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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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die Taschen seiner Jeanshose. «Und was wird aus den anderen? Den Menschen, die sich täglich fürchten müssen vor Übergriffen der Schattenträger?»
    Das traf Jenny.
    Ja, sie war egoistisch. Ja, sie wollte ihn für sich haben. Sie hatte Angst! Angst vor dieser neuen Welt, der Fülle an Aufgaben, Verpflichtungen.
    «Glaubst du wirklich, dass es ein normales Leben für uns gibt?», fragend zog er die Schultern hoch. «Ich bin Wächter. Das ist alles, was ich kann. Der Bund ist alles, was mir geblieben ist.»
    Jenny sah ihn an. «Wieso geblieben?»
    Seine Familie!
    «Jenny », rasch kam er auf sie zu, beugte sich zu ihr hinunter und stemmte seine Armen zu beiden Seiten ihres Kopfes aufs Bett, blickte ihr eindringlich in die Augen, « dich endlich gefunden zu haben, war das Schönste in meinem Leben. An meiner Liebe zu dir wird sich nichts ändern. Du wirst ausreifen und egal wie du dich entscheidest: Wir werden zusammen sein. Eines Tages. Aber bis dahin muss ich meinen Job machen und Stefanie bewachen.»
    «Was ist mit deiner Familie? Wieso hast du nur noch den Bund?»
    Konrad stieß seinen Oberkörper mit einem Ruck von der Matratze ab und ging zum Lesesessel.
    «Der Bund ist meine Familie! Das ist alles», sagte er und zog seinen Mantel über.
    Aus ihm würde sie zu diesem Thema nichts mehr herausbekommen. Jenny legte ihren Kopf zurück aufs Kissen.
    Er knöpfte den Mantel zu, kam wieder zu ihr und beugte sich zu ihr hinunter.
    «Du musst mir vertrauen, Jenny», flüsterte er in ihr Ohr, rieb seine raue Wange an ihrer und küsste sie zum Abschied auf den Mund. «Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du alles erfahren.»
    Er hatte recht. Sie musste ihm vertrauen, denn sie konnte sich vertrauen, und wenn sie sich auf seine Energie einließ, spürte sie genau, dass er sie liebte und aufrichtig war. Ohne Vertrauen keine Liebe. Eine einfache Rechnung. Kaum merklich nickte sie.

17. Kapitel

    Nach der üblichen Morgenhektik saß Jenny neben Simone im Bus. Auch der Brummschädel fehlte nicht. Sie hatte es gerade noch so geschafft, ihrer Mutter einen Zettel auf den Küchentisch zu legen, auf dem stand, dass sie nach der Schule zu einer Freundin ginge und spätestens bis acht Uhr zu Hause war. Arthur ging es gut, das beruhigte Jenny. Es war schrecklich gewesen diesen starken, tapferen Krieger so ausgeliefert zu sehen. Er hatte die Gefahr nicht gescheut, ja, sich mit seinem frechen Mundwerk sogar noch mehr ins Kreuzfeuer begeben und das alles, um sich hinter sie zu stellen. Er hätte genauso gut einen Deal mit dem Dunklen eingehen und somit den Kampf umgehen können. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, Jenny in eine Falle zu locken. Sie mochte Arthur. Egal, welche Entscheidungen der Bund getroffen hatte. Arthur hätte sie blind vertraut und wäre überall mit ihm hingegangen. Stattdessen hatte er sein Leben riskiert, um sie zu schützen. Jenny schluckte schwer. Auch wenn sie ihre Kräfte zurückhielt, blieb sie doch die Auserwählte. Egal ob sie sich dem Bund anschloss oder nicht: Sie und die, die von ihr wussten blieben Verfolgte. Plötzlich hatte sie ein furchtbar schlechtes Gewissen. Nachdenklich schloss sie die Augen.

    Jenny hört Stimmen. Sie schaut sich um. Sie ist im Haus des Bundes, sieht von der Empore herab. Diesmal wird sie nicht bleiben. Sie muss zurück, ehe Cynthia sie entdeckt.
    «Ich möchte beim Rat vorsprechen», hört sie Konrads ruhige Stimme.
    Er sagt es gelassen, aber so, dass kein Zweifel an seinem Willen aufkommt.
    «Konrad, du bist kein Teenager mehr. Du wirst doch nicht im Ernst den Rat deswegen einberufen wollen!» Benedict klingt ungeduldig.
    Die Stimmen dringen aus dem Esszimmer im Erdgeschoss. Neugierig lässt Jenny sich hinuntergleiten. Am Esstisch sitzen Benedict, Ruth und Konrad beim Frühstück.
    Konrad wirft ärgerlich den Löffel neben seine Müslischale und schüttelt den Kopf.
    «Du hältst es für so gewichtig, dass du ihren Schutz riskierst, indem du mich als ihren Wächter abziehen lässt, aber nicht gewichtig genug, um eine Ratssitzung einzuberufen? Das ist lächerlich».
    So aufgebracht hat Jenny ihn noch nie erlebt.
    Benedict knallt seine Kaffeetasse auf den Tisch.
    «Du vergisst dich!», sagt er wütend.
    «Weißt du was?», antwortet Konrad, während er vom Stuhl aufsteht und zur Garderobe geht. «Heute Nacht hast du das noch ganz anders gesehen. Da hast du zugegeben, dass du falsch lagst. Und darf ich dich daran erinnern, dass du Ludwig als Versager bezeichnet hast? Sie hätte

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