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Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Titel: Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Tessendorf
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beiden Kumpel aus Hamburg hätten Benno so zugerichtet.«
    »Hat er gesagt, was sie von ihm wollten?«
    »Auch wenn sie ihn ganz schön reingeritten haben, es scheint so was wie einen Ehrenkodex zu geben. Die halten alle dicht. Da ist aber noch etwas anderes. Mein Großvaterhatte ein Bild in seinem Besitz, das unter N S-Raubkunst fällt.«
    Ines sah sie an und zog die Augenbrauen hoch. »Und Benno hat das gewusst?«
    »Er hat es entdeckt, als er unser kleines Konzert besucht hat.« Olga holte ihr Telefon aus der Tasche und wählte Konrads Nummer. Zu Hause meldete sich niemand. Sein Handy war abgeschaltet. »Er ist bestimmt bei Benno im Krankenhaus.«
    Sie ging zurück und ließ sich auf das Sofa fallen. »Vincent hat das Bild vorhin verbrannt.«
     
    »Mit ihm muss ich zugrunde gehen.«
    Mit verklärtem Blick, unerreichbar für die Warnungen des armen Freundes Erik, der ihr gerade einen bösen Traum als unheilvolle Prophezeiung offenbarte, blickte Senta in weite Ferne.
    »Sie ist dahin! Mein Traum sprach wahr!«
    Voller Entsetzen stürzte Erik davon, während Senta starr, ganz dem Wahn verfallen, aufs Meer schaute. Unerreichbar für Appelle an die Vernunft.
    Thorvald hatte genügend Zeit, bis er wieder auf die Bühne musste. Er ging in die Kantine, um etwas zu trinken. Schon vor einer Weile hatte ihn eine seltsame Unruhe gepackt. Wo war Olga? Sie hatten schon vor Tagen verabredet, dass sie in seiner Garderobe auf ihn warten könne.
    Thorvald zog sein Handy aus seinem Jagdwams und wählte Olgas Nummer.
    »Wo steckst du? Bist du nicht in der Oper?«, fragte er mit gedämpfter Stimme.
    »Nein«, gab Olga knapp zurück. »Was ist los?«
    »Ich weiß nicht, aber   … dein Großvater sitzt vorne im Parkett. Er sieht zum Fürchten aus   … und die Himmelreichauch. Da muss doch irgendwas passiert sein, was Schlimmes.«
    »Sag mal, spinnst du?« Olga hörte deutlich Christian Reuthers Stimme im Hintergrund, obwohl er diesmal sehr gedämpft schrie.
    »Scheiße!« Damit beendete Thorvald das Gespräch.
    »Was ist passiert?«, fragte Ines.
    »Thor hat Stress und Vincent mimt den Fliegenden Holländer.« Mürrisch betrachtete Olga ihr Telefon und warf es aufs Sofa.
    Ines stand auf und holte ihre Umhängetasche. Sie zog Julianes großen Notizblock heraus, schlug die letzte Seite auf und reichte ihn Olga. Sie hatte die Fakten und Namen aller beteiligten Personen in einem Diagramm zusammengestellt. Ines Sadur war wieder ganz die Kriminalhauptkommissarin.
    Olga lehnte sich zurück und versuchte, das Wirrwarr der ihr so vertrauten Namen und Orte zueinander in Beziehung zu setzen. Julianes Name stand fest verwurzelt wie ein Baum im Zentrum des Waldes, an dessen Ästen alle Namen der Waldbewohner standen. Es fehlte kein Einziger. Selbst ihren eigenen Namen fand Olga neben Thorvalds. Sie blickte zu Ines hoch.
    »Im Grunde hast auch du ein Motiv«, sagte Ines in dem für sie so typischen kühlen, sachlichen Ton, als würde sie in ihrem Vernehmungszimmer sitzen, ein Mikrofon auf dem Tisch.
    »Es ist nicht zu übersehen, wie du an ihm hängst. Und Thorvald hat keinen Hehl daraus gemacht, dass Juli ihm nicht egal war. Damals wie heute.«
    Olga schwirrte der Kopf. »Aber das war vorbei.«
    »Bist du sicher?« Ines sah sie scharf an. »Hast du nicht gesehen, wie die beiden miteinander getanzt haben?«
    Doch, das hatte sie. Klar hatte sie das gesehen. Alle anderen auch. Manche hatten neugierig zu Olga geblickt, um zu sehen, wie sie darauf reagierte. Juliane in ihrem engen, lagunengrünen Kleid hatte sich mehr als einmal an Thorvald geschmiegt und die Augen beim Tanzen geschlossen. Sie hatten sich angelächelt. Waren sie kurze Zeit danach nicht verschwunden?
    Olga blickte wieder stumm auf den Block. Ihr wurde schwindelig. Juliane. Auf dem Blatt wuchs ein Ast von Juliane zu Luis. Ein anderer von Juliane zu Roman, ein dritter zu Vincent, und schließlich ein vierter zu Gudrun Himmelreich.
    Sie warf den Block auf den Tisch. »Eifersucht! Alles Unsinn.«
    »Nicht nur Eifersucht«, sagte Ines. »Schau dir mal die Verbindung zwischen Juli und Luis an.«
    Olga beugte sich nach vorn, um Ines’ Aufzeichnungen sehen zu können. Da entdeckte sie den kleinen Totenkopf, der auf dem Ast saß, von Staubwolken umgeben, aus denen Dynamitstangen herausragten. Olga stutzte.
    »Die Comicsprache müsste dir doch vertraut sein«, sagte Ines und lächelte. »Ich bin darin nicht so gut wie du.«
    »Luis und Juli hatten Streit?«, fragte Olga verblüfft.
    »Und

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