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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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Einfassung, wie eine Hand die es festhielt, angebracht. Durch ein Öhr auf dem Verschluss war das Lederhalsband gezogen.
    Jenny starrte wie gebannt auf das Fläschchen. In seinem Inneren tänzelte ein Lichtklecks aus goldenen und weißen Strahlen, die sich ineinander verschlungen hatten. Es war wunderschön anzuschauen. Die goldenen Streifen erinnerten sie an das Licht der Gesandten und sofort überkam sie ein wohliges Gefühl. «Was ist das?», fragte sie, ohne den Blick davon zu nehmen.
    «Es ist ein ganz besonderes Fläschchen. Eines Tages wirst du es brauchen können», antwortete Aaron.
    «Das weiße Licht darin, es ist ein Stück deines Fragments, oder?» Jenny schaute ehrfürchtig zu ihm auf.
    Er nickte stumm.
    «Und was kann ich damit machen?»
    Aaron umfasste die Hand, in der sie das Gefäß hielt, und schloss sie fest darum.
    «Wenn es Zeit ist, wirst du wissen, was damit zu tun ist. Wichtig ist nur eins: », Aaron beugte sich zu Jenny herunter und stach mit seinen fast weiß leuchtenden Augen in ihre warmen, braunen, «du musst es immer bei dir tragen. Ganz fest an deinem Körper. Lass es keinen sehen. Und verliere es nicht!», ermahnte er sie.
    «Nein, bestimmte nicht!», sagte sie schnell. «Aber hoffentlich geht es nicht kaputt.»
    Aaron winkte ab. «So schnell geht es nicht kaputt. Du kannst ganz beruhigt sein.»
    Das war sie. Wie immer, wenn sie in Aarons Nähe war. Sie würde zu gern mehr über ihn wissen.
    «Darf ich irgendwann mal dein Buch lesen, Aaron?»
    «Eines Tages, sicher», antwortete er, legte ihr väterlich eine Hand auf die Schulter und kehrte mit ihr ins Haus zurück.

20. Kapitel

    «Guten Morgen, süße Maus», hörte Jenny Konrads Stimme im Traum.
    Sie konnte seine warmen, festen Lippen spüren, wie sie ihre Augenlider küssten, ihre Wangen, ihren Mund. Noch im Halbschlaf streckte sie sich seufzend, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Sie öffnete die Augen, zog die Decke hoch bis zur Nasenspitze und drehte sich schwungvoll auf die Seite. Neben ihr flackerte etwas hell. Auf dem Nachttisch stand ein Teller mit einem Rührkuchen im Miniformat und einer kleinen Kerze oben drauf. «Alles Gute zum Geburtstag, Süße. Dein Konrad», stand auf einem Kärtchen, daneben lag eine rote Rose. Zufrieden seufzte sie und kuschelte sich wieder in ihr Kopfkissen. Es war das erste Mal, dass sie seine Handschrift sah. So schwungvoll und gleichmäßig. Sie würde das Kärtchen in ihrem Geldbeutel aufbewahren und immer bei sich tragen. Sie warf einen kurzen Blick unter ihr Nachthemd, wo Aarons Fläschchen um ihren Hals hing. Ab heute würde sie immer zwei Dinge bei sich haben.
    Am Nachmittag saß Jenny mit Nina bei einer Tasse heiße Schokolade zusammen und teilte sich mit ihr Konrads Kuchen. Jennys Mutter hatte an ihre Stuhllehne einen Ballon mit Geburtstagsglückwünschen festgebunden. Wie schön wäre es, wenn Konrad hier zusammen mit ihr sitzen könnte. Sie würde ihn so gern mit Nina und ihrer Familie bekannt machen. Überhaupt wünschte sie, alle könnten sehen, dass sie beide zusammengehörten. Dennoch genoss Jenny mit ihrer besten Freundin die kurze Zeit, in der alles wie früher war.
    Gegen fünf verabschiedete Nina sich und Jenny verkroch sich in ihrem Zimmer. Sie musste zwar vorsichtig sein, dass ihre Mutter es nicht mitbekam, aber sie konnte auch zu Hause ein paar Übungen machen, um ihre Fähigkeiten zu trainieren. Ihre Lieblingsübung war die, ihre Energie in den Arm umzuleiten, dort zu sammeln und dann in einem Strahl aus der Hand auf die Blechdose zu jagen, die auf dem Fensterbrett stand, bis sie herunter fiel. Das Ganze klappte schon sehr gut. Als nächsten Schritt würde sie versuchen die Dose mithilfe eines eben solchen Energiestrahls, wieder nach oben zu heben und auf der Fensterbank zum Stehen zu bringen. Dafür würde es natürlich mehr Geschick brauchen, als Jenny im Moment aufbrachte. Derartige Techniken lernte sie im Kampftraining. Besonders Benedict war trickreich. Sein Repertoire an Bewegungsabläufen war unschlagbar. So hatte jeder der Bundmitglieder seine Besonderheiten. Konrad war ein Wächter, aber was ihn so besonders gut machte, war laut Samuel, dass er nahezu die kämpferischen Fähigkeiten eines Kriegers besaß. Arthur war unerbittlich, unerschütterlich und furchtlos. Cynthia war Meisterin im Lesen von Energien. Eine Fähigkeit, die in der Regel Heiler oder Seher besaßen. Zudem war sie eine hervorragende Kriegerin. Jenny griff in ihre Hosentasche und zog an dem

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