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Der Wachsmann

Der Wachsmann

Titel: Der Wachsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Rötzer
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rechte Arm ruhte. Die linke Hand versuchte zusätzlich die rechte am Körper zu halten. Die ganze Gestalt war leicht nach links gekrümmt, als könne sie nur in solch ungewohnter Haltung einigermaßen atmen.
    »Seid Ihr der Flößer Jakob Krinner aus Wolfratshausen?« richtete der Vorsitzende das Wort an das Bündel Elend.
    Erst auf zweifaches Anstoßen des Gerichtsdieners hin erfolgte ein kaum vernehmbares »Ja«.
    Nun war es zwar Gewißheit, aber Peter mochte es noch immer nicht glauben. Jakob schien furchtbare Schmerzen zu haben, denn mit jedem Atemzug, bei dem sich nur die rechte Seite sichtbar hob, stöhnte er hörbar auf. Peter verstand kaum etwas von der Kunst des Baders, aber es machte den Eindruck, als hätte Jakob linksseitig ein paar Rippen gebrochen oder zumindest schwer geprellt. Und rechts waren an Schulter und Arm vielleicht gar Knochen zersplittert, denn es hatte den Anschein, daß der Flößer den Arm nicht mehr gebrauchen konnte.
    »Ihr werdet beschuldigt«, fuhr Niklas Tulbeck fort, »den ehrenwerten Kaufmann und Mitglied des Inneren Rats dieser Stadt, Heinrich Pütrich, um kostbares Gut gebracht und darüber hinaus an Leib und Leben bedroht zu haben.«
    »Derselbe Schafsmist wie gestern«, raunte Paul seinem Freund zu.
    »Bekennt Ihr Euch dieser Vergehen schuldig?«
    Trotz der unsäglichen Schmerzen richtete sich die Gestalt des Beklagten plötzlich auf, und mit stockender und etwas gepreßter Stimme, aber laut und deutlich vernehmbar, erwiderte Jakob: »Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen, dessentwegen ich mich schämen oder verantworten müßte. Ich klage vielmehr diese beiden Herren an«, er nickte kurz in Richtung der Pütrichs, »ein falsches Spiel mit mir getrieben und mich einem gedungenen Mörder in die Hände geliefert zu haben. Darüber hinaus bin ich Einwohner des Marktes Wolfratshausen und gehöre als Floßmeister der Zunft der Wolfratshauser Flößer an. Ich verlange daher, daß meine Sache nach dortigem Recht verhandelt wird!« Die Rede hatte ihn sichtlich erschöpft, denn Jakob fiel wieder in die gekrümmte Schonhaltung zurück.
    »Das ist doch…«
    »Einen Augenblick, werter Herr Pütrich«, bremste der Vorsitzende den Kaufmann, der schon wieder lospoltern wollte. Und an Jakob gerichtet fuhr er fort: »Das mag schon sein und möglicherweise werdet Ihr auch dort noch zur Rechenschaft gezogen werden. Doch bedenkt, Ihr befindet Euch jetzt in München und habt die Habe eines Bürgers dieser Stadt veruntreut. So ist es auch rechtens, ihn und Euch hier anzuhören.«
    Jakob erwiderte nichts, vielleicht vor Schmerzen, vielleicht weil es ihm schon sinnlos erschien.
    Die Zuhörerschaft war ganz offensichtlich gespalten. Die einen bewunderten die kühnen Worte Jakobs und freuten sich, daß da einer von ihnen den Reichen und Hochwohlgeborenen die Stirn bot. Die anderen murrten, weil sie befürchteten, es könne ihnen ein Schauspiel entgehen, wenn Jakob recht bekäme. Aber dies war nach den Worten des Vorsitzenden nicht mehr zu erwarten.
    Tulbeck forderte nun den Kaufmann auf, seine Darstellung der Ereignisse vorzutragen. Pütrich, dem schon anzusehen war, daß er sich kaum mehr zurückhalten konnte, erhob sich, warf sich in die Brust und erfüllte den Raum mit weitschweifigen Ausführungen über seine Herkunft, die Leistungen seiner Vorfahren und eigene Verdienste. Dabei geizte er nicht – entgegen seiner Haltung, wenn es um den Pfennig ging – mit geringschätzigen Bemerkungen über das niedere Volk und dessen Undank.
    »So ein eitler Pfau«, giftete Peter, »man sollte ihn rupfen und ihm die eigenen Federn ins Maul stopfen.«
    Paul grunzte Zustimmung.
    Schließlich kam Pütrich doch noch auf den Vorfall zu sprechen, schilderte Auftrag, Umfang und Wert der Ware und beklagte, daß er damit bereits die vierte Floßladung verloren habe. Diesmal sogar bis auf den letzten Stamm und das letzte Faß. Seine Geduld sei nun am Ende. Er beschloß seinen wortreichen Auftritt, indem er von Jakob das Bild einer blutrünstigen Bestie zeichnete, die ihm nach dem Leben getrachtet habe.
    »Welcher Art sind die Beweise, die Ihr vorzubringen habt?«
    »Daß Floß und Ladung verloren sind, das hat der Angeklagte ja selbst schon zugegeben. Und daß er mich in meinem Hause bedroht und angegriffen hat, dafür stehen außer mir der Hausdiener Anselm und die Magd Walburga ein. Ihr könnt sie befragen, so Ihr es noch für nötig erachtet.«
    »Später vielleicht. Meister Krinner, berichtet nun Ihr! Doch

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