen beantwortet hat und wir uns davon überzeugt haben, dass die Unterlagen echt sind, können wir uns über eine Verringerung des Strafmaßes unterhalten.“
„Nein.“ Waxman schüttelte den Kopf. „Wir müssen jetzt wissen, was für Mr Shabaz bei einem Deal herausspringt.“
Jeder Muskel seines Körpers sträubte sich, doch Lucian erhob sich. Auf keinen Fall wollte er ergebnislos wieder abreisen, aber ihm blieb keine Wahl. Er würde sich nicht erpressen lassen, weder von seinen Dämonen noch von diesem übermäßig beflissenen Anwalt. „Falls Sie es sich anders überlegen – mein Partner und ich sind im Hotel Lenox .“
Er war erst einige Schritte weit gegangen, da sagte Shabaz: „Ich rede jetzt mit Ihnen.“
Lucian ging zurück zu seinem Sessel.
„Ich sage Ihnen, was Sie wissen wollen – aber ich habe die Gemälde legal gekauft“, beharrte Shabaz.
„Der Ankauf von Diebesgut ist nicht
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