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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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auf.
    Du wolltest Klartext, Jenny. Du hast Klartext!
    «Deal!», bestätigte sie.
    Alle atmeten erleichtert auf.
    «Konrad, du bist ab sofort wieder Jennys Wächter. Ludwig und Eva werden dich weiterhin unterstützen. Ludwig wird deinen anderen Auftrag übernehmen und noch jemanden zur Unterstützung bekommen», übernahm Agnetha wieder. «Soweit klar?»
    Beide nickten.
    «Konrad, wir würden gern noch mit Jenny sprechen», sagte Ruth.
    Konrad stand auf und verließ den Raum.
    Jenny fühlte sich seltsam, so allein vor den mächtigen Weißen.
    «Liebe Jenny, wir wollten dich noch einmal darum bitten uns wirklich jede Vision, die du hast, mitzuteilen. Auch wenn sie dir noch so absurd und unbedeutend vorkommt», betonte Ruth.
    «Und auch wenn sie dir noch so intim vorkommt», fügte Cynthia hinzu.
    Jenny fühlte sich ertappt. «Also, es gibt da noch eine», begann sie leise und sah zu Boden. «Aber darin passiert nichts. Ich bin einfach nur aufgeregt und durcheinander.» Jenny jonglierte. «Ich stürze auf Konrad zu und dann stehen wir da so rum. Und ich weiß nicht mal, wo genau. Dann wird es wolkig und dunkel. Es ist einfach das Gefühl, das ich dabei habe, das mich fertigmacht. Panik eben.»
    Die Anwesenden sogen scharf die Luft ein und sahen sich gegenseitig an.
    «Hast du Konrad die Vision gezeigt?», fragte Aaron ruhig.
    Jenny schüttelte den Kopf. «Es gab keine Gelegenheit dazu.»
    «Würdest du das für uns tun.» Väterlich lächelte er sie an und nickte ihr zu.

    Am besten funktionierte die Weitergabe ihrer Visionen an Konrad, wenn sie sich auch körperlich nah waren. Als Jenny ihm die Vision zeigte, saß sie seitlich auf Konrads Schoss in Samuels Chefsessel und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Er hatte sein Kinn auf ihre Nase und die Wange an ihre Stirn gelegt. Sie waren eingehüllt in die Wärme ihrer Lichtkörper. Wenn Jenny die Augen öffnete, sah es aus, als säße sie mit Konrad in einem mit rosa-hellblauen Wattebäuschen gefüllten Raum. Es war warm und gemütlich. Tagelang hätte sie so verbringen können. Doch sie beschränkten die Vereinigung ihrer Energien bisher auf die Visionen, die Konrad sehen sollte, da es insbesondere für ihn sehr anstrengend war. Jenny fiel die Energieaufnahme leichter. Außerdem hatte sie sich schon in der ersten Trainingswoche als Meisterin der Regeneration entpuppt.
    «Und was sagt dir die Vision?», fragte sie.
    Sie hatte gemerkt, wie ihre Panik ihn ebenfalls ergriffen hatte.
    «Nichts. Aber ich habe sie gesehen und das ist gut so. Du darfst keine mehr für dich behalten.»
    Sein Ausdruck war ernst, sehr ernst, als er das sagte.
    Kurz bevor es für Jenny Zeit war zu gehen, öffnete Aaron die Glastür zum Garten und winkte sie zu sich. Sie legte sich ihren Schal um und folgte ihm hinaus. Es hatte zwar nicht mehr geschneit, aber es war Februar und immer noch kalt. Aaron hielt seine Hände auf dem Rücken gefaltet und glitt in seinem weißen Licht, das die Dunkelheit erhellte, über den Rasen zu dem kleinen Rondell am anderen Ende. Es war angenehm und beruhigend seine Energie zu spüren.
    «Na Jenny, wie gefällt es dir bei uns?», fragte er sie schließlich.
    «Gut!», antwortete sie sofort.
    Aaron lächelte zufrieden. «Wir sind sehr glücklich darüber, dass du dich doch noch für uns entschieden hast.»
    Jenny sah beschämt zu Boden.
    «Es war aber nicht so, dass ich mich gegen euch entschieden hatte …», begann sie zu erklären.
    Doch Aaron hob unterbrechend die Hand.
    «Keine Sorge, meine Liebe. Das wissen wir. Du hattest gehofft, Gewohntes festhalten zu können. Das kennen wir alle. Wir waren auch mal jung, weißt du?» Seine silberfarbenen Augen funkelten ihr belustigt entgegen.
    Jenny nickte zustimmend.
    «Bald hast du Geburtstag», stellte er fest und lenkte vom Thema ab.
    «Ja. Ich werde sechzehn!»
    «Ich weiß», sagte Aaron. «Da wir uns an dem Tag nicht sehen können, möchte ich dir mein Geschenk heute schon geben.»
    Er blieb stehen und Jenny sah ihn mit großen Augen an.
    «Aber du brauchst mir doch nichts zu schenken», sagte sie.
    Eine anerzogene Höflichkeit, von der sie gerne bereit war abzuweichen.
    «Ich möchte aber», antwortete er lächelnd.
    Dann sah er in seinen Ausschnitt, holte etwas an einem Lederband daraus hervor und zog es sich über den Kopf. Es war ein kleines antikes Fläschchen mit einem runden Verschluss darauf. Es war durchsichtig wie Glas, wirkte aber sehr dick und robust. Um das Glas herum war von unten her eine silberne

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