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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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streckte ihre Hände nach dem Schwert aus. Als sie es Benedict aus der Hand nahm, glaubte sie vorn überzukippen, so schwer war es. Dann spürte sie, wie ihr Energiekörper aus ihr herausströmte, in ihre Arme und Hände floss und das Schwert damit anhob. Sie umfasste den Griff und spürte die Hitze, die dabei entstand. Tränen schossen ihr in die Augen. Es war mehr als Freude über dieses schöne Schmuckstück, es war wie eine Vereinigung mit einem fehlenden Glied ihres Körpers. Jenny hob das Schwert und führte es mit unterschiedlichen Handbewegungen um ihren Körper herum. Auf einmal kam es ihr ganz leicht vor. Es wog nichts. Sie hielt es über den Kopf und ließ es schräg nach unten rasen. Dann schnitt sie quer um ihre Achse durch die Luft.
    Ich hab mein eigenes Schwert! Ich fass es nicht!
    Es war der wertvollste Gegenstand, den sie bisher in ihrem Leben besessen hatte. Und dachte sie vor wenigen Minuten noch, dass sie niemals Benedicts Begeisterung für ein solches Instrument teilen könnte, wusste sie nun, dass sie nie wieder ohne sein wollte.
    Kurz bevor Jenny aufbrechen musste, kam Konrad nach Hause.
    «Konrad», rief sie und stürzte auf ihn zu. «Ich muss dir was zeigen.»
    Ohne Rücksicht auf Benedicts kritischen Blick zog sie ihn an der Hand die Kellertreppe hinunter. Im Trainingsraum nahm sie ihr Schwert in beide Hände und führte es ihm vor. Dann stellte sie es mit der Spitze auf dem Boden auf, stützte sich mit der einen Hand auf den Griff und stemmte die andere in die Hüfte.
    «Und steht es mir?»
    Konrad schmunzelte.
    «Wie keiner sonst», sagte er.
    Seine Augen funkelten hell wie Diamanten, sein Blick hatte etwas sehnsüchtig Melancholisches, dann etwas Trauriges.
    Jennys Freude schwand. «Du willst doch noch immer, dass ich es habe, oder?»
    Langsam kam er auf sie zu und umfasste ihre Hand, die noch immer den Griff des Schwertes festhielt, so als wolle er ihre Bindung daran bekräftigen. Dann beugte er sich herunter und legte seine Stirn auf ihre. Mit der Wange strich Jenny über sein.
    «Es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche», antwortete er. «Naja, fast nichts», fügte er hinzu und schmunzelte.
    Er nahm den Kopf etwas zurück, betrachtete sie, als wolle er den Augenblick für die Ewigkeit festhalten. Dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie zärtlich auf den Mund.

19. Kapitel

    Samstags fand die außerordentliche Ratssitzung statt, auf die Konrad bestanden hatte. Eine Ratssitzung fand regulär einmal im Monat statt. Eine Außerordentliche konnte nur von einem Ratsmitglied einberufen werden. Jedes Mitglied des Weißen Bundes durfte aber einem Ratsmitglied vorsprechen und es um die Einberufung bitten. Jenny wusste, dass Konrad wieder ihr Wächter sein wollte. Wie er den Rat dazu bringen wollte, seine Entscheidung umzukehren, hatte er ihr allerdings verschwiegen.
    In der Nacht davor erlebte Jenny ihre allererste Vision noch einmal. Sie lief frierend von der Stadt entlang der Wohnhäuser Richtung Schulgelände, ihr Mädchen Marie fest in der Hand. Sie erschrak darüber, dass sie diese Vision noch einmal hatte. Das hieß doch, dass sich nichts geändert hatte. Dass ihnen düstere, angstvolle Zeiten bevorstanden. Sie musste dringend dem Bund davon berichten. Dazu würde sie das Zusammentreffen der Ratsmitglieder nutzen. Zu Beginn der Ratssitzung hatte Konrad beim Rat vorgesprochen. Darüber aber gegenüber Jenny kein weiteres Wort verloren.
    «… am Schluss sehe ich nur noch das Auto in Zeitlupe auf mich zurasen und diesen blauen Blitz hinter mir vorschießen und dann ist es vorbei …», beendete Jenny vor dem Rat den Bericht über ihre Vision.
    «Und du hattest diese Vision heute Nacht noch einmal?», fragte Jael, als Jenny auf einem Stuhl vor dem versammelten Rat saß.
    Jenny nickte.
    «Genau so?», hakte Cynthia nach.
    Konrad nickte. Jenny hatte ihm die Vision gezeigt.
    «Was war das mit der Zeitlupe?», fragte Aaron.
    Jenny zuckte die Schultern. «Die Vision endet immer so. Ich glaube es liegt daran, weil ich gleich aus dem Körper gerissen werde. Keine Ahnung.»
    «Konrad?» Aaron sah Konrad an.
    Konrad zuckte die Schultern. «Ja, irgendwie muss es so sein. Es ist nur ein kurzer Moment. Vielleicht ist ihr Fragment da schon dabei herauszugleiten.»
    «Noch irgendwelche Details?», fragte Benedict. «Etwas, das wir wissen sollten?»
    Beide schüttelten den Kopf.
    Aaron beugte sich nach vorn und ergriff das Wort. «In Ordnung. Ihr könnt jetzt gehen. Wir möchten uns

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