Der Waldläufer
einholen, so werden unsere Freunde mit dem bleichen Gesicht ihren Anteil an der Beute bekommen. Der Schwarze Falke wird bald zurückkehren, die Beute zu verteilen.«
Zwei oder drei Indianer sprengten wirklich hinter den herrenlosen Pferden her, die erschreckt zu fliehen schienen.
»Die Bleichgesichter können ruhig sein!« rief Antilope, um den Verdacht seiner Feinde einzuschläfern. »Der Schwarze Falke kommt endlich, um mit seinen neuen Freunden zu unterhandeln. Seht, er sprengt furchtlos durch ihr Jagdrevier!«
Der Indianer richtete diese Worte an Leute, deren Mißtrauen durch dieses Schauspiel nicht im entferntesten erregt wurde. Die meisten Mexikaner sahen es vielmehr als ein Pfand der Sicherheit an. Sie glaubten, daß das Vertrauen, mit dem einzelne Indianer wilde Pferde bis unter die Verschanzungen der Weißen verfolgten, ein Zeichen sei, daß der Friede bald abgeschlossen sein würde. Keiner von ihnen bemerkte, daß der Läufer sacht die Bänder seines weiten Mantels löste und daß seine Hand unter dessen Falten eine scharfe Streitaxt, die an seinem Gürtel hing, losmachte; ihre Aufmerksamkeit war durch die neue Szene, die ihre Blicke auf sich zog, ganz in Anspruch genommen. Die Pferdeschar mußte in der Richtung, die sie verfolgte, an der Wagenreihe des Lagers entlanglaufen.
Unter den Indianern, die die springenden Tiere in der Ebene verfolgten, war der Schwarze Falke zu erkennen. Die Abenteurer sahen, wie er vor die Spitze des fliehenden Haufens sprengte, um ihm den Rückzug abzuschneiden. Wirklich hielten auch die Pferde ungestüm vor der Öffnung an, die man vor einigen Stunden in die Wagenreihe gemacht hatte, um die Parlamentäre einzulassen.
Plötzlich erhob sich unter den Mexikanern in dem Augenblick, wo das wahnsinnige Vertrauen auf die Gegenwart des Läufers unter ihnen und auf die friedliche Haltung der jagenden Indianer keine Grenzen mehr kannte, ein Schrei der Bestürzung und des Schreckens. Wie durch ein Wunder, das man nur im Traum sieht, richteten sich in einem Augenblick düstere schwarze Gestalten, Kindern der Finsternis ähnlich, vor den Augen der Mexikaner empor. Diese Pferde, die herrenlos zu sein schienen, waren plötzlich von Reitern mit wehenden Federn und flatternden Mänteln bestiegen, die ihre Waffen schwangen und ein wütendes Geheul ausstießen.
Ein unglücklicher Zufall vermehrte noch Lärm und Schrecken dieses Überfalls. Die Pferde nämlich, die ihr Instinkt schon seit einigen Augenblicken von der Gegenwart der Indianer in Kenntnis gesetzt hatte, erschraken bei dem plötzlich mitten im Schweigen ausbrechenden Geheul und gaben jenem tollen, panischen Schrecken nach, der sie zuweilen ergreift und den die Mexikaner eine Estampida nennen. In einem Augenblick waren die Riemen zerrissen, mittels derer sie an die Räder und Deichseln der Wagen gebunden waren: die Pfähle, an denen sich ihre Halfter befanden, wurden herausgerissen, und die erschrockenen Tiere fingen an. im Lager umherzuspringen, rissen ihre Herren, die nicht imstande waren, sie festzuhalten, nieder und traten sie unter die Füße. Einige fuhren blind gegen die Verschanzungen; andere sprangen über die Wagen hinweg oder stürzten durch die Öffnung des Lagers.
Ausrufe des Schmerzes und der Wut mischten sich in das Wiehern der Pferde und in das Geheul der Indianer: die Mutigsten wurden ratlos und bestürzt. Bald waren keine anderen Pferde mehr da als diejenigen, die sich in ihrem blinden Schrecken an den Wagen zerschmettert oder betäubt hatten; die anderen galoppierten schon durch die Ebene.
Dieser neue Unglücksfall jedoch, der die Mexikaner traf, wäre beinahe zu ihrem Glück eingetreten. Die Indianer, die sich rasch in den Sattel geworfen hatten, waren einen Augenblick im Zweifel, ob sie nicht diese lebendige Beute, die ihnen entfloh, verfolgen sollten. Einige stürzten auch schon den zerstreuten Tieren nach-, zum Unglück für die Weißen hielt die Stimme des Schwarzen Falken sie zurück.
Ein Wort wird jetzt das unerwartete Erscheinen der Wilden erklären. Die Apachen hatten gegen die Mexikaner eine List gebraucht, die nur so kühne Reiter wie sie ausführen können. Sie hängen sich nämlich mit einem Fuß an ihren Sattel, verbergen den Körper an der Seite ihres Pferdes und können so lange Strecken durchfliegen. Die Finsternis hatte die Ausführung dieser Kriegslist noch viel leichter gemacht, und die Abenteurer hatten scheinbar nur wilde Pferde gesehen, ohne die Reiter, die sie trugen, zu bemerken.
Wie
Weitere Kostenlose Bücher